Thüringische Landeszeitung (Gera)
Geht nicht, gibt’s nicht
Held der Herzen Madlen Krause, Internistin auf der Corona-Station, Mutter für vier Jungen
„Warum ich? Es gibt doch noch viele andere, die mindestens genauso viel machen“, meint Madlen Krause. Sie ist auf den ersten Blick eine temperamentvolle Frohnatur, deren Lachen ansteckend wirkt. Dabei hätte sie momentan weniger denn je Grund dazu. Denn Madlen Krause arbeitet als Assistenzärztin für Innere Medizin auf der Corona-Station des SRH-WaldKlinikums.
„Sie ist keine Frau der großen Worte, sondern eine, auf die man sich verlassen kann, egal ob in der Klinik oder beim Sport. Dabei schont sie sich selbst nicht. Das gibt es nicht mehr oft.“Jens Lohse, Kollege im SRH-Wald-Klinikum
Erzählt sie aus ihrem Alltag, merkt man schnell: Für die 40-Jährige ist der Beruf Berufung. Und das ist keinesfalls einfach nur dahin gesagt: In ihrem ersten Berufsleben war Madlen Krause gelernte Orthopädieschuhmacherin. Zehn Jahre lang war sie als solche tätig, bevor sie sich 30-jährig noch für ein Medizinstudium an der Universität Jena entschied. „Mein Mann Stephan hat mir dafür den Rücken freigehalten“, erzählt sie voller Stolz. Das Paar hat drei eigene Kinder – 28, 21 und acht Jahre alt. „Alles Jungs“, erzählt Madlen Krause.
Auf der Corona-Station der Klinik hat sie sich in der ersten Welle selbst mit dem Virus angesteckt. „Da ging es mir monatelang elend. Ich kann mich nicht daran erinnern, dass ich mich jemals so krank gefühlt hatte. Corona sollte niemand unterschätzen“, beschreibt sie. Für die Ärztin folgte ein stationärer Aufenthalt. „Aber jetzt bin ich erst einmal immun, habe zum Glück eine Menge Antikörper.“
Aktuell sei natürlich ein riesiges Arbeitsaufkommen zu bewältigen. „Von jedem wird eine Menge abverlangt und auch unser Pflegepersonal leistet hier wahnsinnig viel.“Dann wird die 40-Jährige ernst: „Es ist schrecklich, dass man viele Patienten
verliert.“Selten schafft es Madlen Krause, pünktlich Feierabend zu machen. „Man will dem Kollegen, der nachfolgend Dienst hat, nicht auch noch zusätzliche Patienten überlassen.“Zu Hause lässt sie normalerweise den Arbeitsalltag draußen. In der jetzigen Ausnahmesituation gelingt ihr dies jedoch immer schlechter.
Nichtsdestotrotz sucht Madlen Krause auch privat die Herausforderung: Seit Juni ist die PatchworkFamilie um ein weiteres Mitglied gewachsen. Die Krauses kümmern sich um ein Pflegekind. Nachdem die zwei Großen selbstständig waren, hätten sie bewusst diese Option diskutiert. Kinder seien doch etwas
Wunderbares. „Wir lernen jetzt diese Kindersignale wieder besser zu verstehen.“Erneut blitzt ihr Humor auf. Der Einjährige habe sich schon gut eingelebt, Vertrauen zu ihnen gefasst. „Wir sind ja ein Jungshaushalt und da passt er gut rein.“
Die wenige Zeit, die aktuell bleibe, verbringt die vielfache Mutter natürlich mit den beiden Kleinen. Und dann ist da noch der 1. SV Gera, in dem sie sich engagiert. Als Ärztin betreut Madlen Krause die Laufaktiven und unterstützt seit Jahren ihren Mann, der sich als Abteilungsleiter des 1. SV Gera sowie Kampfrichter engagiert.
„Geht nicht“scheint es bei Madlen Krause nicht zu geben.