Thüringische Landeszeitung (Gera)

Das Land hilft dem Sport

Punkt für Thüringen, Sieg für Teamsport: Die Initiative bekommt Stütze in Millionenh­öhe

- Von Steffen Ess

Der 11. Juni ist ein großer Tag für den ThSV Eisenach. Der Verein wird dreißig. Die für morgen geplante blau-weiße Party-Nacht ist notgedrung­en aufgeschob­en. Etwas Grund zum Feiern hat René Witte dennoch. Das vom Manager des Handball-Zweitligis­ten angestoßen­e Bündnis „Teamsport Thüringen“kann auf die dringend benötigte politische Hilfe zählen. Nach zwei Monaten in der Diskussion beschloss der Landtag am Freitag, Thüringens in Not geratenen Spitzenspo­rt mit einem Sechs-Millionen-Euro-Paket zu unterstütz­en.

Bis auf die sich enthaltend­e AfD schlossen sich die Fraktionen der Ausschuss-Empfehlung an und verabschie­deten zum Corona-Mantelgese­tz den Entschließ­ungsantrag der CDU. Um Liquidität­sengpässe des Spitzenspo­rts durch die Folgen der Pandemie abzuminder­n, richtet das Land einen Fonds ein.

Während er am Rechner das Votum verfolgte, wollte Witte vorläufig von keinem Erfolg auf ganzer Linie reden. Aus dem 43-Jährigen aber sprach Erleichter­ung. „Bei der Rettung unserer Vereine sind wir einen Riesenschr­itt vorangekom­men. Ich muss allen politische­n Kräften danken“, sagte er im Namen der Initiative „Teamsport“. Darunter schlossen sich zwölf Klubs aus den Top-Ligen zusammen, um ihre Existenznö­te durch die Krise deutlich zu machen.

Mit dem Ruf nach Hilfe gehört worden zu sein, löste Freude von

Basketball­ern bis zu Volleyball­erinnen aus. Thomas Stecher verfolgte die Plenarsitz­ung ebenso. Der Geschäftsf­ührer des Tischtenni­s-Erstligist­en Mühlhausen sprach von einer gigantisch­en Zahl, die auf dem Tisch läge. „Eine einmalige Sache. Es wäre fantastisc­h, wenn der Freistaat bundesweit eine Vorreiterr­olle einnimmt“, sagte er.

Christian Beutler stimmte zu. „Man muss den Hut ziehen. Damit ist man in Thüringen einen klaren Schritt voraus“, fand der Manager des Volleyball-Teams von SchwarzWei­ß Erfurt mit Blick auf das Hilfspaket des Bundes. Darin sind nach unklarem Anspruchsp­rinzip Überbrücku­ngsgelder für „Profisport­vereine der unteren Ligen“verankert. Thüringen hilft präziser.

Die CDU-Fraktion hätte sich nur eine Million Euro mehr für die hiesigen Aushängesc­hilder des Sports gewünscht. Anhand der angemeldet­en Bedarfe aber seien die sechs Millionen Euro ausreichen­d, sagte Thadäus König. Der sportpolit­ische Sprecher der CDU war zufrieden. „Wir haben gezeigt, dass Thüringen seinen Spitzenspo­rt in dieser schwierige­n Lage nicht allein lässt.“

Neben Klubs partizipie­ren auch Bundeskade­r

Nachdem der Hilfsfonds vor einigen Wochen wegen offener Fragen zur Mittelverg­abe herausgest­richen worden war, erneuerten die Christdemo­kraten im Austausch mit „Teamsport“die Forderung nach Hilfe für den Profisport. In ihrem Antrag formuliert­en sie eine Hilfe von sieben Millionen Euro. Sie beinhaltet­e die Option, neben den Vereinen auch Bundeskade­r-Athleten bei Problemen unterstütz­en zu können. Der rot-rot-grüne Gesetzesen­twurf wies sechs Millionen Euro aus. Da die Vereine einen Bedarf von etwa 5,4 Millionen Euro angegeben haben, können auch so Einzelspor­tler partizipie­ren.

Die Vergabe der Gelder in Form von Krediten ist vom Tisch. Betroffene Vereine erhalten die Hilfe als Zuschuss. Je nach Bedarf sollen veranschla­gte Summen in der Bandbreite von etwa 100.000 bis 800.000 Euro abgerufen werden können.

Die Gelder sollen einerseits dazu dienen, um Verluste durch wegbrechen­de TV-Gelder, Zuschauere­innahmen

und Sponsoren infolge der Corona-Krise auszugleic­hen. Anderersei­ts sollen sie helfen, Lücken für die Lizenzerte­ilung zu schließen.

„Ich bin froh, dass wir uns geeinigt haben. Weil wir Unterstütz­ung brauchen“, meinte Michael Panse. Der CDU-Landtagsab­geordnete sprach auch aus Sicht eines Betroffene­n. Als Präsident des Volleyball-Bundesligi­sten Schwarz-Weiß kennt er die Nöte der Vereine. Ohne Einnahmen sind deren Kassen leer. Auch bei Sponsoren ist Geld knapp. Das Unwissen, wann und unter welchen Bedingunge­n eine neue Saison beginnen kann, macht die Planung noch schwierige­r. Umso mehr schätzt er, dass die Kabinettsk­ollegen die Nöte des Sports ernst genommen haben.

Sachsen spannte einen Schutzschi­rm für seine Top-Klubs, auch Hessen. Thüringen setzte noch eins drauf. „Das wird uns nicht allein helfen. Aber es ist ein sehr wichtiger Schritt. Ein erster“, sagte Witte. Den zweiten sieht er in einem unbürokrat­ischen Weg der Mittelverg­abe.

Daran arbeitet das Bildungsmi­nisterium. Die Förderrich­tlinie befände sich in der Abstimmung mit dem Finanzmini­sterium, heißt es.

Klar ist für die Teamsport-Kräfte, dass mit der Finanzspri­tze enorme Verantwort­ung verbunden ist. Es gehe darum, die Verluste mit Umsicht auszugleic­hen. „Wie bereichern uns nicht“, kontert Thomas Stecher Kritikern. „Es geht um den Erhalt der Vereine“, sagt er. „Sterben die großen, leiden auch die kleinen.“

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FOTO: SPORTFOTOE­ISENACH „Teamsport Thüringen“gegründet zu haben sieht Eisenachs Manager René Witte als Riesenerfo­lg an. Die Zusammenar­beit soll noch intensivie­rt werden.

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