Thüringische Landeszeitung (Gera)
Ultimatum für Awo-Vorstand
Bundesverband erwartet Einschätzung der Thüringer Lage
Wegen des Skandals bei der Thüringer Arbeiterwohlfahrt (Awo) macht der Awo-Bundesverband weiter Druck auf den Landesverband. Vorstandschef Wolfgang Stadler und Vorstandsmitglied Selvi Naidu haben den verbliebenen Mitgliedern des geschäftsführenden Landesvorstands, Elvira Diebold und Katrin Matzky, ein Ultimatum gestellt. Bis zum Mittwoch, 3. Juni, sollen beide erklären, wie sie die aktuelle Situation bei der Thüringer Awo bewerten und welche Maßnahmen sie ergreifen wollen. „Hierbei interessiert uns auch, wie die Gesellschaftsvertretung der Awo AJS aktuell geregelt ist – aufgrund der Personalgleichheit der Vertretung bei den einzigen beiden Gesellschaftern“, heißt es in der am Freitagabend versandten Mail, die dieser Zeitung vorliegt. Dem vorausgegangen ist eine Videokonferenz von zehn Thüringer Kreisverbänden mit dem Bundesvorstand. Mittwoch findet die nächste Sitzung des Landesvorstandes statt. Eine Anfrage zu den geplanten Inhalten blieb vergangene Woche unbeantwortet.
Diebold ist sowohl Mitglied des Awo-Landesvorstandes als auch Vorsitzende des Awo-Kreisverbandes Erfurt. Dieser ist Minderheitsgesellschafter der AJS (35 Prozent), während der Landesverband Hauptgesellschafter ist. Stadler und
Naidu kritisieren in ihrem Schreiben nicht nur, dass sie von Diebold und Matzky bisher keine Stellungnahme zur Situation der Thüringer Awo erhalten haben, „obwohl sich die Situation medial und innerhalb des Verbandes extrem zuspitzt“. Sie berichten auch von Beschwerden mehrerer Kreisverbände, weil der Landesvorstand diese nicht über das weitere Vorgehen informiert.
Diebold erklärte auf Anfrage: „Alle Verträge wurden nach Recht und Gesetz geschlossen und in den dafür zuständigen Gremien abgestimmt.“Die Neuwahl des Landesvorstandes hat die Thüringer Arbeiterwohlfahrt nach dem massiven Druck der vergangenen Wochen auf den 19. Juli vorgezogen.