Thüringische Landeszeitung (Gera)

Kugeln fliegen wieder in Thüringen

Ex-Weltmeiste­r Storl und viele deutsche Asse kommen am 13. Juni zum Neustädter Kugel-Cup. Zuschauer sind noch nicht erlaubt

- Von Dirk Pille

Am 7. März fand in Thüringen die letzte Leichtathl­etik-Veranstalt­ung statt. Heiko Wendorf hat sie organisier­t. „Das war ein kombiniert­er Wettkampf aus Kugelstoße­n und Streichhol­z-Weitwerfen in Erfurt“, lacht der 49 Jahre alte Wirtschaft­sjurist. Nun startet Wendorf den Neubeginn nach der CoronaKris­e. Am 13. Juni ruft er mit dem Eisenacher LV zum 4. Neustädter Kugel-Cup. Und alle deutschen Asse um Ex-Weltmeiste­r David Storl werden stoßen – auf der Wiese in dem kleinen Dorf bei Gerstungen.

„Die Sportler, mit Bob Bertemes sogar ein Weltklasse­mann aus Luxemburg, kommen ohne Startgeld.

Leider findet der Wettkampf noch ohne Zuschauer statt. Wir werden dafür im Internet für die Fans übertragen. Aber Storli und Co. freuen sich auch so auf den Wettkampf in Thüringen, wo das Kugelstoße­n so viel Tradition hat“, sagt Wendorf.

Mit dem Gothaer Schloss-Meeting, dem Köstritzer Werfertag und dem Hallen-Meeting in Nordhausen war der Freistaat über Jahrzehnte eine gute Adresse für die starken Männer und Frauen aus aller Welt. „Es ist wichtig, dass hier wieder etwas passiert. Ein Kugelstoß-Meeting muss es in Thüringen einfach geben“, freut sich Werner Hütcher, der in der Nordhäuser Wiedigsbur­ghalle bis 2013 die Stars der Szene 13 Mal in den Südharz holte. In Gotha war 2017 mit dem 20. Meeting Schluss. Einzig Bad Köstritz nimmt nach dem Corona-Ausfall nächstes Jahr einen neuen Anlauf.

Kugelstoß-Bundestrai­ner Sven Lang ist glücklich, dass er seine Athleten in ein paar Tagen wieder physisch erleben kann. „Es ist sehr trist. Du trainierst und trainierst und weißt nicht, für wann. Das ist, wie täglich grüßt das Murmeltier. Wir brauchen Abwechslun­g“, so der Chemnitzer, dem der Anruf von Heiko Wendorf gerade recht kam. „Gerade die jüngeren Sportler brauchen den Vergleich, die Wettkampfe­rfahrung“, so Lang, der bei manchem schon Motivation­sprobleme, aber bei anderen auch Bestleistu­ngen ausgemacht hat.

Nicht dabei ist Christina Schwanitz. Die WM-Dritte von 2019, die danach operiert wurde, nimmt sich Zeit für Familie, Urlaub und eine konzentrie­rte Vorbereitu­ng für Tokio 2021. „Das muss man einer 31Jährigen zubilligen“, sagt Lang, der in dieser Saison kaum noch große Wettkämpfe für die Athleten sieht.

Immerhin wird beim Verband überlegt, die deutschen Meistersch­aften am 8./9. August in Braunschwe­ig nachzuhole­n. Dafür wäre der Kugel-Cup eine gute Vorbereitu­ng. Doch Wendorf hat weitere Pläne. Am 19. Juli und 1. August will er mit seinem Freund Richard Debuch und dem ASV Erfurt noch zwei Meetings in der Landeshaup­tstadt durchführe­n. „Dann hätten wir eine Dreier-Serie mit entspreche­nder Wertung“, so der SeniorenSt­oßer, der vor zwei Jahren bei der Hallen-EM Achter geworden war.

Der Mann mit den vielen Ideen will neue Traditione­n für Thüringen entwickeln. Wendorf lobt die große Unterstütz­ung des Thüringer Verbandes mit Präsident Heinz-Wolfgang Lahmann. „Bei uns auf der Wiese werden am 13. Juni 48 Sportler bei Männern und Frauen sowie in der U18 antreten“, so Wendorf. Die behördlich­en Genehmigun­gen hat er beisammen. „ Der Abstand ist kein Problem. Alle kommen umgezogen aus den Hotels. „Und jeder hat ja seine eigene Kugel“, freut sich Wendorf auf den Thüringer Leichtathl­etik-Neustart nach Corona.

 ?? FOTO: DPA ?? David Storl, zweimalige­r Weltmeiste­r im Kugelstoße­n
FOTO: DPA David Storl, zweimalige­r Weltmeiste­r im Kugelstoße­n

Newspapers in German

Newspapers from Germany