Thüringische Landeszeitung (Gera)
Großkontrolle an der A9 bei Schleiz
Erhebliche technische Mängel bei mehreren Lkw festgestellt. Polizeischüler lernen von Kollegen
Für fünf Lastwagenfahrer ist am Dienstag die Fahrt mit ihren Lkw in Thüringen zu Ende gewesen. Die Autobahnpolizei untersagte vorübergehend die Weiterfahrt, weil die Fahrzeuge erhebliche technische Mängel aufwiesen.
Bei einem Lkw war die Bremsanlage so extrem zerschlissen, dass der Fahrer seine Papiere erst wiederbekommt, wenn der Schaden repariert und das von der Polizei kontrolliert worden ist.
Insgesamt 27 Lastwagen wurden bei der Komplexkontrolle auf der A9 in Richtung München am Parkplatz Himmelsteiche einer Überprüfung unterzogen. Mit wenigen Ausnahmen verlief der Einsatz dahingehend reibungslos, dass kaum Mängel festgestellt wurden. „Fünf Fahrer mussten dennoch eine Sicherheitsleistung hinterlegen“, sagt die Sprecherin der Autobahnpolizei, Heide Sonnenschmidt. Damit werde das Verfahren abgesichert, dass gegen die Lastwagenfahrer nach der Kontrolle folgen werde.
Parallel dazu wurden 15 PkwFahrer mit überhöhter Geschwindigkeit geblitzt. Zusätzlich zu den vier Kontrollstationen auf dem Rastplatz hatten die Beamten auch einen mobilen Blitzer aufgestellt. Erlaubt war Tempo 60, um den Parkplatz zu passieren. Der Spitzenreiter war mit 88 Kilometern pro Stunde unterwegs. Ihn sowie sechs weitere Fahrer erwartet ein Bußgeld. Acht Fahrer kommen mit einem Verwarngeld davon. Die Zahl der geblitzten Fahrer hält sich diesmal im Rahmen. Bei einer Komplexkontrolle
im vergangenen Jahr in der Gegenrichtung Berlin waren noch 500 Fahrer geblitzt worden.
Bei der Kontrolle am Dienstag waren 19 Schüler der Meininger Polizeischule dabei, um praktische Erfahrungen zu sammeln. Kriminaldirektor Fritz Schopf, an der Schule Fachgruppenleiter für den Bereich Verkehr, sagte, dass bei Verkehrskontrollen insbesondere das Thema Eigensicherung eine Rolle spielt – denn man wisse nie, was komme, wenn man ein Fahrzeug kontrolliert.
Verkehrskontrolle in 2000 Metern. Deutlicher, als am Dienstag auf der Autobahn 9, kann man Verkehrsteilnehmer nicht darauf hinweisen, dass Polizei und weitere Behörden hier tätig sind. Dennoch: 15 Pkw-Fahrer haben den Hinweis am Rastplatz Himmelsteiche in Fahrtrichtung München nicht ernst genommen – und fuhren bei erlaubten 60 Kilometern pro Stunde zu schnell. Der Spitzenreiter war mit satten 88 Kilometer pro Stunde unterwegs.
Dass die Autobahnpolizeiinspektion am Dienstag ihren mobilen Blitzer am Rastplatz aufgestellt hatte, bot sich an. Denn auf dem Areal sollten vor allem Lastwagen kontrolliert werden. Die Komplexkontrolle diente 19 Studenten der Polizeischule in Meiningen dazu, Erfahrung zu sammeln und erfahrenen Kollegen über die Schulter zu schauen. Polizeidirektor Fritz Schopf, an der Polizeischule Fachgruppenleiter unter anderem für den Bereich Verkehr, zeigt sich im Gespräch mit dieser Zeitung froh darüber, dass die Polizeischüler bei den Kontrollen regelmäßig dabei sein können. „Das ist wichtig, um über den Tellerrand zu schauen“, sagt der erfahrene Beamte.
Dabei weiß er: Verkehrskontrollen sind wie eine Wundertüte. Er erzählt von einem eigenen Erlebnis. Bei einer Kontrolle vor einigen Jahren habe er lernen müssen, dass man 80.000 Schmuggelzigaretten in einem Kleinwagen verstecken kann, „ohne den Kofferraum oder den Innenraum des Fahrzeuges zu benutzen“. Die Hehlerware war unter anderem dort versteckt, wo eigentlich der Airbag sein sollte.
Solche negativen Überraschungen bleiben am Dienstag aus. Bei einem Schweinetransporter schauen Schopf und die Studenten sowie die kontrollierenden Beamten aber ganz genau hin. Der Laster transportiert 400 Ferkel aus NordrheinWestfalen nach Regensburg. Fahrtzeit zwischen sechs und acht Stunden. Damit, erklärt Schopf, müsse sich der Fahrer keine Sorgen über die einstündige Pause zum tränken und füttern der Tiere machen – denn die ist nach neun Stunden Transport gesetzlich vorgeschrieben. Die Belüftungsanlage sowie die Tränke im Auflieger für die Tiere funktionieren. Bei der Kontrolle werden keine Mängel festgestellt. Einzig ein Blick auf die Plakette der Sicherheitsüberprüfung zeigt, dass der Auflieger schon im Juli hätte gecheckt werden müssen. Coronabedingt gilt hier allerdings eine Ausnahmeregelung bis zum Jahresende. Bei einem anderen Lastwagen aus der Türkei müssen die Polizisten schon etwas genauer hinschauen. Das Gespann äußerlich mängelfrei und augenscheinlich frisch geputzt – die Ladung aber nicht ordnungsgemäß gesichert. Hier muss der Fahrer ran.
Ein anderer Laster mit polnischem Kennzeichen gehörte zu den ersten, der überprüft wurde. Der Fahrer darf den Parkplatz Himmelsteiche im Ergebnis der Prüfung nicht mehr verlassen – zumindest nicht mit diesem Lkw, bei dem die Beamten eine vollkommen zerschlissene Bremsanlage vorfanden.
Die muss repariert werden. Dafür hat die Polizei selbst eine Firma beauftragt, erst nach Abschluss der Reparatur wird der Fahrer seine
Papiere wieder bekommen. Am Nachmittag brennt die Sonne dann immer heißer auf den Rastplatz kurz vor der bayrischen Landesgrenze. An den vier eingerichteten Kontrollstellen herrscht nach wie vor reger Betrieb. In fünf Stunden wurden von den Beamten insgesamt 27 Lastwagen kontrolliert. In der Regel handelte es sich dabei um Zugmaschinen mit Auflieger. Aber auch fünf Abfalltransporter und drei Lastwagen, die Gefahrgut geladen hatten, waren darunter – und der bereits beschriebene Tiertransporter.
Der trägt am Heck übrigens die Aufschrift „dem Tierschutz verpflichtet“. Fritz Schopf sagt, dass er das Label zu recht an seinem Lastwagen habe, auf dem 400 Tiere geladen sind. Nach einer Viertelstunde ist die Kontrolle des Schweinetransports beendet und er setzt seine Fahrt gen Regensburg fort.