Thüringische Landeszeitung (Gera)
Altersgerechter Wohnraum werde in Gera benötigt
Elfriede Brieg vermisst Unterstützung der Stadt
Ende Februar nutzte die über 90-jährige Elfriede Brieg, Vorsitzende des Elternbeirates der Lebenshilfe, die Einwohnerfragestunde im Vorfeld der Stadtratssitzung, um Unterstützung beziehungsweise Hilfe seitens der Stadt zu finden. Zu diesem Zeitpunkt wurde ihr von Seiten des Oberbürgermeisters Julian Vonarb (parteilos) ein Gespräch im Dezernat Jugend und Soziales angeboten. Auf der jüngsten Sitzung informierte Vonarb, dass es erste Gespräche gegeben habe.
Brieg kämpft seit vielen Jahren für die Schaffung von altersgerechten Kleinstwohnungen für geistig behinderte Menschen, die das Rentenalter erreicht haben. In diesem Alter fallen sie in ein Loch, denn aufgrund des Sozialgesetzbuches Paragraf neun dürfen diese Menschen keine Behindertenwerkstätten, wo sie vor allem Struktur erfahren, mehr besuchen. Brieg erzählt, dass sie ein gut zweistündiges Gespräch im Dezernat geführt habe. Ihr sei erklärt worden, dass wenn es der Verein nicht leisten könne, ein neuer Träger gesucht werden müsse. Die Stadt könne ihr nicht helfen, da gebe es Gesetze, erzählt Brieg. Welche Gesetze dies seien, sei Brieg jedoch nicht mitgeteilt worden. „Und der Oberbürgermeister möchte nicht mit mir sprechen.“
Die Stadtverwaltung erklärt, dass es mit Brieg einen regelmäßigen fachlichen Austausch, auch in Bezug auf Möglichkeiten zur Schaffung von Wohnraum für Behinderte gebe. Doch weil es sich um Gespräche auf Arbeitsebene handele, seien finale Ergebnisse derzeit noch nicht öffentlich kommunizierbar. Das Dezernat Jugend und Soziales sei jedoch sehr an der Thematik bedarfsgerechte Angebote für erwachsene Menschen mit Behinderungen nach ihrer aktiven Zeit in einer Behindertenwerkstatt interessiert. Aus diesem Grund werde dies auch im Rahmen des Trägernetzwerkes aufgegriffen, heißt es in der Antwort der Stadt. Gesellschaftliche Teilhabe, soziale Gerechtigkeit und Chancengleichheit stehen aus Briegs Sicht nicht im Zentrum.