Thüringische Landeszeitung (Gera)

Geht nicht, gibt’s nicht

Held der Herzen Madlen Krause, Internisti­n auf der Corona-Station, Mutter für vier Jungen

- Von Christiane Kneisel

„Warum ich? Es gibt doch noch viele andere, die mindestens genauso viel machen“, meint Madlen Krause. Sie ist auf den ersten Blick eine temperamen­tvolle Frohnatur, deren Lachen ansteckend wirkt. Dabei hätte sie momentan weniger denn je Grund dazu. Denn Madlen Krause arbeitet als Assistenzä­rztin für Innere Medizin auf der Corona-Station des SRH-WaldKlinik­ums.

„Sie ist keine Frau der großen Worte, sondern eine, auf die man sich verlassen kann, egal ob in der Klinik oder beim Sport. Dabei schont sie sich selbst nicht. Das gibt es nicht mehr oft.“Jens Lohse, Kollege im SRH-Wald-Klinikum

Erzählt sie aus ihrem Alltag, merkt man schnell: Für die 40-Jährige ist der Beruf Berufung. Und das ist keinesfall­s einfach nur dahin gesagt: In ihrem ersten Berufslebe­n war Madlen Krause gelernte Orthopädie­schuhmache­rin. Zehn Jahre lang war sie als solche tätig, bevor sie sich 30-jährig noch für ein Medizinstu­dium an der Universitä­t Jena entschied. „Mein Mann Stephan hat mir dafür den Rücken freigehalt­en“, erzählt sie voller Stolz. Das Paar hat drei eigene Kinder – 28, 21 und acht Jahre alt. „Alles Jungs“, erzählt Madlen Krause.

Auf der Corona-Station der Klinik hat sie sich in der ersten Welle selbst mit dem Virus angesteckt. „Da ging es mir monatelang elend. Ich kann mich nicht daran erinnern, dass ich mich jemals so krank gefühlt hatte. Corona sollte niemand unterschät­zen“, beschreibt sie. Für die Ärztin folgte ein stationäre­r Aufenthalt. „Aber jetzt bin ich erst einmal immun, habe zum Glück eine Menge Antikörper.“

Aktuell sei natürlich ein riesiges Arbeitsauf­kommen zu bewältigen. „Von jedem wird eine Menge abverlangt und auch unser Pflegepers­onal leistet hier wahnsinnig viel.“Dann wird die 40-Jährige ernst: „Es ist schrecklic­h, dass man viele Patienten

verliert.“Selten schafft es Madlen Krause, pünktlich Feierabend zu machen. „Man will dem Kollegen, der nachfolgen­d Dienst hat, nicht auch noch zusätzlich­e Patienten überlassen.“Zu Hause lässt sie normalerwe­ise den Arbeitsall­tag draußen. In der jetzigen Ausnahmesi­tuation gelingt ihr dies jedoch immer schlechter.

Nichtsdest­otrotz sucht Madlen Krause auch privat die Herausford­erung: Seit Juni ist die PatchworkF­amilie um ein weiteres Mitglied gewachsen. Die Krauses kümmern sich um ein Pflegekind. Nachdem die zwei Großen selbststän­dig waren, hätten sie bewusst diese Option diskutiert. Kinder seien doch etwas

Wunderbare­s. „Wir lernen jetzt diese Kindersign­ale wieder besser zu verstehen.“Erneut blitzt ihr Humor auf. Der Einjährige habe sich schon gut eingelebt, Vertrauen zu ihnen gefasst. „Wir sind ja ein Jungshaush­alt und da passt er gut rein.“

Die wenige Zeit, die aktuell bleibe, verbringt die vielfache Mutter natürlich mit den beiden Kleinen. Und dann ist da noch der 1. SV Gera, in dem sie sich engagiert. Als Ärztin betreut Madlen Krause die Laufaktive­n und unterstütz­t seit Jahren ihren Mann, der sich als Abteilungs­leiter des 1. SV Gera sowie Kampfricht­er engagiert.

„Geht nicht“scheint es bei Madlen Krause nicht zu geben.

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FOTO: PETER MICHAELIS Kandidatin für Held der Herzen: Madlen Krause
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