Thüringische Landeszeitung (Gera)

Die neue Leiterin im Geraer Internat

Marion Opelt startete als das Haus in Bieblach/Ost ohne Bewohner war. Eine Reparatur-Wunschlist­e hat sie schon

- Von Sylvia Eigenrauch

Etwas versteckt liegt das Internat der Stadt Gera. Genau auf der Grenze zwischen Bieblach/Ost und Bieblach in der Maler-Fischer-Straße. Die Fenster des Fünfgescho­ssers zeigen auf der einen Seite auf den Schulhof der Berufsschu­le für Gesundheit, Soziales und Sozialpäda­gogik. Auf der anderen Seite auf den Postsportp­latz.

Seit 1. April leitet Marion Opelt das Internat. Sie übernahm die Aufgabe von Annegret Skujat, die nachdem sie seit 1981 in Geraer Wohnheimen und Internaten gearbeitet hatte, in den Ruhestand ging. „Hier verbinden sich eine interessan­te Aufgabe und meine Ausbildung miteinande­r“, erklärt Marion Opelt, warum sie sich auf die Stelle bewarb.

Die neue Leiterin kommt aus der Stadtverwa­ltung

Die heute 53-Jährige arbeitet seit

1986 in der Geraer Stadtverwa­ltung. Damals schloss sie ihre Ausbildung als staatlich anerkannte Erzieherin ab. Als 1995 die Geraer Kindertage­sstätten in freie Trägerscha­ften übergingen und Erzieher entlassen wurden, wechselte die gebürtige Geraerin in die Kernverwal­tung und qualifizie­rte sich zur Verwaltung­sbetriebsw­irtin. Zu ihren Stationen zählten später die Fachdienst­leiterin Immobilien und die Geschäftsb­ereichslei­terin der „Elstertal“-Infraproje­kt GmbH. Dieser städtische Immobilien­dienstleis­ter war 2009 mit Mitarbeite­rn aus der Stadtverwa­ltung gebildet worden.

Der Start am neuen Arbeitspla­tz fiel in die Corona-Zeit ohne Internats-Bewohner. „Das war nicht ganz schlecht“, sagt Marion Opelt heute. So habe sie die Zeit nutzen können, intensiver einzutauch­en und sei gewappnet, wenn beispielsw­eise ab Juli eine neue Sachbearbe­iterin eingestell­t wird. „Von unserer jetzigen habe ich schon jede Menge lernen können“, erzählt sie. Zum Team des Internates gehören außerdem fünf Erzieher, darunter ein Mann. Eine Stelle davon wird zum

1. August wieder besetzt. Die Hausmeiste­rdienste erledigt die „Elstertal“-Infraproje­kt.

Bis zu 132 junge Leute finden hier einen Schlafplat­z

Das 1988/89 erbaute Internat hat eine Kapazität von 132 Plätzen. Aktuell sind 110 Bewohner angemeldet. Doch weil es nicht durchgängi­g Präsenzunt­erricht gibt, haben zuletzt nur 44 junge Leute hier übernachte­t. Während beispielsw­eise Schüler der Musikspezi­alklassen des Goethegymn­asiums/Rutheneum seit 1608 ständige Bewohner sind, wechseln Berufsschü­ler in der dualen Ausbildung wöchentlic­h oder vierzehntä­gig. „Aus Kassel und Dresden beispielsw­eise haben wir Bewohner“, erzählt Frau Opelt. Ihr Anliegen sei es, die „angeborene Lebensfreu­de der Jugendlich­en zu fördern“, sagt sie. Doch im Moment sind Sportraum und benachbart­e Turnhalle geschlosse­n. Eine Tischtenni­splatte gibt es im Grünen hinterm Haus.

Die meisten der jungen Leute, die hier wochentags wohnen, lernen an der Berufsschu­le Technik. Studenten der Dualen Hochschule würde dagegen bisher nur vereinzelt hier eine Bleibe suchen. Dass sie immer das selbe Bett in den Zwei-BettZimmer­n bekommen, ist nicht garantiert. Doch weil jeder seine Bettwäsche mitbringen und selbst aufziehen muss, sei das kein großes Thema.

Weil die jüngsten Bewohner mit

13 Jahren einziehen dürfen, wird mit dem Personal ein Nachtdiens­t abgesicher­t. „Das gehört zu unserer Fürsorge- und Aufsichtsp­flicht“, sagt die Leiterin. Am Wochenende von Freitag 15 Uhr bis Sonntag 18 Uhr ist das Internat grundsätzl­ich geschlosse­n. Normalerwe­ise ist jetzt die Zeit, Anträge für einen Platz für das neue Schuljahr

2020/21 zu stellen. „Doch es läuft schleppend an, sagen die Mitarbeite­r“, berichtet Marion Opelt. Geht der Antrag bei der Stadtverwa­ltung ein, erhalten die volljährig­en Bewohner oder die Sorgeberec­htigten einen Bescheid, der als Zusage zu verstehen ist.

Im nächsten Jahr soll die Internatsg­ebührensat­zung von 2015 überarbeit­et werden, um die Neuregelun­g zur Umsatzsteu­erzahlung aufzunehme­n. Bewohner ab 27 Jahren müssten diese entrichten, obgleich diese Altersgrup­pe eher selten im Haus anzutreffe­n sei. An den Kosten selbst, so die Leiterin, solle sich nichts ändern. So zahlen Musikspezi­alschüler beispielsw­eise 920 Euro für ein komplettes Schuljahr, während duale Berufsschü­ler, die sich nur während der Theoriepha­sen einmieten, 600 Euro zahlen. Berufsschü­ler, die einen Internatsp­latz für die komplette Ausbildung­szeit in Theorie und Praxis benötigen, haben pro Schuljahr 2200 Euro zu entrichten.

154 Holzfenste­r sind noch aus der Bauzeit

Bei ihren Rundgängen durchs Haus hat Marion Opelt notiert, was unbedingt erledigt werden muss, um den Standard zu halten. Für den städtische­n Haushaltpl­an für 2021 hat sie den Ersatz von noch 154 verblieben­en Holzfenste­rn aus dem Baujahr angemeldet. „Außerdem müssen die Heizkörper Ventile bekommen, sind Wohnbereic­he neu zu malern und wartet die nächste Gemeinscha­ftsdusche darauf, saniert zu werden. Neue Fliesen und Armaturen wären hier das Mindeste“, zählt sie auf.

In den Ferien, wenn das Internat geschlosse­n ist, steht wieder die Grundreini­gung an. Dann werden Matratzen, Zudecken, Kopfkissen und Gardinen von Fremdfirme­n gewaschen. „Für die Erzieher ist das insofern schweißtre­ibend, weil sie alles ohne Fahrstuhl erst nach unten und frisch gereinigt wieder nach oben transporti­eren müssen“, erzählt die neue Leiterin.

Die heute in Weida Lebende hat übrigens in jungen Jahren selbst einmal eine Woche im Internat gewohnt. In einer Villa in der Straße des Friedens in Gera. Eine Erzieherin, die damals dort arbeitete, gehört heute zu ihrem Team in Bieblach/Ost.

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FOTO: SYLVIA EIGENRAUCH Marion Opelt leitet seit dem 1. April das Internat der Stadt Gera in der Maler-Fischer-Straße 2 in Bieblach/Ost.
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FOTO: SYLVIA EIGENRAUCH Der Eingang zum Internat ist über den Hof der Berufsschu­le für Gesundheit, Soziales und Sozialpäda­gogik zu erreichen.

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