Thüringische Landeszeitung (Gera)
Mehr Geld für Zulieferbranche
Sonderplenum zur Lage der Automobilindustrie im Freistaat. Mehr als 16.000 Beschäftigte
Die Corona-Krise hat den Umbruch in der Automobilindustrie und bei deren Zulieferern massiv beschleunigt.
Über die aktuelle Situation in der Branche diskutieren die Abgeordneten des Thüringer Landtages am Mittwoch auf einem Sonderplenum in Erfurt. Die AfD-Fraktion hatte die Sitzung beantragt, um über die Sicherung von Arbeitsplätzen durch ein klares Bekenntnis zum Verbrennungsmotor und zu technologieoffener Forschung zu beraten.
„Die Automobilbranche ist im Umbruch, aber für Panikmache besteht überhaupt kein Anlass", versicherte Wirtschaftsminister Wolfgang Tiefensee (SPD) im Vorfeld.
Man sei seit Jahren mit allen relevanten Akteuren im engen Austausch, es gebe kein Erkenntnisproblem sondern ein Problem mangelnder strategischer Vorsorge in relevanten Unternehmen. Perspektivisch werde die Branche sogar weiter wachsen und neue Jobs schaffen, erklärte der Minister mit Blick auf Opel, den chinesischen Batteriehersteller CATL und den Zulieferer Marquardt.
Für aktuelle Fragen der Transformation in der Autoindustrie plant die Landesregierung die Einrichtung
eines Kompetenzzentrums. Es soll die Unternehmen durch praxisnahen Transfer von Wissen und Praxisbeispielen bei der Umstellung vom Verbrennungsmotor zu alternativen Antrieben unterstützen.
Zudem sollen zusätzliche Mittel für die ergänzende Finanzierung des Konjunkturpaketes des Bundes bereit gestellt werden. Dafür unterstützt das Land die Betriebe bei der Beantragung von Geldern aus dem Zwei-Milliarden-Euro-Programm des Bundes. Auch bei der Kofinanzierung eines Sonderprogrammes aus der Förderung der regionalen Wirtschaftsentwicklung soll es Hilfe geben.
Geprüft werden auch zusätzliche Maßnahmen zur Liquiditätssicherung, eine Aufstockung des Konsolidierungsund die Öffnung des Thüringer Zukunftsfonds. Ende vergangenen Jahre zählte die Zulieferindustrie mit 53 Unternehmen und über 16.000 Beschäftigten zu den bedeutendsten Industriebranchen in Thüringen. Der Umsatz lag bei knapp 4,5 Milliarden Euro, davon wurden 1,2 Milliarden Euro im Ausland erwirtschaftet.
Allerdings hat die Corona-Krise zu einem massiven Einbruch bei der Zahl verkaufter Neuwagen geführt, was bei Zulieferern erhebliche Umsatzverluste verursachte.