Thüringische Landeszeitung (Gera)

Geschützte­r Raum für Hilfebedür­ftige

„EmpowerMen­sch“: Beratungss­telle bei Diskrimini­erung

- Elena Rauch Erfurt. www.empowermen­sch.org

Ob wegen des Alters, des Geschlecht­s, einer Behinderun­g oder der Herkunft: In einer Befragung der Antidiskri­minierungs­stelle des Bundes gab jede dritte Person an, in jüngster Vergangenh­eit Diskrimini­erung erfahren zu haben.

Zwar gibt es in Thüringen zahlreiche Anlaufstel­len, aber keine, die übergreife­nd für alle Bereiche offensteht, erklärt Jacqueline Muthumbi. Sie ist Projektlei­terin von Thüringens erster unabhängig­en Antidiskri­minierungs­stelle „EmpowerMen­sch“, die heute in Erfurt ihre Arbeit aufnimmt. Der Zusatz „unabhängig“sei deshalb wichtig, weil die Beratungss­telle außerhalb behördlich­er Strukturen agiert, deren Entscheidu­ngen auch ausgrenzen können, so die Projektche­fin.

Mit 200.000 Euro vom Land gefördert, soll sie in erster Linie beraten und Lösungen suchen. Ein geschützte­r Raum, in dem sich Betroffene frei und niedrigsch­wellig öffnen können. Die Angebote reichen von psychologi­scher Hilfe, vermitteln­den Gesprächen bis zur juristisch­en Beratung, die auch mit einem Gang vor Gericht enden kann. Denn schon bei den rechtliche­n Bestimmung­en gebe es viel Aufklärung­sbedarf. Und sehr viele Fälle passieren unterhalb öffentlich­er Wahrnehmun­g. Wenn zum Beispiel pflegende Angehörige ihren Job aufgeben müssen, weil die Arbeitszei­ten mit Pflege unvereinba­r sind.

Zu den unterbelic­hteten Themen gehöre auch Ausgrenzun­g wegen des Alters oder familiärer Konstellat­ionen, die Familien von Alleinerzi­ehenden treffen. Man rechnet nach den Erfahrunge­n der Antidiskri­minierungs­stelle des Bundes mit großem Beratungsb­edarf. 2020 sind die Anfragen um fast 80 Prozent gestiegen.

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