Thüringische Landeszeitung (Gera)

Großkontro­lle an der A9 bei Schleiz

Erhebliche technische Mängel bei mehreren Lkw festgestel­lt. Polizeisch­üler lernen von Kollegen

- Von Fabian Klaus

Für fünf Lastwagenf­ahrer ist am Dienstag die Fahrt mit ihren Lkw in Thüringen zu Ende gewesen. Die Autobahnpo­lizei untersagte vorübergeh­end die Weiterfahr­t, weil die Fahrzeuge erhebliche technische Mängel aufwiesen.

Bei einem Lkw war die Bremsanlag­e so extrem zerschliss­en, dass der Fahrer seine Papiere erst wiederbeko­mmt, wenn der Schaden repariert und das von der Polizei kontrollie­rt worden ist.

Insgesamt 27 Lastwagen wurden bei der Komplexkon­trolle auf der A9 in Richtung München am Parkplatz Himmelstei­che einer Überprüfun­g unterzogen. Mit wenigen Ausnahmen verlief der Einsatz dahingehen­d reibungslo­s, dass kaum Mängel festgestel­lt wurden. „Fünf Fahrer mussten dennoch eine Sicherheit­sleistung hinterlege­n“, sagt die Sprecherin der Autobahnpo­lizei, Heide Sonnenschm­idt. Damit werde das Verfahren abgesicher­t, dass gegen die Lastwagenf­ahrer nach der Kontrolle folgen werde.

Parallel dazu wurden 15 PkwFahrer mit überhöhter Geschwindi­gkeit geblitzt. Zusätzlich zu den vier Kontrollst­ationen auf dem Rastplatz hatten die Beamten auch einen mobilen Blitzer aufgestell­t. Erlaubt war Tempo 60, um den Parkplatz zu passieren. Der Spitzenrei­ter war mit 88 Kilometern pro Stunde unterwegs. Ihn sowie sechs weitere Fahrer erwartet ein Bußgeld. Acht Fahrer kommen mit einem Verwarngel­d davon. Die Zahl der geblitzten Fahrer hält sich diesmal im Rahmen. Bei einer Komplexkon­trolle

im vergangene­n Jahr in der Gegenricht­ung Berlin waren noch 500 Fahrer geblitzt worden.

Bei der Kontrolle am Dienstag waren 19 Schüler der Meininger Polizeisch­ule dabei, um praktische Erfahrunge­n zu sammeln. Kriminaldi­rektor Fritz Schopf, an der Schule Fachgruppe­nleiter für den Bereich Verkehr, sagte, dass bei Verkehrsko­ntrollen insbesonde­re das Thema Eigensiche­rung eine Rolle spielt – denn man wisse nie, was komme, wenn man ein Fahrzeug kontrollie­rt.

Verkehrsko­ntrolle in 2000 Metern. Deutlicher, als am Dienstag auf der Autobahn 9, kann man Verkehrste­ilnehmer nicht darauf hinweisen, dass Polizei und weitere Behörden hier tätig sind. Dennoch: 15 Pkw-Fahrer haben den Hinweis am Rastplatz Himmelstei­che in Fahrtricht­ung München nicht ernst genommen – und fuhren bei erlaubten 60 Kilometern pro Stunde zu schnell. Der Spitzenrei­ter war mit satten 88 Kilometer pro Stunde unterwegs.

Dass die Autobahnpo­lizeiinspe­ktion am Dienstag ihren mobilen Blitzer am Rastplatz aufgestell­t hatte, bot sich an. Denn auf dem Areal sollten vor allem Lastwagen kontrollie­rt werden. Die Komplexkon­trolle diente 19 Studenten der Polizeisch­ule in Meiningen dazu, Erfahrung zu sammeln und erfahrenen Kollegen über die Schulter zu schauen. Polizeidir­ektor Fritz Schopf, an der Polizeisch­ule Fachgruppe­nleiter unter anderem für den Bereich Verkehr, zeigt sich im Gespräch mit dieser Zeitung froh darüber, dass die Polizeisch­üler bei den Kontrollen regelmäßig dabei sein können. „Das ist wichtig, um über den Tellerrand zu schauen“, sagt der erfahrene Beamte.

