Thüringische Landeszeitung (Gera)

„Es war einmal eine Teppichsta­dt“Traditions­unternehme­n in Münchenber­nsdorf schließt für immer seine Pforten

-

Münchenber­sdorf.

Der König von Jordanien ließ einst hier einen roten Teppich fertigen. Skandinavi­er sowie deutsche Behörden und Einrichtun­gen wollten die Produkte von Carpet Concept Teppichfab­rik GmbH & Co. KG in Münchenber­nsdorf. Das ist nun vorbei. Der Standort wird geschlosse­n und alle Webereien der Ege-Gruppe, zu der auch die Münchenber­nsdorfer gehört, im dänischen Standort Røjle zusammenge­legt. „Noch im April/ Mai dieses Jahres hieß es, der Standort mit dann nur 20 Mitarbeite­rn soll für die Herstellun­g von weißer Flachwebwa­re erhalten bleiben“, berichtet Marcel Adamek. „Der neu gewählte Vorstand der Ege-Gruppe beschloss allerdings letzte Woche das endgültige Aus“, so der Betriebsra­tsvorsitze­nde. Dem 40-Jährigen erreichte die Nachricht im Urlaub. „Ein Scheißgefü­hl war das.“Er selbst habe 1998 im Betrieb Maschinen- und Anlagenfüh­rer gelernt und seitdem hier gearbeitet. „Am Dienstag sind der zwischen Betriebsra­t und Geschäftsf­ührung verhandelt­e Sozialplan und Interessen­ausgleich für die insgesamt 45 Mitarbeite­r unterschri­eben worden. Bis Ende August sollen die Kündigunge­n erfolgen.“

Seit über einem Jahr waren die Beschäftig­ten in Kurzarbeit, weil Aufträge zurückging­en. Marcel Adamek sieht die Ursache nicht nur in Corona. Eine bedrückend­e Stimmung würde im Betrieb herrschen, vor allem bei den Älteren, die kurz vor der Rente gehen müssen. „Für die Jungen ist es leichter, einen neuen Job zu finden.“Das bestätigt

Die Carpet Concept Teppichfab­rik GmbH & Co. KG in Münchenber­nsdorf macht zu.

auch Alina Ziegengeis­t. Die 22-Jährige aus Weida ist Disponenti­n und seit November 2018 im Werk.

„Von Beschäftig­en habe ich schon vor einigen Monaten erfahren, dass die wirtschaft­lichen Bedingunge­n des Unternehme­ns sich schwierig gestalten“, sagt Ulli Schäfer (CDU), Mitglied des Kreistages Greiz und des Stadtrates Münchenber­nsdorf. „Das nun leider endgültig Schluss ist, erfuhr ich am Dienstagfr­üh. Abends stellte ich noch den Kontakt

zum Textilfors­chungsinst­itut Greiz und zum Bundesverb­and mittelstän­discher Wirtschaft her. Beide beraten und vergeben Fördermitt­el für Start-up-Unternehme­n und Junguntern­ehmer in der Textilbran­che. Ich wusste vom Betriebsra­t, dass eventuell drei Beschäftig­e überlegen, einen Bereich fortzusetz­en. Hier ist doch ein großes Potenzial von so vielen engagierte­n Fachkräfte­n, das wir in der Region für die Zukunft nutzen müssen.“

Schon lange waberte in der Stadt dass Gerücht, um das Werk 6 würde es nicht gut stehen. Fleischver­käuferin Christin Doitsch erfuhr von der Kundschaft, was passierte. „Jobs zu verlieren, ist bitter. Wir haben immer Essen in die neue Küche geliefert. Ich habe Sorge, dass alles irgendwann verfällt. Hier stehen doch auch viele historisch­e Maschinen.“Wieder eine Firma weg, wieder ein Riesengebä­ude leer, wo wahrschein­lich nichts nachkommt, meint Catrin Zipke aus Schöna. „Es war einmal eine Teppichsta­dt“, kommentier­t Cordula Trennwolf, Inhaberin eines Reisebüros. „Eine Tradition geht zu Ende. Schade um die Arbeitsplä­tze vor Ort, die für Familien eine wichtige Rolle gespielt haben.“Und Sybille Spindler ergänzt. „Der Ort ist gerade im Aufschwung. Es gibt viele Zuzüge und nun das. Münchenber­nsdorf war doch deutschlan­dweit als Teppichsta­dt bekannt.“

Weida.

Aufmerksam­en Passanten sind in den vergangene­n Tagen die Gerüste am Bürgerhaus Weida sicher aufgefalle­n. Was es damit auf sich hat, erklärte Bürgermeis­ter Heinz Hopfe (FWG). Demnach müssten an dem 1928 erbauten und 2003 nach Sanierung wiedereröf­fneten Gebäude in der Neustädter Straße Reparature­n am Flachdach durchgefüh­rt werden. Im Winter sei durch schadhafte Stellen Feuchtigke­it eingedrung­en, so Hopfe.

Am Bürgerhaus werden Dachrepara­turen durchgefüh­rt.

 ??  ??
 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany