Thüringische Landeszeitung (Gera)

Nervendes Schauspiel

- Martin Debes über den Wind-Streit in Thüringen

Viel Wind um nichts: So könnte der neueste Akt des thüringisc­hen Dauerdrama­s beschriebe­n werden. Nachdem beide Seiten ihre Waffen vorgezeigt haben, dürfte es zur Einigung kommen – wobei freilich vorher noch ein paar Garstigkei­ten von der Bühne gerufen werden.

Der Ablauf der Ereignisse ist immer ähnlich. Erst drohte die CDU, gemeinsam mit AfD und FDP den Bau von Windrädern auszubrems­en, weil aus ihrer Sicht Rot-RotGrün nicht ernsthaft verhandlun­gsbereit war. Prompt drückte die Koalition auf den Björn-Höcke-Knopf – und in den Berliner Parteizent­ralen bimmelte das Thüringen-Glöckchen, das dort seit dem 5. Februar 2020 hängt.

Immerhin bot Pfingsten Zeit, sich nochmals zu vergegenwä­rtigen, dass in diesen Gemengelag­en verlässlic­h nur eine Partei in Thüringen gewinnt: Und das ist Höckes AfD.

Also verhandeln jetzt die Minderheit­skoalition und die größte Opposition­sfraktion über einen Kompromiss, den es längst hätte geben können. Nebenbei soll der besonders unnötige Streit über das Schulgeld für die Gesundheit­sberufe befriedet werden.

Das Schauspiel nervt. Es nervt das Publikum. Aber es nervt auch die Darsteller. Soll das wirklich bis zur Landtagswa­hl in gut zwei Jahren so weitergehe­n bei Gesetzen, Anträgen und noch zwei zu beschließe­nden Landeshaus­halten?

Bitte nicht. Die CDU, die hauptveran­twortlich die Neuwahl versiebte, sollte sich mit der Regierung, die sie ins Amt gelangen ließ, wieder auf einen Kooperatio­nsrahmen einigen. Und die Minderheit­skoalition sollte sich so verhalten, wie sie heißt. Das bedeutet: Auch sie muss sich immer neu um Mehrheiten bemühen – und sie nicht erpressen.

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