Thüringische Landeszeitung (Gera)
Immer mehr Corona-Fälle an den Schulen
Steigende Zahlen vor allem in Bayern. Virologe Drosten: Das war zu erwarten
Die Zahl der positiv auf das neue Coronavirus getesteten Schülerinnen und Schüler steigt immer weiter an. Bundesweit gibt es mehr als 1000 Fälle, so das Ergebnis einer Auswertung der Twitter-Initiative #BildungAberSicher, die veröffentlichte Fälle zusammengetragen hat. Auch aus NRW werden immer wieder Einzelfälle gemeldet, zuletzt an Schulen in Essen.
In Bayern haben sich über das Wochenende die Fälle mehr als verdoppelt. Das Kultusministerium in München sprach am Montag von
135 infizierten Kindern und Jugendlichen und 43 positiven Lehren.
2490 Schüler und 400 Lehrer sind in Quarantäne. In Schulen in Hamburg und Gießen ist es zu massiven
Ausbrüchen gekommen: Insgesamt 47 Schulkinder wurden dort positiv getestet.
Deutschlands bekanntesten Virologen Christian Drosten überrascht das nicht: „As expected“(übersetzt: Wie zu erwarten war), schrieb er auf Twitter. Tatsächlich wies er gemeinsam mit Wissenschaftlern der Gesellschaft für Virologie in einer gemeinsamen Stellungnahme auf das erhöhte Infektionsrisiko nach Wiedereröffnung von Schulen hin. „Fehlende Präventions- und Kontrollmaßnahmen könnten in kurzer Zeit zu Ausbrüchen führen, die dann erneute Schulschließungen erzwingen“, heißt es darin. „Wir warnen vor der Vorstellung, dass Kinder keine Rolle in der Pandemie und in der Übertragung spielen.“Die Experten schlugen mehrere Maßnahmen vor, die dazu dienen könnten, das Übertragungsrisiko zu minimieren. Dazu gehöre beispielsweise, die Klassengröße abhängig von der Zahl der Neuinfektionen zu minimieren. Zudem sprachen sich die Forscher für das „konsequente Tragen von Alltagsmasken in allen Schuljahrgängen auch während des Unterrichts“aus und für einen regelmäßigen Luftaustausch. Im Hinblick auf einen möglichen Anstieg der Infektionen Richtung Jahresende empfahlen die Virologen längere Weihnachtsferien.
Während die betroffene Schule in Gießen auf eine Maskenpflicht im Unterricht setzt, sind in Bayern vier Schulen ganz geschlossen. „Es wird in diesem Schuljahr leider ein Stück weit Normalität sein, dass Klassen oder Lehrkräfte von den Gesundheitsämtern in Quarantäne geschickt werden“, sagte Bayerns Kultusminister Michael Piazolo (Freie Wähler).