Thüringische Landeszeitung (Gera)
Geschützter Raum für Hilfebedürftige
„EmpowerMensch“: Beratungsstelle bei Diskriminierung
Ob wegen des Alters, des Geschlechts, einer Behinderung oder der Herkunft: In einer Befragung der Antidiskriminierungsstelle des Bundes gab jede dritte Person an, in jüngster Vergangenheit Diskriminierung erfahren zu haben.
Zwar gibt es in Thüringen zahlreiche Anlaufstellen, aber keine, die übergreifend für alle Bereiche offensteht, erklärt Jacqueline Muthumbi. Sie ist Projektleiterin von Thüringens erster unabhängigen Antidiskriminierungsstelle „EmpowerMensch“, die heute in Erfurt ihre Arbeit aufnimmt. Der Zusatz „unabhängig“sei deshalb wichtig, weil die Beratungsstelle außerhalb behördlicher Strukturen agiert, deren Entscheidungen auch ausgrenzen können, so die Projektchefin.
Mit 200.000 Euro vom Land gefördert, soll sie in erster Linie beraten und Lösungen suchen. Ein geschützter Raum, in dem sich Betroffene frei und niedrigschwellig öffnen können. Die Angebote reichen von psychologischer Hilfe, vermittelnden Gesprächen bis zur juristischen Beratung, die auch mit einem Gang vor Gericht enden kann. Denn schon bei den rechtlichen Bestimmungen gebe es viel Aufklärungsbedarf. Und sehr viele Fälle passieren unterhalb öffentlicher Wahrnehmung. Wenn zum Beispiel pflegende Angehörige ihren Job aufgeben müssen, weil die Arbeitszeiten mit Pflege unvereinbar sind.
Zu den unterbelichteten Themen gehöre auch Ausgrenzung wegen des Alters oder familiärer Konstellationen, die Familien von Alleinerziehenden treffen. Man rechnet nach den Erfahrungen der Antidiskriminierungsstelle des Bundes mit großem Beratungsbedarf. 2020 sind die Anfragen um fast 80 Prozent gestiegen.