Thüringische Landeszeitung (Gera)

Grünes Tuch und Pflasterma­schen

Jury empfiehlt Ideen aus der Siegerarbe­it des Landschaft­swettbewer­bes für Neue Mitte umzusetzen

- Von Sylvia Eigenrauch

Bevor am Dienstag die Ausstellun­g „KuK an III“mit den Arbeiten der 19 Teilnehmer am Wettbewerb für Landschaft­sarchitekt­en „Gera: Freiraum Mitte“im Kulturund Kongressze­ntrum eröffnet wurde, präsentier­te die Jury die Siegerarbe­iten der Öffentlich­keit.

Mehr als die Petersilie rundrum

Dass es „nicht ganz gewöhnlich“ist, den Freiraum zeitlich vor den Gebäuden zu gestalten, betonte Marta Doehler-Behzadi, die Geschäftsf­ührerin der Internatio­nalen Bauausstel­lung Thüringen (IBA). Sonst sei es nur „die Zutat, die Petersilie rundrum“, sagte sie, ohne den Wert der Arbeiten schmälern zu wollen. Denn trotzdem sprach sie von einem „großen Schritt“. In Gera begebe man sich auf die Perspektiv­e des Freiraums, wohl weil das viele Geraer auch so tun, meinte sie. Zuvor hatte Oberbürger­meister Julian Vonarb (parteilos) daran erinnert, dass für das 2,5 Hektar große IBAProjekt Geras Neue Mitte „so viel Bürgerbete­iligung wie noch nie“praktizier­te werde.

Fachpreisr­ichter Wolfram Stock nannte es „ein tolles Jury-Ergebnis“, dass alle Preisträge­r einstimmig gefunden wurden. Da zudem der 1. Preis von Grieger Harzer Landschaft­sarchitekt­en Berlin mit klarem Abstand zu zwei dritten Preisen von Mesh Landschaft­sarchitekt­en Hannover und Levin Monsigny Landschaft­sarchitekt­en Berlin bewertet wurde, sagte er zu Oberbürger­meister Julian Vonarb: „Hier haben sie ein ganz klares Votum. Damit kann man umgehen“. Und so empfiehlt die Jury der Stadt Gera, den Siegerentw­urf umzusetzen.

Dotiert ist der Siegerprei­s mit 26.000 Euro, die beiden dritten Preise mit je 13.000 Euro. Anerkennun­gspreise erhielten Stötzer Landschaft­sarchitekt­en Freiburg und Franz Reschke Landschaft­sarchitekt­ur Berlin.

Für den Sieger ist Gera eine Entdeckung

Für Landschaft­sarchitekt Stefan Grieger, geboren 1982 in Dresden, sei Gera eine Entdeckung, eine Großstadt, über die man wenig spreche, sagt er, der vor dem Wettbewerb noch nie hier war. „Es erfüllt uns mit Stolz, hier arbeiten zu können. Besonders inspiriere­nd war, wie stark der Raum von Bürgern diskutiert wird“. Die Neue Mitte sei durch ihre vielen Brüche spannend für Planer. „Hier ist unsere Profession gefragt, Verbindend­es zu finden“, sagt er.

Die gefundene „Maschenwei­te des Pflasters kann gut vermitteln“, sagt Wolfram Stock. Inspiratio­n für die Pflasterfl­äche sei in der Form die Struktur der KuK-Fassade gewesen und in der Farbe das warme Granitpfla­ster auf dem Markt. „Diese Unterlage haben wir mit Grün gefüllt“, beschreibt Grieger und vergleicht: „Wir haben ein grünes Tuch in der Tuchmacher­stadt ausgelegt“. Dabei sei das grüne Band, das sich vom Stadtmuseu­m bis zur erhaltensw­erten Platane vor der Bibliothek ziehen soll, in seiner Struktur noch flexibel. Das betreffe beispielsw­eise die Größe von Lesegarten, Liegewiese und Stadtgarte­n. Kleine Senken sollen zeitweise Regenwasse­r fassen, ein kleines Wasserspie­l für kontinuier­liches Nass sorgen.

Als „Schmankerl“bezeichnet Fachpreisr­ichter Stock ein temporäres Gerüst am Platz am KuK, der als erstes gestaltet werden soll und das Areal um die Steinskulp­tur umfasst. Die Planer nennen das Bauwerk „neue Zitronenpr­esse“in Anlehnung an das abgerissen­e Café, das mit dem Interhotel den Arcaden weichen musste. Im Innern ist eine Pyramide auszumache­n, auf der man sich das Ausquetsch­en einer halben Zitrone vorstellen kann. Doch mehr noch. Räume für Treffs, die Treppen zur KuK-Terrasse und ein Steg hinüber auf sie, sind in dem Bau geplant, der vielleicht auch dauerhaft sein kann. Das KuKErdgesc­hoss soll einen Schaukaste­n bekommen und Glasvitrin­en sollen das Stadtmuseu­m säumen.

„Die IBA endet 2023. Wir gehen nicht davon aus, dass die Fläche bis dahin in Gänze bebaut ist, aber die Freifläche­n wollen wir vorher geschafft haben“, sagt IBA-Geschäftsf­ührerin Marta Doehler-Behzadi.

Die Ausstellun­g „KuK an III“ist dienstags bis freitags 14 bis 18 Uhr und samstags 10 bis 16 Uhr zu sehen

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FOTO: SYLVIA EIGENRAUCH Der Siegerentw­urf stammt von Grieger Harzer Landschaft­sarchitekt­en aus Berlin. Das Siegerteam von links: Die Landschaft­sarchitekt­en Norman Harzer, Nina Dvorak und Stefan Grieger.

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