Thüringische Landeszeitung (Gera)
Mit Afrika im Herzen
Ein Ehepaar aus Erfurt hat sich in Tansania verliebt und unterstützt die Einwohner vor Ort
Heike und Kent Franke aus Erfurt haben ihr Herz an Tansania verloren. An das, wie sie sagen, „echte Afrika“. Vor anderthalb Jahren reisten beide zum ersten Mal in das ostafrikanische Land, um an Safaris teilzunehmen und die sogenannten Großen Fünf, also Elefant, Nashorn, Büffel, Löwe und Leopard, in natura zu sehen. Aber auch, um Einwohnern zu begegnen, vor allem den Massai, die im Norden des Landes leben.
Kurz vor der Corona-Krise war das Ehepaar dann ein zweites Mal da – „und so toll die Safaris sind, sie sind eigentlich fast nur noch schmückendes Beiwerk“, sagt Heike Franke. Denn längst übertreffe das Interesse an den Menschen jenes an der beeindruckenden Landschaft und ihren tierischen Bewohnern. Die Gastfreundschaft der Einwohner, ihre Herzlichkeit und Wärme haben die beiden Erfurter bereits während ihrer ersten Reise tief berührt: „Damals hatten wir schon viele Gastgeschenke für Kinder dabei“, sagt Heike Franke, die in der Erfurter Stadtverwaltung arbeitet. Diesmal aber hatte das Ehepaar dank zahlreicher Spenden aus dem Freundes- und Bekanntenkreis nicht nur Geschenke wie Fußbälle, T-Shirts oder Buntstifte für eine Schule von Aids-Waisen im Gepäck, sondern auch knapp 500 Euro Bargeld. Davon kaufte es vor Ort und damit auch zur Unterstützung der örtlichen Erzeuger und Händler Lebensmittel wie Reis, Maismehl, Tee und Bananen für die Massai und zwei Schulen. Heike Franke und ihr Mann wissen, dass sie den Menschen damit am sinnvollsten unter die Arme greifen – und den Spendern zugleich zusichern können, dass das Geld eins zu eins bei den Empfängern ankommt.
Die Geldspenden reichten aber nicht nur für den Lebensmitteleinkauf, die Frankes konnten auch noch etwas für eine Operation zuschießen, der sich ein Massai-Mädchen mit einem Bauch-Tumor unterziehen musste. „Die Freude und Dankbarkeit darüber waren unbeschreiblich“, sagt Heike Franke. Sie und ihr Mann wissen, dass sie nicht die ganze Welt retten können, sondern sich stattdessen auf ein Projekt fokussieren müssen. „Aber das wird für uns Tansania sein“, versichert Heike Franke.
Damit ihre Hilfe von langfristigem Nutzen ist, wollen die Frankes dem Massai-Stamm, den sie besuchen durften, eine kleine Ziegenund Schafherde kaufen. Zudem haben sie den Stamm finanziell dabei unterstützt, die Organisation Korongoro Irmaassai Totem Institute (KITI) aus der Taufe zu heben, die die Erhaltung der Kultur der Massai in Tansania fördert. Denn es sind nicht nur hohe Arbeitslosigkeit und der Mangel an Bildungsmöglichkeiten,
die die Massai bedrohen: Die Regierung will auch ihr Land beschlagnahmen und die Massai zugunsten von mehr Tourismus aus dem Ngorongoro-Gebiet vertreiben. Dabei haben sie ihre Heimat in den 60er Jahren schon einmal verlassen müssen, als der deutsche Tierfilmer Bernhard Grzimek sie aus der Serengeti aus- und im angrenzenden Ngorongoro-Gebiet ansiedelte. Seitdem leben Stämme der Massai dort mit Wildtieren, ihren Schaf- und Rinderherden sowie dem Tourismus im Einklang.
Heike Franke fühlt sich geehrt, dass die Massai sie inzwischen
„Nashipa“(Mama Massai) und ihren Mann „Olouiturut“(Krieger) nennen. Und sie freut sich, dass beide bei ihrer jüngsten Reise von den Massai gesegnet wurden und Freundschaften entstanden sind, die sie über die große Entfernung per WhatsApp pflegen.
Gegen das Fernweh helfen landestypische Gerichte
Es ist, wissen die Frankes, durchaus keine Selbstverständlichkeit, dass die Massai Fremden Einblick in ihr Leben im Busch gewähren. Mittlerweile sind die Frankes nicht nur Ehrenmitglieder der Organisation KITI,
die Massai haben ihnen aus Dankbarkeit in ihrem Dorf auch eine eigene Hütte gebaut.
Die Frankes haben zudem den Wunsch, an zwei Schulen eine Art Küche mit Herd, Spüle und Gasherd einzurichten, damit den Kindern dort zumindest einmal am Tag eine warme Mahlzeit zubereitet werden kann. „Millionäre sind wir leider nicht“sagt Heike Franke, deshalb seien sie und ihr Mann nun auf der Suche nach Sponsoren. „Es sind ja nicht nur die Anschaffungskosten für die Einrichtung zu bedenken, sondern auch der Lebensmitteleinkauf, die Kosten für Gas,
Strom und die Anstellung einer Köchin.“Den Namen für das Projekt hat Heike Franke indes schon gefunden: „Mama Africa´s Kitchen for Children“.
Das Erfurter Ehepaar hat die Einwohner Tansanias ins Herz geschlossen und will, sobald das Reisen wieder möglich und genügend Geld gespart ist, erneut nach Tansania fliegen. Bis dahin kocht es – sollte das Fernweh zu übermächtig werden – ab und an landestypische Gerichte. Denn auch die haben den Nerv der beiden Thüringer getroffen. Und ein Buch über die Reisen ist auch schon in Arbeit...