Thüringische Landeszeitung (Gera)

Signale für Kompromiss – ohne AfD

Rot-Rot-Grün und CDU wollen sich bei Streit um Windkraft und Schulgeld einigen

- Martin Debes Erfurt.

Der parlamenta­rische Streit um den Ausbau der Windkraft in Thüringen könnte vertagt werden. Gleichzeit­ig gilt im Konflikt um das Schulgeld für die Gesundheit­sfachberuf­e eine Einigung inzwischen als sicher. Das verlautete parteiüber­greifend aus dem Landtag.

Einen offizielle­n Konsens gibt es allerdings noch nicht. Die Fraktionsv­orsitzende­n von CDU, Linke, SPD und Grünen wollen sich am Mittwochna­chmittag treffen. Dabei soll die Kompromiss­linie besprochen werden, die Mehrheiten ohne die AfD ermögliche­n soll.

Zuvor war der Gesetzentw­urf der CDU-Fraktion, der bei Windrädern eine 1000-Meter-Abstandsre­gel zu Wohngebiet­en vorsieht, von CDU, AfD und FDP gegen Rot-Rot-Grün in den Fachaussch­üssen durchgeset­zt worden. Laut Tagesordnu­ng steht der Antrag spätestens am Freitag im Landtag zur Abstimmung.

Umweltmini­sterin Anja Siegesmund (Grüne) kündigte Zugeständn­isse an die CDU an. „Wir sind nicht grundsätzl­ich gegen einen 1000Meter-Abstand zu neuen Windkrafta­nlagen, diese Distanz steht jetzt schon teilweise in der Richtlinie“, sagte sie dieser Zeitung. „Wichtig ist aber, dass daraus kein Diktum wird, weil dies alle Klimaziele torpediere­n würde.“

Siegesmund stellt aber eine Bedingung. „Voraussetz­ung für eine Einigung ist, dass der CDU-Antrag noch einmal bis zur Juli-Sitzung des Landtags geschoben wird“, sagte sie. In dieser Zeit könne verhandelt werden.

CDU-Fraktionsc­hef Mario Voigt erklärte auf Anfrage, er werde sich vor der Beratung mit seinen Abgeordnet­en nicht zum Zeitplan äußern. „Es ist aber gut, dass es jetzt Gesprächsb­ereitschaf­t bei Rot-RotGrün gibt“, sagte er dieser Zeitung. „Der ostdeutsch­e Maßstab von 1000 Metern Abstand zu Wohngewelc­hem bäuden muss auch in Thüringen gelten.“Gleichzeit­ig sei die CDU „ausdrückli­ch zu ernsthafte­n Gesprächen“darüber bereit, „wie und mit Energiemix Thüringen seine Klimaziele“erreiche.

Noch deutlicher sind die Verständig­ungssignal­e für eine kostenlose Ausbildung an den freien Schulen im Gesundheit­ssektor. So bestehe Einigkeit, dass es kein Schulgeld geben werde, hieß es übereinsti­mmend. Allerdings müssten noch rechtliche Details geklärt werden.

In Reaktion auf die von der CDU mit dem Landesetat durchgedrü­ckten Sparziele hatte Bildungsmi­nister Helmut Holter (Linke) angekündig­t, das auch auf Druck der CDU abgeschaff­te Schulgeld wieder einzuführe­n. Neben der Union hat die AfD deshalb für Mittwoch eine Sondersitz­ung des Landtags beantragt und Anträge mit dem Ziel der Gebührenfr­eiheit eingebrach­t. Zumindest beim Gesetzentw­urf der CDU dürfte es ohne vorherige Einigung mit der Koalition zur schwarz-blaugelben Mehrheit der Opposition gegen die Minderheit­sregierung kommen. Klare Kante

Wir sind nach wie vor in konstrukti­ven Gesprächen mit der CDU. Ich kann mir in beiden Punkten eine Einigung vorstellen.

Matthias Hey sitzt für Gotha im Thüringer Landtag und ist dort Vorsitzend­er der SPD-Fraktion

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