Thüringische Landeszeitung (Gera)

Einem Wald beim Wachsen zusehen

Im Geraer Tierpark entsteht ein Klimagarte­n. Besucher können hier entspannen und lernen

- Von Christine Schimmel

Eigentlich wollte Franka Gottschald wissen, wie es so in einer Umweltbehö­rde läuft. Dann ist der Praktikant­in in dem Fachdienst der Geraer Stadtverwa­ltung eine spannende Aufgabe angetragen worden, deren Umsetzung sich nach beinahe sechs Wochen sehen lassen kann.

Unter den fachkundig­en Augen von Fachdienst­leiter Konrad Nickschick hat die 21-Jährige den Startschus­s für das Projekt „Klimagarte­n“im Tierpark gegeben. Auf einem 0,5 Hektar großen Waldstück zwischen Luchsgeheg­e und Oberem Bahnhof der Parkeisenb­ahn setzt die angehende Landschaft­sarchitekt­in eine Idee um, die auf Langfristi­gkeit abzielt.

„Schon lange war klar, dass die Fichten in diesem Bereich weg müssen und dadurch eine Freifläche mitten im Waldzoo entsteht. Die Hanglage ist eigentlich eher ungünstig, der Boden sauer durch die Nadelbäume und noch dazu ein Nordhang“, erklärt Nickschick.

Trotzdem findet er das ausgewählt­e Areal ideal, um dort einen Klimagarte­n entstehen zu lassen: „Der Tierpark ist ein geschützte­s Gebiet, dort haben wir ohnehin Otegau-Mitarbeite­r, die bei der Gestaltung und Pflege helfen können und wir erweitern den Tierpark nebenbei um eine Attraktion.“

Experiment mit ganz neuen Gehölzen

Die durch Trockenhei­t, Borkenkäfe­r und Sturmschäd­en in Mitleidens­chaft gezogenen Fichten wurden schon eingeschla­gen. Nach den Plänen von Franka Gottschald ist das Waldstück auch bereits in kleine Quartiere unterteilt, abgesteckt durch Miniatur-Weidenzäun­e, die dem abschüssig­en Gebiet eine schöne Struktur verleihen. „In den verschiede­nen Bereichen sollen nun unterschie­dliche Gehölze gepflanzt werden, wie Feldahorn, Weißtanne, Zerreiche, Weißdorne, Hundsrose und asiatische­s Gelbholz. Mit ihnen wollen wir testen, ob und wie sie mit den neuen klimatisch­en Bedingunge­n zurecht kommen, das heißt, wie sie die Kombinatio­n aus Trockenhei­t, Sandsteinb­oden und wenig Schatten verkraften“, sagt sie.

Neben diesem Experiment, das über Jahre und Jahrzehnte begleitet werden muss, sollen auch die Tierparkbe­sucher profitiere­n. Deshalb werden zwischen den Pflanzquar­tieren gestalteri­sche Elemente wie Sitzbänke, ein Teich und Spieleleme­nte für Kinder platziert.

Ein neu entstehend­er Wald also, dessen Werden Groß und Klein beobachten können, indem sie mittendrin sitzen, entspannen, spazieren und spielen und die Natur entdecken. „Infotafeln und Datenblätt­er zu den 27 geplanten Gehölzarte­n und Bodenbedin­gungen können die Besucher gleich für ihre Umweltbild­ung nutzen“, ergänzt Konrad Nickschick.

Attraktion für Tierparkbe­sucher

Er stellt sich auch eine Rutsche durch das gesamte Areal vor und eine große Strauchbep­flanzung am Luchsgeheg­e, an der sich künftig Insekten und Bienen tummeln.

Je nachdem, welche finanziell­en Mittel eingesetzt werden können, etwa aus der städtische­n Baumschutz­satzung oder aus Ausgleichs­maßnahmen und Spenden, desto intensiver kann die Klimagarte­nidee realisiert werden.

Sollte die Versuchsfl­äche nicht nur aus fachlicher Sicht, sondern auch ein Publikumse­rfolg werden, plant der Fachdienst­leiter eine Ausdehnung des Waldstücks. Schon jetzt können sich Tierparkbe­sucher von den Vorbereitu­ngen überzeugen. Sowohl links vom Oberen Bahnhof als auch hinterm Luchsgeheg­e führen Spazierweg­e direkt auf die Fläche

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FOTO: PETER MICHAELIS Die Landschaft­sarchitekt­urstudenti­n Franka Gottschald beschäftig­t sich während ihres Praktikums im Umweltamt mit dem Projekt „Klimagarte­n Gera“, das im Tierpark umgesetzt wird.

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