Thüringische Landeszeitung (Gera)
Der Kiebitz brütet wieder
Hobby-Ornithologen können Naturschutzgebiet Frießnitzer See - Struth mit einem QR-Code erkunden
Die Frösche quaken, die Zikaden zirpen, der Kuckuck ruft. Eine scheinbar abendliche Idylle. Aber die Autos auf der Straße B 175, die am Naturschutzgebiet Frießnitzer See - Struth vorbeiführt, stören. Dennoch genießt Lutz Wolfram das tierische Konzert. Er ist seit Ende 2019 Nabu Schutzgebietsbetreuer für die Stiftung Nationales Naturerbe.
„Ich plane die Arbeitseinsätze und kümmere mich um die Schautafeln und um den Weg zum Beobachtungsturm“, sagt der 55-Jährige. Seit Mai befindet sich dort in einem Kasten ein Buch. In das können Besucher notieren, was sie gesehen haben. Der erste Eintrag stammt vom 27. Mai: „sonnig, leicht bewölkt. Am Südhang des NSG, Abzweig Weg nach Neundorf, 2 Felder mit Luzerne gemäht. Darüber kreisten 20 Rotmilane.“Im November letzten Jahres gibt es am Aussichtspunkt einen QR-Code für Ornithologen. Über diesen können alle Besuchern aktuelle Vogelbeobachtungen abrufen.
Das Naturschutzgebiet ist ein letztes Refugium in Ostthüringen zum Beispiel für Teichrohrsänger, Rohrammer und Rohrweihe. In den letzten Jahren waren hier Weißstörche zur Nahrungssuche. Mit einem Fernglas kann man vielleicht Wasgut servogelarten wie Blessralle, Säbelschnäbler oder Moorente entdecken. Mit etwas Glück sieht man einen jagenden Fischadler vorbeiziehen oder Blaukehlchen sitzen. „Zurzeit brüten viele Vogelarten wie der Kiebitz“, weiß Lutz Wolfram. Deshalb bittet er dringend
Hundebesitzer, ihre Vierbeiner an der Leine zu lassen. Zu oft würden freilaufenden Tiere die Bodenbrüter, zu denen die Bekassine gehört, aufschrecken. Nicht nur dieses Verhalten ärgert Wolfram. „Zunehmend beschmieren Unvernünftige die Informationstafeln, auf denen
Wissenswertes für Interessierte steht, und Flächen des Turm. Es bedarf viel Aufwand, das Graffito zu beseitigen. Nicht immer gelingt es uns.“
Wanderfreunde können auf drei Strecken das Gebiet erkunden. „Die 20, 14 und acht Kilometer sind
ausgeschildert“, so der leidenschaftliche Naturschützer. Auch Führungen werden auf Nachfrage angeboten. Die jährlich im Mai geplante ornithologische Wanderung am Frießnitzer See musste wegen Corona ausfallen.
Wolfram betont, dass die Feuchtwiesen mit ihrem reichen Blütenangebot eine Nahrungsquelle für verschiedene Insekten sind. So wurde zum Beispiel in einem Gutachten festgestellt, dass im Frießnitzer Gebiet, die Kaspische Schilfzirpe vorkommt.
Zudem bereichert der Dung der angesiedelten Büffel mit den darin enthaltenen Mistkäfern die Nahrungskette. „Auch seltene Amphibienarten haben sich im Areal angesiedelt“, wirbt Lutz Wolfram für einen Abstecher ins Naturschutzgebiet Frießnitzer See - Struth. Wer mehr darüber erfahren möchte, dem empfiehlt er einen halbstündigen Film „Im Revier der Büffel“.
Mehr Informationen unter www.friessnitzer-see.de oder www.nabu-geragreiz.de