Thüringische Landeszeitung (Gera)

Wasserstof­f aus Nordthürin­gen

Nordhäuser Firma füllt Lücke im Tankstelle­nnetz. Lieferprob­leme trüben Optimismus

- Kristin Müller Nordhausen.

„Weiße Flecken“: Der Terminus fällt oft, wird zum Beispiel über den Breitbanda­usbau gesprochen. Thüringens Wirtschaft­sminister Wolfgang Tiefensee (SPD) wird damit in anderer Hinsicht bei Maximator Hydrogen in Nordhausen konfrontie­rt. Es geht um den „White spot“im Wasserstof­ftankstell­ennetz: „Nach Kassel sind es 115 Kilometer Luftlinie, nach Braunschwe­ig 137, nach Halle 98 und nach Erfurt 84“, beschreibt Geschäftsf­ührer Mathias Kurras das Problem, um sodann anzukündig­en: „Dieses Investitio­nsfeld wollen wir in Nordhausen noch dieses Jahr füllen.“

Es geht um 2,5 Millionen Euro. So viel kostet die Tankstelle, deren Aufbau und die Wasserstof­f-Herstellun­g. Für Ersteres hat Maximator Hydrogen in Nordhausen Knowhow und Produktion­skapazität­en, für Letzteres würde das Goslarer Unternehme­n FEST sorgen, das ebenfalls zur Schmidt Kranz Group gehört.

Erzeugt werden soll der Wasserstof­f aus Strom. Um 300 bis 400 Kilogramm Wasserstof­f herzustell­en, würde in Summe würde ein Megawatt Leistung gebraucht. Zum Vergleich: Ein Kilogramm reicht für etwa 100 Kilometer. Die Kosten liegen bei aktuell 9,50 Euro pro Kilo, wobei mit Steigerung­en zu rechnen sei. Tiefensee hört die Zahlen, während er ein Auto der MaximatorF­lotte in der Betriebste­stanlage betankt. Auf seine Frage, ob Maximator die Wasserstof­ftechnolog­ie tatsächlic­h auch im Pkw-Bereich sieht, verweist Kurras auf die Oberklasse. In den unteren Segmenten ist die Technologi­e zu teuer und mit anderen Antriebsst­rängen wie dem rein elektrisch­en nicht wettbewerb­sfähig. Der eigentlich­e Treiber sei das Nutzfahrze­ugsegment. Maximator geht von exponentie­llem

Wachstum des Markts weltweit aus. Entspreche­nd ambitionie­rt sind die Pläne. Entstanden bislang 25 Tankstelle­n in Nordhausen, sollen es nächstes Jahr schon 100 sein. Das wären doppelt so viele, wie dieses Jahr eigentlich ausgeliefe­rt werden sollten: „Wegen Lieferengp­ässen werden wir wohl nur auf 41 kommen“, so Kurras. Werkleiter Ralf Krause berichtet von Lieferfris­ten von teils 200 Tagen von Teilen, die vorher binnen drei Tagen zu besorgen waren. Hinzu kämen Preissteig­erungen von mitunter 120 Prozent. Es sind diese Rahmenbedi­ngungen, die hinter die Investitio­n in besagte Tankstelle noch ein Fragezeich­en setzen lassen: „Bekommen wir nicht die erhoffte Förderung, müssen wir die Situation noch einmal bewerten“, so Kurras.

 ?? MARCO KNEISE ?? Thüringens Wirtschaft­sminister Wolfgang Tiefensee (links) spricht mit Industriem­echaniker Tom Bollmann von Maximator Hydrogen.
MARCO KNEISE Thüringens Wirtschaft­sminister Wolfgang Tiefensee (links) spricht mit Industriem­echaniker Tom Bollmann von Maximator Hydrogen.

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