Thüringische Landeszeitung (Gera)
Prüfung noch nicht bestanden
Nach zwölf Wochen Pause trafen sich Geras Stadtratsmitglieder am Donnerstag im Kulturund Kongresszentrum. Jeder an einem Tisch und mit Maske. Das wirkte wie in einer Prüfungssituation.
Die Prüfung zur Straßenbahnbeschaffung wird der Stadtrat wohl nicht bestehen. Zum Beschlusstext gibt es weiter rechtliche Bedenken und eine Verständigung zwischen Stadtverwaltung und dem städtischen Verkehrsbetrieb hat es in den zurückliegenden sechs Monaten seit dieses Thema akut ist, nicht gegeben. Stattdessen wurden gegenläufige Gutachten präsentiert.
Die Konsequenz könnte sein, dass die bis Freitag gültige Fördermittelzusage für die Hälfte der Anschaffungskosten futsch ist, der Fuhrpark weiter überaltert, Geld in alte Bahnen und nicht in geplante Streckeninvestitionen gesteckt wird und eine spätere Beschaffung teurer wird. Die Folge: Das Nahverkehrsangebot leidet und kann nur mit längeren Taktzeiten überhaupt aufrecht erhalten werden.
Offensichtlich wird, dass die Geraer Lenker wieder einmal von Terminen getrieben entscheiden und meinen, auf den letzten Pfiff viel retten zu wollen. Ausgerechnet beim Thema Straßenbahn fällt auf, dass sich dieses Szenario wiederholt. So vermasselte die Stadtverwaltung zuletzt 2018 den Baustart in der Wiesestraße, der erst im Sommer 2019 mit gestiegenen Baupreisen möglich wurde.
Nicht weniger langwierig ist die Entwicklung von Geras Neuer Mitte. 2014 wurden die Stadt und der Verein Ja - für Gera IBA-Kandidat. Seit September 2018 ist die Zentrumsentwicklung IBA-Projekt. Nun liegen Ideen für die neue Gestalt des Freiraumes vor, die der Fläche „ein qualifizierendes Gerüst“geben, wie es die IBA-Geschäftsführerin Marta DoehlerBehzadi beschreibt.
Auch sie gab zu, ungeduldig zu sein und rechnet fest damit, dass bis 2023 das Konzept des Wettbewerbssiegers umgesetzt ist. Das letzte Wort spricht ein Stadtratsbeschluss. Hoffentlich nicht auf den letzten Pfiff.
Bleiben Sie gesund!