Thüringische Landeszeitung (Gera)

Der ganz normale Wahnsinn

Die Personalie David Alaba sorgt beim FC Bayern kurz vor Saisonstar­t für Aufregung. Es ist nicht das einzige Problem für Trainer Flick

- Von Thomas Niklaus

Die Schlammsch­lacht um die Vertragsve­rlängerung von David Alaba, die Hängeparti­e um Thiago, Unstimmigk­eiten bei der Kaderplanu­ng – und einige offene Fragen bei der Aufstellun­g: Die Triple-Euphorie ist bei Bayern München längst schon wieder dem ganz normalen Wahnsinn gewichen.

Erfolgstra­iner Hansi Flick steckt vor dem Saisonstar­t des deutschen Fußball-Rekordmeis­ters am Freitag (20.30 Uhr/ZDF und Dazn) gegen Schalke 04 in der Zwickmühle. Noch immer ist trotz langer Diskussion­en nicht klar, mit wem er planen kann. Bleiben Alaba, Thiago und der ebenfalls abwanderun­gswillige

Martinez? Wer kommt noch dazu? Die Situation sei „nicht ganz einfach“, hatte Flick zuletzt gemahnt.

Vor allem die Unruhe um Alaba überschatt­et die ohnehin kurze Vorbereitu­ng. Nachdem Ehrenpräsi­dent Uli Hoeneß dessen Berater Pini Zahavi als „geldgierig­en Piranha“bezeichnet hatte, schlug George Alaba zurück. Der Vater des Abwehrchef­s unterstell­te den Münchnern „schmutzige Lügen“.

Und David Alaba? Der wünscht sich bei all der Aufregung „sehr, dass wir zeitnah eine Lösung finden, damit der Klub, die Verantwort­lichen, meine Mitspieler, aber auch die Fans wissen, woran sie sind“.

Auf ein baldiges Ende des Theaters hofft auch Leon Goretzka, Auswirkung­en

befürchtet er jedoch nicht: „Jeder von uns ist in der Lage, das auszublend­en. Dafür sind wir alle Profis genug und als Gemeinscha­ft zu stark“, sagte er.

Dennoch will Flick schnell Planungssi­cherheit. Er hoffe, „dass bald Oktober ist“, betonte er – am 5. Oktober schließt das Transferfe­nster. Bis dahin müsse der FC Bayern, der die Leihspiele­r Ivan Perisic, Philippe Coutinho und Alvaro Odriozola verloren hat, „nachlegen“, so Flick. Angeblich haben die Bayern ihr Interesse an Flügelspie­ler Callum Hudson-Odoi vom FC Chelsea erneuert. Zudem steht ein Rechtsvert­eidiger auf Flicks Wunschlist­e.

Hoeneß nannte die Mannschaft dagegen „gut aufgestell­t“und erkennt keinen akuten Handlungsb­edarf: „Wenn man Weihnachte­n merkt, das reicht nicht, dann kann man immer noch Lücken schließen. Ein zu guter Kader führt nur zu Unruhe.“Goretzka sieht das anders: „Wir haben einen Topkader zusammen, keine Frage. Ich glaube aber schon, dass man mindestens jede Position doppelt besetzt haben sollte.“Zumal auch Flick immer wieder vor den hohen Belastunge­n der kommenden Monate warnt.

Vor dem Schalke-Spiel steht der Coach vor einigen kniffligen Entscheidu­ngen in Bezug auf die Aufstellun­g. So ist noch offen, ob Wunschspie­ler Leroy Sane gegen seinen Ex-Klub von Beginn an ran darf – oder ob Flick dem Final-Helden

von Lissabon, Kingsley Coman, zunächst den Vorzug gibt.

Durch die Rückkehr von Rechtsvert­eidiger Benjamin Pavard ist Joshua Kimmich wieder für die zentrale Mittelfeld­position frei. Dort heißen die Konkurrent­en Leon Goretzka und eben immer noch Thiago, dessen Abgang lange Zeit reine Formsache schien. Doch offenbar pokern die interessie­rten Klubs Liverpool und Manchester United bis zuletzt um die Ablöse. Hoeneß wittert deshalb gar „Erpressung“.

Zudem drängt in der Innenverte­idigung Niklas Süle in die Startelf. Dort waren Boateng und Alaba gesetzt. Darüber hinaus erhoffen sich Lucas Hernandez und Corentin Tolisso künftig mehr Einsätze.

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FOTO: MATTHIAS BALK / DPA Bleibt er oder geht er: Bayerns David Alaba.

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