Thüringische Landeszeitung (Gera)
Gera als Zünglein an der Waage
Ein verlorenes Aufstiegsduell, Rückzüge und Nichtmeldungen von Mannschaften, ein womöglich nicht wahrgenommenes Aufstiegsrecht, Staffelbegradigungen, Quotientenregel: Bei so manchem abstiegsbedrohten Fußballverein Thüringens stellen sich die gleichen Fragen. Reicht’s für den Klassenerhalt? Was passiert in welchem Fall? Ein Überblick von der Regionalliga bis Landesklasse, was bereits feststeht.
Wäre alles so einfach, könnten die Taschenrechner der Vereine ein Jahr lang im Wandschrank verharren. Der FC Carl Zeiss Jena und der ZFC Meuselwitz spielen kommende Saison in der Regionalliga, der FC Rot-Weiß Erfurt kommt hinzu. Allerdings auch Drittligaabsteiger Viktoria Berlin, der BFC Dynamo muss zudem nach dem verlorenen Aufstiegsduell gegen Oldenburg ein weiteres Jahr in der Liga dranhängen. Diese beiden Hauptstadtvereine besetzen wichtige Plätze in der Saison 2022/23.
Andere müssen daher weichen – in die Oberliga. Die zwei NOFV-Staffeln werden zudem von 19 auf 18 Mannschaften gestutzt. Die Folge: Elf Teams müssen den Gang in die Landesverbände antreten, fünf aus dem Norden wie Süden. Zudem gibt es ein Relegationsduell zwischen den Final-14.
„Das wird in jedem Fall gespielt“, sagt Frank Nicolai, Spielleiter der Südstaffel. Auf einen Rückzug eines gemeldeten Vertreters aus den Landesverbänden wird nicht spekuliert, obgleich gerade Wismut Gera mit sich zu kämpfen scheint, ob das Aufstiegsrecht auch als Nicht-Meister der Thüringenliga angenommen oder ausgeschlagen werden soll.
Merseburg zog während der Saison in der Südstaffel zurück, Jena II wird nach der Serie dem Spielbetrieb den Rücken kehren. Zwei der drei verbleibenden Abstiegsränge sind unwiderruflich mit Martinroda und Arnstadt besetzt. Vom letzten direkten Abstiegsplatz will Nordhausen (28 Spiele, 27 Punkte) unbedingt springen, muss dabei aber an Inter Leipzig (27, 28) vorbei. Negativ: Punktgleichheit würde nicht ausreichen, da die Quotientenregel gilt. Leipzig hat einmal weniger gespielt. Positiv: Nordhausen hat von der Papierform mit Rudolstadt und Bautzen das leichtere Restprogramm, Leipzig spielt noch gegen Plauen (3.) und Erfurt (1.). Der FC An der Fahner Höhe ist rechnerisch noch nicht durch.
Zum Zünglein an der Waage kann der aktuelle Dritte Gera werden. Er hat als einziger Thüringer Verbandsligist das Oberliga-Spielrecht 2022/23 beantragt, sich aber bislang weder dafür noch dagegen entschieden.
In der Abstiegsregelung ist indes geklärt, dass sich im Falle eines Aufsteigers in die Oberliga die Zahl der Absteiger in die Landesklassen um ein Team reduziert. Das hieße beim Durchringen von Gera zur Oberliga in jedem Fall von sechs auf fünf.
Erster Absteiger ist das zurückgezogene Team von Teistungen. Ehrenhain hat für die Landesklasse gemeldet. Gegen die drei oder vier heißen Stühle kämpft inmitten der Quotientenregel im Grunde die halbe Liga um jeden Punkt.
Und die Landesklässler haben ein waches Auge darauf. Denn je nach Zugehörigkeit zu den Fußballkreisen steigen die Verbandsligisten in die entsprechenden Staffeln ab. Beispiel anhand der aktuellen Situation: Ehrenhain und Weimar müssten in die Staffel 1, Bad Frankenhausen in die 2, Sonneberg und womöglich Ohratal in die 3.
Sie erhöhen demnach die Zone der Absteiger aus den Landesklassen. Allerdings haben die Teams der Staffeln 1 und 3 einen Hauch weniger zu befürchten, da 2022/23 mit 16 statt 14 Mannschaften gespielt wird. Kurios: In der Staffel 3 könnte es sogar vorkommen, dass es gar keinen Absteiger gibt, weil nicht aus allen drei Kreisoberligen Aufsteiger gestellt werden.
In der zweiten Staffel müssen mindestens zwei Teams runter, ein drittes kommt auch im Falle eines Abstiegs von Bad Frankenhausen nicht dazu, da Altengottern nicht für den Fußball auf Landesebene 2022/23 gemeldet hat. Erst für weitere Teams aus der Verbandsliga müsste Platz geschaffen werden.