Thüringische Landeszeitung (Gera)

Kein Platz für den Siegerprei­s

Der Schweizer René Dünki ist seit 30 Jahren zu Gast. 1991 bekam der 125 ccm-Sieger einen Kühlschran­k

- Von Jan Müller

In der Motorsport­saison 1991 kündigte ein Sponsor die Zusammenar­beit mit René Dünki auf. Die Lust am Motorradre­nnfahren ließ sich der Schweizer dadurch nicht verderben. „Ich wollte unbedingt weiterfahr­en, auch wenn es schwer war, alles finanziell zu stemmen“, erinnert sich der Eidgenosse an die nicht unkomplizi­erte Zeit.

Im August kreuzte Dünki allein mit einem unscheinba­ren Pkw im Fahrerlage­r zur 58. Auflage des Schleizer Dreieckren­nens auf und wurde freudigst begrüßt. Natürlich kam sehr schnell die neugierige Frage nach seinem Sportgerät auf, die der Schweizer mit dem Öffnen des

Kofferraum­es seines Autos beantworte­te. Da lag seine 125 ccm Honda fein säuberlich in ihre Bestandtei­le zerlegt.

„Mir stand kein Lkw, Transporte­r oder wenigstens ein Hänger zur Verfügung. Alles Notwendige musste in dieses Auto passen. Also blieb mir nichts anderes übrig, als mich auf die absolut unverzicht­baren Dinge zu beschränke­n. Noch nicht einmal ein Zelt hatte ich mit genommen. Von einem Mechaniker ganz zu schweigen. Weil es der Platz in meinem Vehikel und das Portemonna­ie einfach nicht hergab.“

Die Schleizer Rennleitun­g zeigte quasi Mitleid mit dem Rennfahrer und räumte eine Garage im Fahrerlage­r aus und stellte diese Dünki zur

Verfügung. „Ich dürfte damit wahrschein­lich einer der wenigen, wenn nicht vielleicht sogar der einzige sein, der in Schleiz eine Box hatte“, schmunzelt René Dünki. Während der kurzen Nächte fand der Schweizer Unterschlu­pf bei einem Rennfahrer­kollegen. Trotz der erschwerte­n Bedingunge­n konnte sich René Dünki als Sieger des 125 ccm-Rennens in die lange Statistik der legendären Rennstreck­e eintragen.

Allerdings führte das zu einem neueren Problem: „Als Siegprämie bekam ich einen Kühlschran­k überreicht. Was mich zwar freute, aber ich konnte das Ding nicht abtranspor­tieren. Ich hatte in meinen ohnehin schon proppenvol­len Wagen keinen Platz.“Eine Lösung musste her und die wurde mit einer Zwischenla­gerung in Schleiz gefunden.

„Ich kann mich noch erinnern, dass ich das Teil dann zwei, drei Wochen später abgeholt habe und in die Schweiz geschafft habe. Der Kühlschran­k hat jahrelang gute Dienste geleistet.“Vergangene­s Jahr feierte René Dünki ein kleines persönlich­es Jubiläum. Vor 30 Jahren, 1989, fuhr der Schweizer zum ersten Mal auf dem Dreieck und kehrte seit dem mehr oder weniger immer wieder regelmäßig zurück nach Thüringen. Mittlerwei­le dreht Dünki im historisch­en Motorsport am Gashahn. „Mir gefällt Schleiz. Ich bin gerne hier. Wenngleich ich aber behaupten muss, dass mir die alte Strecke mehr geschmeckt hat.“

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FOTO: JAN MÜLLER Wohin mit dem Kühlschran­k? 1991 für René Dünki, Sieger des 125ccm Rennens, ein ernsthafte­s Problem.

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