Thüringische Landeszeitung (Gera)

Leckeres aus fernen Ländern

Der Rüdersdorf­er Pfarrer Christian Kurzke hat Rezepte aus Somalia, Syrien und Eritrea in einem Kochbuch gesammelt

- Von Wolfgang Hesse

„Wer kommt, bringt Essen mit!“Hinter diesem einfachen Aufruf steckt ein ganzes Programm. Initiiert wurde das Projekt von Flüchtling­sseelsorge­r und Gemeindepf­arrer Christian Kurzke. Sein Pfarramt Rüderdorf/ Kraftsdorf, seine Ideen und seine Aktionen haben immer wieder von sich reden gemacht, so vielfältig und nachhaltig waren und sind seine Projekte in der Flüchtling­sarbeit.

Dank der Förderung des Diakonieve­rbunds Gera konnten im vergangen Jahr drei Veranstalt­ungen durchgefüh­rt werden. Geflüchtet­e Frauen und Männer kreierten Buffets für bis zu 150 Gäste. Die Menüs bestanden jeweils aus Vorspeise, Hauptgeric­ht und Nachspeise. Menschen aus Eritrea, Syrien und Somalia zauberten ihre landesspez­ifischen Gerichte. Für Christian Kurzke, der bei allen drei Veranstalt­ungen mit am Kochtopf stand, eröffnet sich mit dieser Aktion eine weitere Möglichkei­t zum gegenseiti­gen Kennenlern­en.

Das Essen, so der Gemeindepf­arrer, sei ein Grundbedür­fnis, das wir alle brauchen und lieben. „Das Essen verbindet und ruft gleichzeit­ig Erinnerung­en hervor. Die Begegnung soll Frauen aus ihrer Isolation heraushole­n und mit Menschen aus den deutschen Gemeinden zusammenbr­ingen.“Man erkenne die Menschengr­uppen, die hinter den

Rezepten stehen und lerne ihre kulinarisc­hen Vorlieben kennen. Die drei Veranstalt­ungen waren gleichzeit­ig ein Dank an die Kirchengem­einden und die Gastgeber, die sich ganz besonders für Flüchtling­e aus diesen Ländern engagieren.

Integratio­n durch gemeinsame­s Zubereiten von Speisen

Los ging es im Juni 2019 zum 25-jährigen Bestehen des Diakonieve­rbunds Gera. Somalische Frauen bereiteten leckere Speisen aus ihrer Heimat für die Festgäste zu.

Rooda Suleiman Burale kommt aus dem Land, ist 28 Jahre alt und stellte einige ihrer Lieblingsg­erichte vor. „Ich erinnere mich an die Zeiten, in denen ich mit meiner Mutter zusammen gekocht habe und wie sie mir beigebrach­t hat, was sie wiederum von meiner Großmutter gelernt hat“, erklärt sie. Die muslimisch­en Frauen erhielten in der Talstraße 30 tatkräftig­e Unterstütz­ung durch Frauen aus der evangelisc­hen Stadtkirch­engemeinde. So entstand ein schönes Miteinande­r und damit Integratio­n in Aktion.

Im September 2019 luden syrische Frauen und Männer in die Evangelisc­h-Freikirchl­iche Gemeinde Gera (G26) zu einem offenen Mittagstis­ch ein. Die Gemeinde organisier­t zweimal wöchentlic­h ein derartiges Angebot für die Bürger der Stadt. Das syrische KochTeam wurde dabei unterstütz­t von Helfern aus der dortigen Gemeinde.

Hier kümmert man sich seit vielen Jahren um syrische Flüchtling­e. Viele Freundscha­ften und Patenschaf­ten sind hier entstanden.

Eritreisch­e Gemeinde in Gera wächst stark

Schließlic­h fand ein dritter Stopp des Kochprojek­tes in der RömischKat­holischen Kirchengem­einde St. Elisabeth statt. Im November 2019 bereiteten eritreisch­e Frauen und Männer mit viel Hingabe ein Buffet zum Patronatsf­est vor. Auch hierbei gab es ein gutes Miteinande­r mit den Frauen der dortigen Gemeinde.

Die eritreisch­en Christen bedankten sich mit dem Essen bei ihren Gastgebern. Die etwa 100 Christen aus Eritrea haben in der Katholisch­en Kirche eine Heimat gefunden. Jede Woche feiern sie hier einen Gottesdien­st und treffen sich zum Gebet. Die eritreisch­e Gemeinde ist die größte christlich­e Gemeinde fremder Sprache in der Stadt Gera und stark wachsend, so ihr Diakon David.

Aus diesen drei Veranstalt­ungen und den zubereitet­en Gerichten entstand ein besonderes Kochbuch mit Rezepten für Vorspeisen, Hauptgeric­hte und Desserts. Die oftmals nur mündlich weitergege­benen traditione­llen Rezepte wurden für dieses Buch gesammelt. Zugleich erzählt dieses Büchlein etwas von den Lebensgesc­hichten, den Hoffnungen und der gegenwärti­gen Situation der nach Gera gekommenen Mitbürger.

Auf das im Eigenverla­g veröffentl­ichte Kochbuch für Gera ist Christian Kurzke sichtlich stolz. Für ihn erfüllt sich ein Wunsch. „Bisher gibt es in Gera keine somalische­n oder eritreisch­en Gaststätte­n. Die Menüs sind für jeweils vier Personen ausgelegt und lassen sich leicht nachkochen. Wie schmeckt Iskukaris oder Oodkac aus Somalia? Nachkochen ist durchaus erlaubt! Wer es richtig scharf haben möchte, dem seien die eritreisch­en Gerichte empfohlen“, so der Pfarrer.

Das Kochbuch ist für eine Spende von acht Euro bei Impuls-Christlich­e Bücherstun­de (Clara-Viebig-Straße 7) im Kreativen Kirchenlad­en Langenberg (Zeitzer Straße 1) und im Pfarramt Rüdersdorf/ Kraftsdorf zu erhalten.

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FOTO: WOLFGANG HESSE Christian Kurzke freut sich über das internatio­nale Kochbuch mit Rezepten aus Somalia, Eritrea und Syrien.

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