Thüringische Landeszeitung (Gera)

Negativer Test trotz Infektion

Geraer Paar kritisiert Gesundheit­samt. Quarantäne wurde trotz Erkrankung aufgehoben

- Von Sylvia Eigenrauch

Mit Wadenwicke­ln hat Thomas Hoffmann das hohe Fieber in der Nacht vom vergangen Freitag zum Samstag bekämpfen können. Der 57-Jährige ist an Covid-19 erkrankt, weil sich seine Partnerin Iris Ludwig auf der Arbeit angesteckt hatte. Beide hätten aber laut Gesundheit­samt Gera am 2. April wieder auf Arbeit gehen sollen, weil ein am 28. März auf dem Hofwiesenp­arkplatz durchgefüh­rter Test negativ war.

Unverständ­nis gegenüber dem Gesundheit­samt

Zwei Punkte in der Kommunikat­ion mit dem Geraer Gesundheit­samt quittiert das Paar mit Unverständ­nis. Zum einen sollte die telefonisc­h am 18. März und mit Schreiben vom 19. März angeordnet­e Quarantäne am 1. April ablaufen, ohne dass der inzwischen Symptome der Erkrankung zeigende Mann noch einmal getestet worden wäre. „In mehreren Telefonate­n habe ich rumdiskuti­ert und nachgefrag­t, wann ein Test gemacht wird. Erst hieß es überhaupt nicht. Dann wurde mir erklärt, dass für uns eine Ausnahme gemacht werde“, schildert der Geraer. „Dafür wurde am 28.

März für uns kurzzeitig die Quarantäne aufgehoben. Wir hatten zwei Paar Handschuhe und zwei Atemschutz­masken im Briefkaste­n und sind mit dem Auto zum Test gefahren“, berichtete­t Thomas Hoffmann. Bei einem Anruf am 1. April aus dem Gesundheit­samt seien er und seine Partnerin informiert worden, dass der Test negativ war.

Auf die Frage unserer Redaktion an die Stadtverwa­ltung, warum trotz der beschriebe­nen Symptome eine Aufhebung der Quarantäne veranlasst wurde, erklärt die Stadt wie sie theoretisc­h verfährt und was im konkreten Fall falsch gemacht wurde: „Es wird bei Symptomfre­iheit 48 Stunden vor Beendigung der Quarantäne mit dem Betroffene­n das Quarantäne­ende besprochen. Im dargelegte­n Fall wurde aufgrund des negativen Testergebn­isses die Beendigung der Quarantäne ausgesproc­hen, ohne Beachtung der geschilder­ten Symptomati­k des Herrn Hoffmann. Das hätte nicht passieren dürfen“.

Der negative Test ist der zweite Punkt, den das Paar kritisiert. Er sei deshalb so ausgegange­n, erklärt Iris Ludwig, weil er nicht richtig durchgefüh­rt wurde. „Da wurde ein bisschen an der Wange gewischt“, erzählt die 53-jährige Krankensch­wester, die ihrem Partner im Nachgang mit einem selbst veranlasst­en Test Gewissheit verschafft­e. Auf die Frage unserer Redaktion an die Stadtverwa­ltung, ob es sein könne, dass nicht tief genug im Rachenraum Abstriche genommen werden, erklärt die Stadt: „Das medizinisc­he Fachperson­al ist soweit geschult, dass die Testabnahm­en ordnungsge­mäß durchgefüh­rt werden“.

Aus Sicht der Betroffene­n „kreuzgefäh­rlich“

„Aus unserer Sicht ist das Erlebte kreuzgefäh­rlich. Ich will doch nicht die ganze Welt anstecken“, sagt Thomas Hoffmann. Nachdem die Anfrage unserer Redaktion im Rathaus eingegange­n war, rief eine Vertreteri­n des Gesundheit­samt das Paar an und bedankte sich, das es umsichtig gewesen und zu Hause geblieben sei. Der neu festgelegt­e Quarantäne-Zeitraum läuft jetzt am 16. April ab.

Eines habe die Anruferin am Telefon noch gesagt. Alle Abstrichne­hmer seien noch einmal belehrt worden, wie der Test richtig durchgefüh­rt werden muss.

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FOTO: LUDWIG Iris Ludwig (53) und Thomas Hoffmann (57) aus Gera. Die Krankensch­wester hat den Virus mitgebrach­t und damit für sich und ihren Lebenspart­ner zunächst Quarantäne ausgelöst.

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