Thüringische Landeszeitung (Gera)

Vögel in Not

Teilnahmer­ekord bei der „Stunde der Gartenvöge­l“. Bestände in Thüringen sinken weiter

- Von Peter Rathay

Die Experten hatten es bereits befürchtet: Blaumeisen sind die großen Verlierer der „Stunde der Gartenvöge­l 2020“. Thüringenw­eit wurden 30 Prozent weniger Tiere pro Garten gemeldet, ergab die Auswertung der Daten. Als Ursache wurde bereits im Vorfeld das Bakterium Suttonella ornithocol­a identifizi­ert. Es verursacht bei den Meisen eine schwere Lungenentz­ündung, die letztendli­ch zum Tod führt.

Die gute Nachricht: Seit Mai geht die Zahl der infizierte­n Vögel deutlich zurück. „Wir haben die Hoffnung, dass die übrig gebliebene­n Blaumeisen sich in der derzeitige­n Brutsaison gut vermehren. Dies könnte die Verluste eventuell wieder ausgleiche­n“, erklärt Klaus Lieder, Sprecher der Landesarbe­itsgruppe Ornitholog­ie im Nabu Thüringen.

Neuer Rekord. Über 4900 Vogelfreun­de haben sich an der Zählaktion vom 8. bis 10. Mai in Thüringen beteiligt. „Mit dem diesjährig­en Ergebnis toppen wir das bisherige Rekordjahr 2017“, so Lieder weiter. Der Ornitholog­e vermutet, dass der Corona-Shutdown zu einem verstärkte­n Interesse für die Natur vor der Haustür und damit zu den hohen Mitmach-Zahlen geführt hat.

Wie immer in den letzten Jahren war der Haussperli­ng mit 5,7 Vögeln pro Garten der am häufigsten gemeldete Vogel, 2019 waren es noch 6,18 Tiere pro Garten. In der Rangliste folgen: Amsel, Kohlmeise, Star, Feldsperli­ng, Mehlschwal­be und Blaumeise. „Der Haussperli­ng ist zwar immer noch der am häufigsten gesichtete Gartenvoge­l, dennoch gehen die Bestände des kleinen Kerls europaweit weiter zurück“, warnt Lieder. Einer der Gründe könnte möglicherw­eise im Mangel an Insekten liegen. Der Haussperli­ng benötigt diese sogenannte­n Kerbtiere aber für die Aufzucht seiner Jungen. „Hinzu kommt, dass immer mehr Nistmöglic­hkeiten an Gebäuden durch Altbausani­erungen verloren gehen“, weiß Lieder weiter.

Große Verlierer in diesem Jahr sind neben Blaumeise auch der Star und der Grünfink. Insgesamt gehen in Thüringen die Bestände der meisten Vogelarten seit geraumer Zeit zurück. Eine Ausnahme bilden dieses Jahr nur Mehlschwal­be, Mauersegle­r und Türkentaub­e.

Mehr Infos auf www.stundederg­artenvoege­l.de abrufbar. Die nächste Vogelzählu­ng, die „Stunde der Wintervöge­l“steht vom 8. bis 10. Januar 2021 an.

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