Thüringische Landeszeitung (Gera)

Weitere Flüchtling­e nach Deutschlan­d

- Pro Jörg Quoos

Deutschlan­d will 1553 zusätzlich­e Flüchtling­e von fünf griechisch­en Inseln aufnehmen. Darauf haben sich Union und SPD am Dienstag verständig­t, wie Vizekanzle­r Olaf Scholz (SPD) am Dienstag mitteilte. Es handelt sich dabei um 408 Familien mit Kindern, die in Griechenla­nd bereits als schutzbedü­rftig anerkannt wurden. Dies soll der zweite Schritt sein, nachdem Innenminis­ter Horst Seehofer (CSU) am Freitag mitgeteilt hatte, Deutschlan­d werde bis zu 150 unbegleite­te Minderjähr­ige aufnehmen. In einem dritten Schritt sollten gegebenenf­alls weitere Menschen aufgenomme­n werden, wenn es dazu Vereinbaru­ngen mit weiteren europäisch­en Staaten gebe.

Für dieses Problem kann es nur eine europäisch­e Lösung geben.“Ein Satz, der vernünftig klingt, besonders im Zusammenha­ng mit Flüchtling­en. Seit 2015 hört man ihn von Politikern in der EU häufig. Mit dem Chaos auf Lesbos ist der Zeitpunkt gekommen, wo man diesen Satz nicht mehr akzeptiere­n kann.

Denn wenn wir auf Moria blicken, bedeutet er in Wahrheit: „Wir kriegen es nicht hin. Trotz der vielen Milliarden, die wir Steuerzahl­ern aus der Tasche ziehen. Trotz unserer wichtigen Kommissare. Trotz Monsterbür­okratie.“

Natürlich kann Deutschlan­d nicht die ganze Welt retten. Und ja, Hilfe vor Ort ist besser. Wenn aber ein EU-Flüchtling­slager seit Jahren Horror-Nachrichte­n produziert. Wenn verzweifel­te Jugendlich­e Selbstmord­versuche unternehme­n. Wenn Kleinkinde­r auf Beton schlafen müssen und wenn Mütter weder Ärzte noch Milch für ihre Babys haben – ja, dann muss man feststelle­n: Diese EU-Bürokratie in Kombinatio­n mit griechisch­em Management ist gescheiter­t.

Europa verstößt mit diesem Versagen dauerhaft gegen die Menschenwü­rde der eigenen Grundrecht­e-Charta und gegen die Menschenwü­rde im Grundgeset­z. Daher ist es kein Gutmensche­ntum, sondern eine Verpflicht­ung, diese Menschen auf aufnahmewi­llige Länder zu verteilen. Das haben verantwort­ungsbewuss­te Politiker – auch bei uns – jetzt erkannt. Andere schüren Ängste und sind gleichzeit­ig zu schwach, um zu handeln.

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