Thüringische Landeszeitung (Gera)
Wasserstoff aus Nordthüringen
Nordhäuser Firma füllt Lücke im Tankstellennetz. Lieferprobleme trüben Optimismus
„Weiße Flecken“: Der Terminus fällt oft, wird zum Beispiel über den Breitbandausbau gesprochen. Thüringens Wirtschaftsminister Wolfgang Tiefensee (SPD) wird damit in anderer Hinsicht bei Maximator Hydrogen in Nordhausen konfrontiert. Es geht um den „White spot“im Wasserstofftankstellennetz: „Nach Kassel sind es 115 Kilometer Luftlinie, nach Braunschweig 137, nach Halle 98 und nach Erfurt 84“, beschreibt Geschäftsführer Mathias Kurras das Problem, um sodann anzukündigen: „Dieses Investitionsfeld wollen wir in Nordhausen noch dieses Jahr füllen.“
Es geht um 2,5 Millionen Euro. So viel kostet die Tankstelle, deren Aufbau und die Wasserstoff-Herstellung. Für Ersteres hat Maximator Hydrogen in Nordhausen Knowhow und Produktionskapazitäten, für Letzteres würde das Goslarer Unternehmen FEST sorgen, das ebenfalls zur Schmidt Kranz Group gehört.
Erzeugt werden soll der Wasserstoff aus Strom. Um 300 bis 400 Kilogramm Wasserstoff herzustellen, würde in Summe würde ein Megawatt Leistung gebraucht. Zum Vergleich: Ein Kilogramm reicht für etwa 100 Kilometer. Die Kosten liegen bei aktuell 9,50 Euro pro Kilo, wobei mit Steigerungen zu rechnen sei. Tiefensee hört die Zahlen, während er ein Auto der MaximatorFlotte in der Betriebstestanlage betankt. Auf seine Frage, ob Maximator die Wasserstofftechnologie tatsächlich auch im Pkw-Bereich sieht, verweist Kurras auf die Oberklasse. In den unteren Segmenten ist die Technologie zu teuer und mit anderen Antriebssträngen wie dem rein elektrischen nicht wettbewerbsfähig. Der eigentliche Treiber sei das Nutzfahrzeugsegment. Maximator geht von exponentiellem
Wachstum des Markts weltweit aus. Entsprechend ambitioniert sind die Pläne. Entstanden bislang 25 Tankstellen in Nordhausen, sollen es nächstes Jahr schon 100 sein. Das wären doppelt so viele, wie dieses Jahr eigentlich ausgeliefert werden sollten: „Wegen Lieferengpässen werden wir wohl nur auf 41 kommen“, so Kurras. Werkleiter Ralf Krause berichtet von Lieferfristen von teils 200 Tagen von Teilen, die vorher binnen drei Tagen zu besorgen waren. Hinzu kämen Preissteigerungen von mitunter 120 Prozent. Es sind diese Rahmenbedingungen, die hinter die Investition in besagte Tankstelle noch ein Fragezeichen setzen lassen: „Bekommen wir nicht die erhoffte Förderung, müssen wir die Situation noch einmal bewerten“, so Kurras.