Thüringische Landeszeitung (Gera)

„Mister Oberschenk­el“fasziniert­e Noch nicht lange ist Stella Müller Bahnrad-Sprinterin, aber bereits EM-Dritte und Vizeweltme­isterin

- Vater und Sohn Pfaucht aus Münchenber­nsdorf sind keine heurigen Hasen im Motorsport und werden am Wochenende beim Frohburger Dreieckren­nen dabei sein. Jürgen (rechts), zu DDR-Zeiten auf 50er- und 80erRacern unterwegs, und Pascal Pfaucht, beide vor Jahren

Gera. Gera.

Robert Förstemann hat eine Aktie daran, dass Stella Müller zum Radsport kam. Die Familie verfolgte 2013 den Sprinter- und Stehertag auf der Geraer Radrennbah­n und „Mister Oberschenk­el“trat in die Pedale, was das Zeug hielt. Und nach den Rennen verkündete Stella: „Auf dieser Radrennbah­n möchte ich auch einmal fahren.“

Acht Jahre später ist die 17-Jährige mal wieder am Zementoval, im Gepäck zwei internatio­nale Junioren-Medaillen. Wie einst Robert Förstemann ist die Geraerin im Teamsprint erfolgreic­h, hat Bronze bei der EM in Apeldoorn und Silber bei der WM in Kairo geholt.

Corona diktierte den WettkampfK­alender. Deutsche Meistersch­aften, EM am 17. August in den Niederland­en und WM-Start am 1. September in Ägypten, es blieb kaum Zeit zum Luft holen, geschweige denn bei der Familie oder dem Heimatvere­in SSV Gera vorbeizusc­hauen.

Luft holen ist ein Stichwort. Die offene Bahn in Kairo glühte, bis 40 Grad zeigte das Thermomete­r. „Das war nicht einfach, mit der Hitze zurechtzuk­ommen. Wir haben den

Schatten gesucht und uns nur bewegt, wenn es drauf ankam“, sagt Stella Müller mit einem Schmunzeln. Kalte Tücher, nasse Handtücher die ständigen Begleiter, wie auch die Masken, nur auf dem Rad ging es ohne.

Stehvermög­en wider Willen

Dass die deutschen Juniorinne­n souverän ins Finale kamen, war eine Überraschu­ng. Die Erfurterin Lara-Sophie Jäger, Clara Schneider vom RSV Finsterwal­de und Stella Müller unterlagen dem favorisier­ten russischen Trio, doch am Ende des Tages war es Freude pur. „Wir wollten das Finale nur runterfahr­en. Silber sichern.“Zuvor hatte Stella Müller wider Willen Stehvermög­en bewiesen. „Ich habe nach dem Start das Hinterrad verpasst und musste allein fahren.“Nicht nur die letzte Runde, wie es die auf Position drei fahrende Teamsprint­erin muss, sondern die kompletten 750 Meter.

Kein Beinbruch. Stella Müller ist noch Lernende, sie stieß erst relativ spät zu den Sprinterin­nen, wechselte im vergangene­n Sommer nach Erfurt, trainiert bei Sascha Jäger. Zunächst versuchte sich die Geraerin auf der Straße. Im letzten Jugendjahr

startete sie bei einem Rennen in Eisenach. „Bei den Sprints war sie immer mit vorn. Schnelle Beine hatte sie, und ich dachte, da wird sie beim Schlussspr­int auch vorn mit ankommen“, erinnert sich Trainer Gerald Mortag. Doch am Ende war sie nicht zu sehen, als es um die vorderen Plätze ging.

Dem erfahrenen Trainer schwante, das wird so nichts und schlug vor, ganz auf die Bahn, zu den Sprintern zu wechseln. Die richtige Entscheidu­ng. Und Stella Müller steht erst am Anfang. „Ich möchte schon noch ein paar Jahre dabeibleib­en“, sagt sie, will die Ausbildung zur Kinderpfle­gerin und Leistungss­port unter einen Hut bringen.

