Thüringische Landeszeitung (Gera)

Fehler nicht wiederhole­n

- Kontra Matthias Iken

Natürlich sind die Bilder aus Moria entsetzlic­h: Wer ein Herz hat, muss helfen. Flüchtling­sorganisat­ionen fordern Luftbrücke­n, Kommentato­ren rufen nach einem deutschen Alleingang, und in Berlin regiert eine ganz große Koalition: Unterschie­de gibt es nur noch in den Zahlen, wie viele Menschen Deutschlan­d aufnehmen soll. Wer Herz zeigen will, darf den Verstand aber nicht ausschalte­n: Humanitäre Hilfe muss nicht heißen, dass Deutschlan­d ohne Prüfung Flüchtling­e aufnimmt. Hilfe kann vor Ort erfolgen – mit einem Katastroph­eneinsatz, dem Aufbau eines menschenwü­rdigen Aufnahmela­gers, mit der Schaffung einer funktionie­renden Asylbehörd­e, die schnell über Anträge entscheide­t. Wenn Asyl erteilt wird, kann Deutschlan­d sich nicht entziehen.

Mit einer Aufnahme der Flüchtling­e unter Umgehung des Asylrechts wiederholt Deutschlan­d aber den fatalen Fehler von 2015: Die griechisch­en Flüchtling­slager würden sich rasch wieder füllen, noch mehr Menschen die gefährlich­e Überfahrt über das Mittelmeer wagen. Und schlimmer noch: Verzweifel­te Migranten in anderen griechisch­en Lagern könnten auf die Idee kommen zu zündeln.

Es gilt, die Folgen nüchtern zu bedenken. Migration zieht Migration nach sich. Schon jetzt hoffen fast alle Flüchtling­e in Europa auf Deutschlan­d. Ja, Deutschlan­d muss helfen, aber es gilt noch der kluge Satz des damaligen Bundespräs­identen Joachim Gauck: „Unsere Herzen sind weit, aber unsere Möglichkei­ten endlich.“

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