Thüringische Landeszeitung (Gera)
Der ganz normale Wahnsinn
Die Personalie David Alaba sorgt beim FC Bayern kurz vor Saisonstart für Aufregung. Es ist nicht das einzige Problem für Trainer Flick
Die Schlammschlacht um die Vertragsverlängerung von David Alaba, die Hängepartie um Thiago, Unstimmigkeiten bei der Kaderplanung – und einige offene Fragen bei der Aufstellung: Die Triple-Euphorie ist bei Bayern München längst schon wieder dem ganz normalen Wahnsinn gewichen.
Erfolgstrainer Hansi Flick steckt vor dem Saisonstart des deutschen Fußball-Rekordmeisters am Freitag (20.30 Uhr/ZDF und Dazn) gegen Schalke 04 in der Zwickmühle. Noch immer ist trotz langer Diskussionen nicht klar, mit wem er planen kann. Bleiben Alaba, Thiago und der ebenfalls abwanderungswillige
Martinez? Wer kommt noch dazu? Die Situation sei „nicht ganz einfach“, hatte Flick zuletzt gemahnt.
Vor allem die Unruhe um Alaba überschattet die ohnehin kurze Vorbereitung. Nachdem Ehrenpräsident Uli Hoeneß dessen Berater Pini Zahavi als „geldgierigen Piranha“bezeichnet hatte, schlug George Alaba zurück. Der Vater des Abwehrchefs unterstellte den Münchnern „schmutzige Lügen“.
Und David Alaba? Der wünscht sich bei all der Aufregung „sehr, dass wir zeitnah eine Lösung finden, damit der Klub, die Verantwortlichen, meine Mitspieler, aber auch die Fans wissen, woran sie sind“.
Auf ein baldiges Ende des Theaters hofft auch Leon Goretzka, Auswirkungen
befürchtet er jedoch nicht: „Jeder von uns ist in der Lage, das auszublenden. Dafür sind wir alle Profis genug und als Gemeinschaft zu stark“, sagte er.
Dennoch will Flick schnell Planungssicherheit. Er hoffe, „dass bald Oktober ist“, betonte er – am 5. Oktober schließt das Transferfenster. Bis dahin müsse der FC Bayern, der die Leihspieler Ivan Perisic, Philippe Coutinho und Alvaro Odriozola verloren hat, „nachlegen“, so Flick. Angeblich haben die Bayern ihr Interesse an Flügelspieler Callum Hudson-Odoi vom FC Chelsea erneuert. Zudem steht ein Rechtsverteidiger auf Flicks Wunschliste.
Hoeneß nannte die Mannschaft dagegen „gut aufgestellt“und erkennt keinen akuten Handlungsbedarf: „Wenn man Weihnachten merkt, das reicht nicht, dann kann man immer noch Lücken schließen. Ein zu guter Kader führt nur zu Unruhe.“Goretzka sieht das anders: „Wir haben einen Topkader zusammen, keine Frage. Ich glaube aber schon, dass man mindestens jede Position doppelt besetzt haben sollte.“Zumal auch Flick immer wieder vor den hohen Belastungen der kommenden Monate warnt.
Vor dem Schalke-Spiel steht der Coach vor einigen kniffligen Entscheidungen in Bezug auf die Aufstellung. So ist noch offen, ob Wunschspieler Leroy Sane gegen seinen Ex-Klub von Beginn an ran darf – oder ob Flick dem Final-Helden
von Lissabon, Kingsley Coman, zunächst den Vorzug gibt.
Durch die Rückkehr von Rechtsverteidiger Benjamin Pavard ist Joshua Kimmich wieder für die zentrale Mittelfeldposition frei. Dort heißen die Konkurrenten Leon Goretzka und eben immer noch Thiago, dessen Abgang lange Zeit reine Formsache schien. Doch offenbar pokern die interessierten Klubs Liverpool und Manchester United bis zuletzt um die Ablöse. Hoeneß wittert deshalb gar „Erpressung“.
Zudem drängt in der Innenverteidigung Niklas Süle in die Startelf. Dort waren Boateng und Alaba gesetzt. Darüber hinaus erhoffen sich Lucas Hernandez und Corentin Tolisso künftig mehr Einsätze.