Thüringische Landeszeitung (Gera)
Kampfansage an die Konkurrenz
Beim 1:1 in Duisburg sendet der FC Carl Zeiss ein Lebenszeichen aus dem Tabellenkeller
Duisburg. „Wir sind ja mittlerweile darauf spezialisiert, spontan zu reagieren“, sagt René Klingbeil. Nach dem 1:1 bei Tabellenführer MSV Duisburg am Mittwochabend wusste der Teamchef des FC Carl Zeiss Jena jedenfalls noch nicht, wo die nächste Begegnung am Sonntag gegen den 1. FC Kaiserslautern stattfinden wird.
Dass das Abbe-Sportfeld über den 5. Juni hinaus für Mannschaftssport gesperrt bleiben soll – Thüringen plant weiter, als einziges Bundesland keinen Profifußball zu zulassen – hatten er und die Mannschaft aus unserer Zeitung erfahren. „Ich kann es nicht ändern, nur reagieren“, sagt Klingbeil. „Ich kann die Jungs nur vorbereiten. Wo die Spiele dann stattfinden, liegt nicht in meiner Hand.“Die Reisestrapazen der zurückliegenden Tage seien jedenfalls deutlich zu spüren. „Das ist anstrengend. Die Jungs merken das, wir im Trainerteam merken das.“Ständig auf Achse, ständig in Hotels und „es scheint irgendwie alles kein Ende zu nehmen“. Der Teamchef nimmt es dennoch sportlich: „Wir müssen diese Pille schlucken, müssen es akzeptieren und es in die Regeneration einbeziehen.“
Bei allem Grund, angesichts des irrsinnigen Spielplans und der politischen Unwägbarkeiten sauer zu sein, hat René Klingbeil nach der Begegnung beim MSV aber auch Grund zur Freude. Sein FC Carl Zeiss hat ein Lebenszeichen gesendet, als abgeschlagenes Schlusslicht der 3. Liga auswärts dem Tabellenführer einen Punkt abgetrotzt. Duisburg-Coach Torsten Lieberknecht hatte es schon im Vorfeld der Partie geahnt: „Ich wusste, dass Jena eine harte Nuss wird.“
Die schien der Meidericher SV zunächst aber schon frühzeitig zu knacken. Der Dauersturmlauf der Hausherren im Duisburger Stadion wurde in der 14. Minute durch den Kopfball-Treffer von Vincent Vermeij belohnt. Und es hätten bis zum Pausenpfiff gut und gerne noch einige weitere MSV-Tore folgen können. Teamchef Klingbeil legte den Finger direkt in die Wunde. „Wir haben uns sehr lieb angestellt. Wir hatten in der ersten Halbzeit keine Gelbe Karte. Maxi Rohr hatte mal so einen halben Zweikampf, den er geführt hat, wie ich mir das vorstelle“, bemängelte er in der Pause die lasche kämpferische Einstellung seiner Mannschaft.
Und die Thüringer nahmen sich das zu Herzen, setzten mit Wiederanpfiff einen Akzent nach dem anderen in der Offensive und wurden schließlich durch Tim Kircher, den Klingbeil eingewechselt hatte, belohnt. Nach einer Ecke dribbelte Jenas Außenverteidiger Richtung Tor und zog aus spitzem Winkel ab. MSV-Torjäger Vermeij fälschte den Ball unglücklich ab (62.) – der Endstand in einer im weiteren Verlauf ausgeglichenen Partie.
Wer dachte, dass die trotz Punktgewinns immer noch fast aussichtslos abgeschlagenen Thüringer bei ihrer Abschiedstournee in der 3. Liga nur noch Geschenke verteilen, sah sich getäuscht. Und um das zu verdeutlichen, schickte Klingbeil gleich noch eine Kampfansage an die Konkurrenz hinterher: „Es gibt sich keiner geschlagen. Wir kämpfen um jeden Meter in der Liga, die Jungs kämpfen um ihre Verträge, keiner von uns wird aufstecken.“Egal, in welchem Bundesland die Heimspiele stattfinden.