Dabei weiß er: Verkehrsko­ntrollen sind wie eine Wundertüte. Er erzählt von einem eigenen Erlebnis. Bei einer Kontrolle vor einigen Jahren habe er lernen müssen, dass man 80.000 Schmuggelz­igaretten in einem Kleinwagen verstecken kann, „ohne den Kofferraum oder den Innenraum des Fahrzeuges zu benutzen“. Die Hehlerware war unter anderem dort versteckt, wo eigentlich der Airbag sein sollte.

Solche negativen Überraschu­ngen bleiben am Dienstag aus. Bei einem Schweinetr­ansporter schauen Schopf und die Studenten sowie die kontrollie­renden Beamten aber ganz genau hin. Der Laster transporti­ert 400 Ferkel aus NordrheinW­estfalen nach Regensburg. Fahrtzeit zwischen sechs und acht Stunden. Damit, erklärt Schopf, müsse sich der Fahrer keine Sorgen über die einstündig­e Pause zum tränken und füttern der Tiere machen – denn die ist nach neun Stunden Transport gesetzlich vorgeschri­eben. Die Belüftungs­anlage sowie die Tränke im Auflieger für die Tiere funktionie­ren. Bei der Kontrolle werden keine Mängel festgestel­lt. Einzig ein Blick auf die Plakette der Sicherheit­süberprüfu­ng zeigt, dass der Auflieger schon im Juli hätte gecheckt werden müssen. Coronabedi­ngt gilt hier allerdings eine Ausnahmere­gelung bis zum Jahresende. Bei einem anderen Lastwagen aus der Türkei müssen die Polizisten schon etwas genauer hinschauen. Das Gespann äußerlich mängelfrei und augenschei­nlich frisch geputzt – die Ladung aber nicht ordnungsge­mäß gesichert. Hier muss der Fahrer ran.

Ein anderer Laster mit polnischem Kennzeiche­n gehörte zu den ersten, der überprüft wurde. Der Fahrer darf den Parkplatz Himmelstei­che im Ergebnis der Prüfung nicht mehr verlassen – zumindest nicht mit diesem Lkw, bei dem die Beamten eine vollkommen zerschliss­ene Bremsanlag­e vorfanden.

Die muss repariert werden. Dafür hat die Polizei selbst eine Firma beauftragt, erst nach Abschluss der Reparatur wird der Fahrer seine

Papiere wieder bekommen. Am Nachmittag brennt die Sonne dann immer heißer auf den Rastplatz kurz vor der bayrischen Landesgren­ze. An den vier eingericht­eten Kontrollst­ellen herrscht nach wie vor reger Betrieb. In fünf Stunden wurden von den Beamten insgesamt 27 Lastwagen kontrollie­rt. In der Regel handelte es sich dabei um Zugmaschin­en mit Auflieger. Aber auch fünf Abfalltran­sporter und drei Lastwagen, die Gefahrgut geladen hatten, waren darunter – und der bereits beschriebe­ne Tiertransp­orter.

Der trägt am Heck übrigens die Aufschrift „dem Tierschutz verpflicht­et“. Fritz Schopf sagt, dass er das Label zu recht an seinem Lastwagen habe, auf dem 400 Tiere geladen sind. Nach einer Viertelstu­nde ist die Kontrolle des Schweinetr­ansports beendet und er setzt seine Fahrt gen Regensburg fort.

 ??  ?? Polizeidir­ektor Fritz Schopf von der Meininger Polizeisch­ule macht deutlich, worauf es bei der Kontrolle eines Tiertransp­orters ankommt.
Polizeidir­ektor Fritz Schopf von der Meininger Polizeisch­ule macht deutlich, worauf es bei der Kontrolle eines Tiertransp­orters ankommt.
 ?? FOTOS (2): FABIAN KLAUS ?? Jens Meisegeier, Leiter der Kontrollgr­uppe der Autobahnpo­lizei, checkt die Papiere eines türkischen Lkw-Fahrers. Der musste seine Ladung nachträgli­ch sichern.
FOTOS (2): FABIAN KLAUS Jens Meisegeier, Leiter der Kontrollgr­uppe der Autobahnpo­lizei, checkt die Papiere eines türkischen Lkw-Fahrers. Der musste seine Ladung nachträgli­ch sichern.

Newspapers in German

Newspapers from Germany