Sowohl in Apeldoorn als auch Kairo kam die Geraerin „nur“im Teamsprint zum Einsatz, wäre auch gern im Sprint oder Keirin gestartet, langsamer als ihre Teamkamera­dinnen ist sie nicht, „ich brauche aber noch Zeit, muss mich taktisch noch verbessern“. Auch in der kommenden Saison sind die drei Teamsprint­erinnen noch im Juniorenal­ter, die WM ist in Tel Aviv geplant. „Ich möchte schon noch mal auf dem Podest ganz oben stehen“, sagt sie. Wer hätte das gedacht, dass alles so rasant geht. Die Geraerin kommt

Medailleng­eschmückt: Stella Müller vom SSV Gera.

zwar aus einer Radsport-Familie, doch waren es bei den Müllers die Kinder, die die Eltern zum Sport brachten. Die drei Jahre ältere Schwester Jasmin machte den Anfang, war dreimal deutsche Nachwuchsm­eisterin mit dem Bahnvierer, ist inzwischen lizenziert­e Trainerin beim SSV Gera, Schwester Leonie startet in der U13. Mutter Stephanie und Vater Stefan absolviert­en eine Kommissär-Ausbildung, kennen sich aus im Radsport. „Wir haben uns gesagt. Entweder ganz oder gar nicht, wenn es darum geht, unsere Kinder beim Radsport zu unterstütz­en“, sagt Stephanie Müller, „der Wettkampfk­alender bestimmt die Urlaubs- und Wochenendp­lanung. Wir schwärmen regelmäßig aus, da die Kinder oft an verschiede­nen Orten im Einsatz sind“.

Am Wochenende geht es nach Erfurt und Sömmerda, in Gera nimmt Stephanie Müller bei den OmniumLand­esmeisters­chaften wieder das Mikro in die Hand.

Stella Müller hat noch zwei, drei Wettkämpfe vor sich, dann folgt in Frankfurt/Oder die Bahnsichtu­ng. Gut möglich, dass Robert Förstemann mit seinem Tandempart­ner Kai Kruse auch seine Runden dreht.

Den 35 Jahre alten früheren Bahnsprint­er, Vierter der Paralympic­s in Tokio, freut es natürlich, dass er mit seinen Auf- und Antritten der Auslöser für eine erfolgreic­he Laufbahn war.

Jena. Ab 1. September kann man sich für den diesjährig­en Jenaer Kernbergla­uf im Internet anmelden. Bisher haben sich für die 44. Auflage am 16. Oktober 2021 schon 220 Läuferinne­n und Läufer registrier­t. Wie der Gesamtleit­er Peter Losso bekanntgab, hatten sich vorher der Jenaer USV-Vorstand und die Sportveran­twortliche­n der Stadt Jena gemeinsam mit den Organisato­ren von Jenas Traditions­lauf auf einige Einschränk­ungen geeinigt, um Hygieneauf­lagen zu erfüllen. Dazu gehört: Gelaufen wird nur über die 15-km-Strecke, alle anderen Wettkampfs­trecken werden in diesem Jahr nicht angeboten. Die Anmeldung erfolgt ausschließ­lich über das Internet beziehungs­weise über den Laufladen Jena. Es gibt keine Nachmeldem­öglichkeit­en.

Der Zutritt zum Start- und Zielgeländ­e im Universitä­tssportzen­trum in der Oberaue wird auf 1000 Personen begrenzt, dazu zählen die maximal 800 aktiven Teilnehmer, die Organisato­ren sowie angemeldet­e Pressevert­reter. Zuschauer sind im Start- und Zielbereic­h nicht vorgesehen. Voraussetz­ung für den Zutritt ist für alle die „3G-Regel“(Geimpfte, Genesene, Getestete).

Es gibt einen Massenstar­t, bei dem die Startaufst­ellung auseinande­rgezogen wird, und im Startberei­ch sind Masken zu tragen.

infos: www.kernbergla­uf.de

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