Thüringische Landeszeitung (Gera)

SPD wirft Altmaier Blockade bei der Frauenquot­e vor

Lambrecht: Pandemie nicht als Vorwand gegen Gesetz nutzen

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Von Alessandro Peduto und Christian Unger

Die SPD erhöht beim Thema Frauenquot­e den Druck auf die Union. Bundesjust­izminister­in Christine Lambrecht (SPD) warnte davor, wegen der Pandemie das Gesetzesvo­rhaben zur Erhöhung des Frauenante­ils in Unternehme­nsvorständ­en zu blockieren. Es wäre „absurd, wenn jetzt die Corona-Krise als Argument dafür angeführt würde, eine bessere Beteiligun­g von Frauen in Vorständen zu verhindern“, sagte Lambrecht unserer Redaktion. Die Ministerin betonte: „Die CoronaKris­e darf nicht dazu führen, dass veraltete Rollenbild­er von Frauen und Männern zementiert werden“. Deswegen müssen man gerade jetzt besonders darauf achten, dass die Gleichstel­lung in allen Lebensbere­ichen voran komme - auch in der Wirtschaft. Bei der Besetzung von Posten in Unternehme­nsvorständ­en mit Frauen gebe es „ein besonders krasses Defizit“, betonte Lambrecht. Diese Führungsgr­emien seien „nach wie vor absolut männerdomi­niert“. Auch Bundesfami­lienminist­erin Franziska Giffey (SPD) hatte Bundeswirt­schaftsmin­ister Peter Altmaier (CDU) am Wochenende vorgeworfe­n, das Gesetz zu blockieren. In der Corona-Krise erhielten Frauen in systemrele­vanten, aber schlecht bezahlten Berufen viel Lob, „aber wenn es um mehr Frauen in Führungspo­sitionen geht, dann winkt zum Beispiel die Union ab“, sagte Giffey der „Bild am Sonntag“. Staatshilf­en für die Wirtschaft, über die der Koalitions­ausschuss an diesem Dienstag berät, sollten mit Frauenförd­erung geknüpft werden.

Ein von Lambrecht und Giffey erarbeitet­er Gesetzentw­urf sieht vor, dass börsennoti­erte Unternehme­n mit einem mindestens vierköpfig­en Vorstand in Zukunft wenigstens einen der Posten mit einer Frau besetzen müssen. Wird gegen diese Mindestbet­eiligung verstoßen, soll der Sitz im Vorstand unbesetzt bleiben. Der Entwurf befindet sich seit Ende Februar in der regierungs­internen Abstimmung.

Das CDU-geführte Wirtschaft­sministeri­um ließ durchblick­en, dass es die Vorschläge der SPD skeptisch sieht. Man achte „grundsätzl­ich darauf, dass die Bürokratie insgesamt abund nicht zunimmt, insbesonde­re durch zusätzlich­e aufwendige Berichtspf­lichten“, teilte eine Sprecherin von Altmaier auf Anfrage mit. Auch der Rechtspoli­tiker der Union im Bundestag, Jan-Marco Luczak (CDU), hat Bedenken. Die Einführung einer Geschlecht­erquote für Vorstände börsennoti­erter Gesellscha­ften stelle einen „erhebliche­n Eingriff in die unternehme­rische Freiheit“dar.

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FOTO:AFP Christine Lambrecht

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