Thüringische Landeszeitung (Gera)
Grünes Tuch und Pflastermaschen
Jury empfiehlt Ideen aus der Siegerarbeit des Landschaftswettbewerbes für Neue Mitte umzusetzen
Bevor am Dienstag die Ausstellung „KuK an III“mit den Arbeiten der 19 Teilnehmer am Wettbewerb für Landschaftsarchitekten „Gera: Freiraum Mitte“im Kulturund Kongresszentrum eröffnet wurde, präsentierte die Jury die Siegerarbeiten der Öffentlichkeit.
Mehr als die Petersilie rundrum
Dass es „nicht ganz gewöhnlich“ist, den Freiraum zeitlich vor den Gebäuden zu gestalten, betonte Marta Doehler-Behzadi, die Geschäftsführerin der Internationalen Bauausstellung Thüringen (IBA). Sonst sei es nur „die Zutat, die Petersilie rundrum“, sagte sie, ohne den Wert der Arbeiten schmälern zu wollen. Denn trotzdem sprach sie von einem „großen Schritt“. In Gera begebe man sich auf die Perspektive des Freiraums, wohl weil das viele Geraer auch so tun, meinte sie. Zuvor hatte Oberbürgermeister Julian Vonarb (parteilos) daran erinnert, dass für das 2,5 Hektar große IBAProjekt Geras Neue Mitte „so viel Bürgerbeteiligung wie noch nie“praktizierte werde.
Fachpreisrichter Wolfram Stock nannte es „ein tolles Jury-Ergebnis“, dass alle Preisträger einstimmig gefunden wurden. Da zudem der 1. Preis von Grieger Harzer Landschaftsarchitekten Berlin mit klarem Abstand zu zwei dritten Preisen von Mesh Landschaftsarchitekten Hannover und Levin Monsigny Landschaftsarchitekten Berlin bewertet wurde, sagte er zu Oberbürgermeister Julian Vonarb: „Hier haben sie ein ganz klares Votum. Damit kann man umgehen“. Und so empfiehlt die Jury der Stadt Gera, den Siegerentwurf umzusetzen.
Dotiert ist der Siegerpreis mit 26.000 Euro, die beiden dritten Preise mit je 13.000 Euro. Anerkennungspreise erhielten Stötzer Landschaftsarchitekten Freiburg und Franz Reschke Landschaftsarchitektur Berlin.
Für den Sieger ist Gera eine Entdeckung
Für Landschaftsarchitekt Stefan Grieger, geboren 1982 in Dresden, sei Gera eine Entdeckung, eine Großstadt, über die man wenig spreche, sagt er, der vor dem Wettbewerb noch nie hier war. „Es erfüllt uns mit Stolz, hier arbeiten zu können. Besonders inspirierend war, wie stark der Raum von Bürgern diskutiert wird“. Die Neue Mitte sei durch ihre vielen Brüche spannend für Planer. „Hier ist unsere Profession gefragt, Verbindendes zu finden“, sagt er.
Die gefundene „Maschenweite des Pflasters kann gut vermitteln“, sagt Wolfram Stock. Inspiration für die Pflasterfläche sei in der Form die Struktur der KuK-Fassade gewesen und in der Farbe das warme Granitpflaster auf dem Markt. „Diese Unterlage haben wir mit Grün gefüllt“, beschreibt Grieger und vergleicht: „Wir haben ein grünes Tuch in der Tuchmacherstadt ausgelegt“. Dabei sei das grüne Band, das sich vom Stadtmuseum bis zur erhaltenswerten Platane vor der Bibliothek ziehen soll, in seiner Struktur noch flexibel. Das betreffe beispielsweise die Größe von Lesegarten, Liegewiese und Stadtgarten. Kleine Senken sollen zeitweise Regenwasser fassen, ein kleines Wasserspiel für kontinuierliches Nass sorgen.
Als „Schmankerl“bezeichnet Fachpreisrichter Stock ein temporäres Gerüst am Platz am KuK, der als erstes gestaltet werden soll und das Areal um die Steinskulptur umfasst. Die Planer nennen das Bauwerk „neue Zitronenpresse“in Anlehnung an das abgerissene Café, das mit dem Interhotel den Arcaden weichen musste. Im Innern ist eine Pyramide auszumachen, auf der man sich das Ausquetschen einer halben Zitrone vorstellen kann. Doch mehr noch. Räume für Treffs, die Treppen zur KuK-Terrasse und ein Steg hinüber auf sie, sind in dem Bau geplant, der vielleicht auch dauerhaft sein kann. Das KuKErdgeschoss soll einen Schaukasten bekommen und Glasvitrinen sollen das Stadtmuseum säumen.
„Die IBA endet 2023. Wir gehen nicht davon aus, dass die Fläche bis dahin in Gänze bebaut ist, aber die Freiflächen wollen wir vorher geschafft haben“, sagt IBA-Geschäftsführerin Marta Doehler-Behzadi.
Die Ausstellung „KuK an III“ist dienstags bis freitags 14 bis 18 Uhr und samstags 10 bis 16 Uhr zu sehen