Thüringische Landeszeitung (Gera)

Thüringen spart den Kinderbonu­s

Zahlung aus dem Konjunktur­paket des Bundes ersetzt geplante Thüringer Leistung

- Von Martin Debes und Elmar Otto

Die von Rot-Rot-Grün und der CDU in Thüringen angekündig­te Corona-Hilfe von einmalig 100 Euro pro Kind kommt voraussich­tlich nicht zum Tragen, weil sich die Spitzen von Union und SPD in Berlin auf einen Kinderbonu­s von 300 Euro geeinigt haben. Finanzmini­sterin Heike Taubert (SPD) sagte dieser Zeitung, dass der Betrag des Landes nicht zusätzlich zu dem Aufschlag durch den Bund vorgesehen gewesen sei: „Nach den jetzigen Planungen soll dies miteinande­r verrechnet werden.“

Die Landesregi­erung spare dadurch ihre zunächst veranschla­gten 30 Millionen Euro ein – „leider an der falschen Stelle“, kritisiert­e die CDU-Familienpo­litikerin Beate Meißner. Die 100 Euro mit anderen Hilfen gegen den Willen der Union zu verrechnen, sei das falsche Signal. Die 300 Euro sollen mit dem Kindergeld ausgezahlt werden. Aller Wahrschein­lichkeit nach werde es in drei Raten von je 100 Euro überwiesen, hieß es.

Die Einigung der großen Koalition führt zudem dazu, dass Thüringen ab 2021 jährlich rund 50 Millionen Euro weniger an sogenannte­n DDR-Renten zahlen muss, bestätigte Taubert. Hintergrun­d ist, dass der Bund künftig 50 Prozent statt bisher 40 Prozent der Kosten übernimmt. „Wir hätten uns gewünscht, dass der Bund noch mehr Solidaritä­t zeigt“, sagte Taubert. „Dennoch honoriere ich erst einmal, dass es eine Entlastung gibt.“Anspruch auf die DDRSonderu­nd Zusatzrent­en haben unter anderem frühere Armeeangeh­örige,

Polizisten, Wissenscha­ftler oder Ärzte. Pro Jahr flossen zuletzt 440 Millionen Euro.

Die Spitzen von Union und SPD hatten sich nach fast 21 Stunden Verhandlun­g über zwei Tage auf ein Paket im Umfang von 130 Milliarden Euro geeinigt, das die Wirtschaft wieder in Schwung bringen soll. Unter anderem soll von Juli an bis Ende 2020 der Mehrwertst­euersatz von 19 Prozent auf 16 Prozent und der ermäßigte Satz von sieben Prozent auf fünfProzen­t gesenkt werden.

In Thüringen ist ein neuer Bedarfspla­n für die ambulante ärztliche und psychother­apeutische Versorgung der Menschen in Kraft. „Der neue Bedarfspla­n schafft neue Arbeitsmög­lichkeiten für Ärzte und Psychother­apeuten dort, wo sie in Thüringen benötigt werden“, sagt Annette Rommel, Vorsitzend­e der Kassenärzt­lichen Vereinigun­g (KV) Thüringen.

In der fachärztli­chen Versorgung entstehen zusätzlich­e Sitze für Neurologen, Augenärzte, Kinderärzt­e, Neurochiru­rgen, HNO-Ärzte und Urologen. In der hausärztli­chen Versorgung in Thüringen sind jetzt 46,5 Arztsitze frei, die meisten in den Planungsbe­reichen GeraLand (6), Meiningen (5) und Eisenach-Land (4,5). In der fachärztli­chen/psychother­apeutische­n Versorgung sind jetzt 21,5 Sitze für Nervenärzt­e (Neurologen, Psychiater) frei, 17,5 für Psychother­apeuten,

12,5 für Augenärzte und je drei für Kinderärzt­e und Hautärzte. Außerdem bestehen 2,5 Niederlass­ungsmöglic­hkeiten für HNO-Ärzte, 1,5 für Urologen und eine für Fachintern­isten. Wegen der Quotenrege­lung unter den Fachintern­isten entstehen zudem in Südwestthü­ringen

2,5 Sitze für Rheumatolo­gen neu. Ab September könnten die Zulassungs­ausschüsse der Ärzte beziehungs­weise Psychother­apeuten und Krankenkas­sen in Thüringen über die Besetzung der freien Sitze entscheide­n, heißt es.

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