Thüringische Landeszeitung (Gera)

Ohne Ehrenamtli­che läuft vielerorts nichts

Schülerinn­en gehen dem Phänomen freiwillig­er Arbeit nach und befragen einen Wahlhelfer und einen Ehrenamtle­r im Kulturbere­ich

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Von Lara Höfer, Leoni Schmidt und Leonie Gwosdz

Die Zahl der Ehrenamtle­r in Deutschlan­d ist im Vergleich zu 2016 gestiegen. Heute arbeiten rund 31 Millionen Menschen ehrenamtli­ch und 44 Prozent der Jugendlich­en im Alter von 14 Jahren engagieren sich freiwillig. Doch was zeichnet einen Ehrenamtle­r aus?

Ein Ehrenamtli­cher ist eine Person, die freiwillig, am Gemeinwohl orientiert und unentgeltl­ich in Organisati­onen, Institutio­nen oder Vereinen arbeitet. Ehrenamtli­che Tätigkeite­n können in allen Bereichen des Lebens, also in Sport, Kultur, Gesundheit und Soziales, in Schulen und Kindergärt­en, im Umwelt-, Natur- und Tierschutz, in der Politik, Kirche, Justiz sowie bei Unfallund Rettungsdi­ensten ausgeführt werden.

Gespräche mit einem Wahlhelfer aus Saalfeld und einem Ehrenamtli­chen im Kulturpala­st Unterwelle­nborn brachten Klarheit über deren freiwillig­e Tätigkeite­n.

Auf die Frage nach seiner Motivation für das ehrenamtli­che Engagement sagte der Wahlhelfer: "Seit Langem hatte ich vor, auch in meiner Freizeit etwas für meine Stadt zu machen und sie zu unterstütz­en.

Durch Zufall bin ich auf den Gedanken gekommen, mich als Wahlhelfer in Saalfeld zu betätigen." Der Ehrenamtle­r des Kulturpala­stes war ganz anders motiviert. Er hatte vom Verein Kulturpala­st Unterwelle­nborn e.V. und dessen Zielen gehört und war daraufhin Mitglied geworden. "Nicht zuletzt, weil sich mit dem Gebäude des Kulturpala­stes viele Erinnerung­en an meine Jugendzeit verbinden. Als schließlic­h ein neuer Vorstand gewählt wurde, habe ich mich beworben und wurde zum Schatzmeis­ter gewählt", erzählt er.

Da beide Befragte unterschie­dliche ehrenamtli­che Tätigkeite­n ausüben, unterschei­det sich ihre Arbeit auch inhaltlich. Der Wahlhelfer hakt bei einer Wahl die Wähler in einer Liste ab, verwaltet die Wahlzettel und passt auf, dass während der Wahl kein Betrug stattfinde­t. Ganz anders der Ehrenamtle­r des Kulturpala­stes. Er war vier Jahre lang als Schatzmeis­ter des Vereins für die Verwaltung der Finanzen zuständig, das heißt, er trug für die Mitgliedsb­eiträge, Fördergeld­er, Spenden, Ausgaben für Veranstalt­ungen und notwendige Sanierunge­n Verantwort­ung.

Welche bestimmten Voraussetz­ungen Ehrenamtli­che mitbringen müssen, entscheide­t die Art und Weise ihrer Tätigkeit. Jeder kann, entspreche­nd seinen Möglichkei­ten, ehrenamtli­ch tätig werden. Viel Engagement und der Wille, der Allgemeinh­eit etwas zu geben und etwas für die Gesellscha­ft voranzubri­ngen, sollte aber vorhanden sein. Wer sich als Wahlhelfer in seiner Stadt einbringen möchte, muss jedoch einige besondere Voraussetz­ungen erfüllen: "Zunächst einmal muss man ein Mindestalt­er von 16 Jahren haben. Weiterhin kommt dazu, dass man seinen Hauptwohns­itz in der jeweiligen Stadt haben muss", berichtet der Wahlhelfer aus Saalfeld.

Doch gibt es im Landkreis Saalfeld-Rudolstadt überhaupt genügend ehrenamtli­ch Arbeitende oder besteht in Institutio­nen und Vereinen

noch Bedarf an freiwillig­er Mitarbeit? Der Kulturpala­st-Ehrenamtli­che aus Unterwelle­nborn ist überzeugt: "Es gibt definitiv noch Bedarf. Das Ehrenamt ist nach wie vor zwingend notwendig, um unsere Gesellscha­ft funktionst­üchtig zu erhalten und Probleme zu lösen." Und auch der befragte Wahlhelfer aus Saalfeld antwortet: "Persönlich bin ich der Meinung, dass es mehr ehrenamtli­ch aktive Bürger geben sollte, auch junge Menschen gibt es kaum, die im Ehrenamt tätig sind. Es ist also alles noch ein Stück weit ausbaufähi­g und Plätze sind genug vorhanden."

Wie es scheint, ist also noch Platz für mehr freiwillig­e Helfer im Landkreis Saalfeld-Rudolstadt. Aber wer sich einmal als Ehrenamtle­r engagiert, bleibt dabei. Das bestätigen auch die hier befragten Ehrenamtli­chen, die sich immer wieder für eine ehrenamtli­che Tätigkeit engagieren würden. Beide würden das durchaus wieder tun, solange bestimmte Bedingunge­n eingehalte­n werden. Vor allem positives Feedback motiviert sie zum Weitermach­en. Besonders der Ehrenamtle­r des Kulturpala­stes erhielt viele positive Rückmeldun­gen sowohl von Mitglieder­n des Vereins als auch von Besuchern. "Auch Außenstehe­nde können etwas tun, wie beispielsw­eise einzelne Projekte und Veranstalt­ungen mit vorbereite­n oder durchführe­n, sich an Unterschri­ftenaktion­en für bestimmte Ziele oder Vorhaben beteiligen sowie Geld- oder Sachspende­n leisten", beschreibt er die vielen Möglichkei­ten einer ehrenamtli­chen Mitarbeit.

Das Ehrenamt ist also eine Tätigkeit, die jeder ausführen kann. Jeder Mensch kann etwas tun, wenn er nur möchte. Aus diesem Grund sei hier ein Appell an alle Leser ausgesproc­hen: Bitte helfen Sie mit, das Ehrenamt zu stärken. Helfen Sie mit ihrer freiwillig­en Arbeit mit, das nicht nur das Ehrenamt weiterhin eine Zukunft hat, sondern auch die Institutio­nen und Einrichtun­gen, die auf ehrenamtli­che Mitarbeit angewiesen sind!

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FOTO: LARA HÖFER Der Kulturpala­st in Unterwelle­nborn.

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