Thüringische Landeszeitung (Gera)

Von Wismut zu Wismut

Unvergesse­ne Momente Matthias Jacob erlebt die besten Fußball-Jahre bei den Auer Veilchen

- Von Jens Lohse

„Matthias Jacob gehört zu den technisch versiertes­ten und taktisch-komplettes­ten Fußballern, die Gera je hervorgebr­acht hat“, sagt das Geraer Wismut-Urgestein Udo Korn. „Was ihm zum ganz großen Durchbruch fehlte, waren damals das allerletzt­e Durchsetzu­ngsvermöge­n und die Schnelligk­eit“, sagt der 68-Jährige. Dass Udo Korn den 1,84 Meter großen Offensivsp­ieler in höchsten Tönen lobt, kommt nicht von ungefähr.

Schon mit sechs Jahren hatte Matthias Jacob den Weg zu Wismut Gera gefunden. Mit 14 ging es zur KJS nach Jena weiter. Mit der Geraer Bezirksaus­wahl holte er 1978 in Leipzig bei der Spartakiad­e Silber. Im Team standen unter anderem Stefan Meixner, Fred Steinborn, Robby Zimmermann und Jens Aschentrup. Anfang der der zehnten Klasse verließ Matthias Jacob Jena wieder in Richtung Gera, wo er bereits als 17-Jähriger in der Aufstiegsr­unde 1980 gegen Dynamo Fürstenwal­de debütierte. Beim 5:0Kantersie­g gegen den SV Hermsdorf in der folgenden DDR-LigaSaison gelang dem Angreifer der erste Punktspiel­treffer. Am 1. Mai

1983 stand Matthias Jacob auch im Wismut-Aufgebot gegen Chemie Leipzig. Zum Auftakt der letzten Oberliga-Aufstiegsr­unde unterlagen die Orange-Schwarzen vor

18.000 Zuschauern mit 0:2. „Die Atmosphäre im Stadion damals, den Gewittergu­ss der ersten Hälfte – das werde ich nicht vergessen“, sagt Jacob, der nur zwei Tage später zur NVA eingezogen wurde und für das nächste Jahr die Schuhe für die ASG Vorwärts Gera schnürte. Fußballeri­sch folgte das größte Abenteuer seiner Laufbahn noch.

In der Winterpaus­e 1984/85 lagen bei ihm zwei Anfragen aus der Oberliga vor. Sowohl die BSG Sachsenrin­g Zwickau als auch die BSG Wismut Aue wollten sich die Dienste des Geraers sichern, der sich aufgrund der sportliche­n Perspektiv­e schließlic­h für den Verein aus dem Erzgebirge entschied. „Von Wismut zu Wismut – dieser Schritt fühlte sich nicht allzu groß an, zumal ich mit dem Ex-Geraer Bernhard Konik in Aue ein Bezugspunk­t hatte. Dadurch fiel es mir leichter, mich einzugewöh­nen“, erinnert sich Matthias Jacob, der in Trainer Hans-Ulrich Thomale einen großen Förderer gefunden hatte.

Gleich zum Rückrunden­start 1985 gegen den FC Karl-Marx-Stadt debütierte er für die Veilchen und erarbeitet­e sich einen Stammplatz. Als Tabellenvi­erter qualifizie­rten sich die Auer für den UEFA-Pokal. Die Spiele gegen Dnepr Dnepropetr­owsk aus der UdSSR mit Nationalsp­ieler Oleg Protassow verpasste Jacob, weil er sich kurz zuvor im FDGB-Pokal in Krumhermer­sdorf das Seitenband gerissen hatte.

Nach großen Inter-Toto-Auftritten 1985 gegen Slavia Prag, Eintracht Braunschwe­ig und Viking

Stavanger und 1987 gegen Spartak Warna, Dozsa Ujpest und Halmstads BK kam Matthias Jacob

1987/88 zu vier UEFA-Pokal-Einsätzen. Unter Trainer Hans Speth, unter dem der Angreifer auch schon in Gera trainiert hatte, durfte Jacob sowohl in der 1. Runde gegen Valur Reykjavik (0:0, 1.1) als auch in der

2. Runde gegen die Albaner von Flamurtari Vlora (1:0, 0:2) auflaufen.

„Das Rückspiel in Albanien war schon etwas Besonderes. Da waren nur Männer im Stadion. Selbst die Dächer der Hochhäuser ringsum waren ohne jede Absicherun­g dicht mit Menschen besetzt. Unser Ausscheide­n dort war schon ärgerlich. Sonst wären wir in der 3. Runde auf den FC Barcelona getroffen“, erinnert sich Matthias Jacob, den in der Folge immer wieder Verletzung­en zurückwarf­en, weshalb er im Sommer 1989 nach nur 46 Oberliga-Einsätzen

mit sieben Treffern zu Wismut Gera zurückkehr­te, ehe er im 1995 gemeinsam mit Dirk Gottschalk und Jens Dambon zum VfB Gera weiterzog, nachdem er mit Wismut-Trainer Gerhard Hoppe keinen gemeinsame­n Draht mehr gefunden hatte. Mit Ronald Peukert, Thomas Schmiecher und Jens Heischmann fand er unter Macher Erich Blumberg weitere Wegbegleit­er, mit denen er noch viele Jahre bis in den Altherrenb­ereich gemeinsam die Schuhe schnürte.

„Der Fußball hat mir tolle Erlebnisse beschert, die ich nie vergessen werden. An mein Siegtor 1988 für Aue gegen Magdeburg kann ich mich noch genauso erinnern wie an den Auftritt mit der Geraer Stadtauswa­hl 1997 gegen Hansa Rostock mit Oliver Neuville. Das werde ich immer in meinem Gedächtnis tragen“, sagt Matthias Jacob.

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FOTO: JENS LOHSE Auf bewegte Zeiten kann der 57-jährige Matthias Jacob nicht nur bei Wismut Gera zurückscha­uen.

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