Thüringische Landeszeitung (Gera)
Drei tote Nachbarn wegen zweier Bäume
Dem Drama in der Lüneburger Heide ging ein langjähriger Streit voraus - 85-Jähriger schoss aus seiner Jagdwaffe
Ein 85-Jähriger erschießt seine Nachbarn, ein 61 und 62 Jahre altes Ehepaar – der Bluttat im niedersächsischen Bienenbüttel ging offenbar ein Nachbarschaftsstreit um Bäume voraus. Nach Informationen des NDR waren zwei Bäume auf dem Grundstück des mutmaßlichen Täters durch einen Sturm schwer beschädigt worden und überragten die Grundstücksgrenze. Ein dritter Baum war bereits auf das Gästehaus gefallen und hatte es schwer beschädigt. Das Ehepaar forderte nun, die beiden übrig gebliebenen Bäume zu entfernen, der 85-Jährige weigerte sich. Gutachter und Anwälte waren seit Monaten mit dem Fall betraut.
Mehrfach wurde auch die Polizei in die ehemalige Ferienhaussiedlung mit den weitläufigen Grundstücken in der Lüneburger Heide gerufen. Bisher ging es immer um verbale Streitigkeiten zwischen dem Jäger und dem benachbarten Ehepaar. Am Freitagmittag eskalierte es: Nach bisherigen Erkenntnissen der Polizei hat der 85-Jährige den Nachbarn und dessen Ehefrau mit einer seiner Waffen erschossen. „Wir gehen davon aus, dass der Mann sich danach mit einer seiner legalen Schusswaffen im Wohngebäude selbst gerichtet hat“, sagte Polizeihauptkommissar Kai Richter. Weitere Personen seien nicht involviert gewesen.
Alle drei Getöteten wiesen Schussverletzungen auf. Die Staatsanwaltschaft sei über alle Ergebnisse der Tat nur wenige Kilometer südlich von Lüneburg informiert worden.
Anwohner überrascht und geschockt
Zwar gebe es tatsächlich eine Vorgeschichte mit Streitigkeiten zwischen den Nachbarn, diese seien zuvor aber nicht ausgeufert. Die Anwohner hätten völlig überrascht und geschockt reagiert. „Sie konnten sich das nicht vorstellen, die Beteiligten wohnten in der idyllischen Siedlung schon seit Jahren“, sagte Richter. „Wir gehen von einer absoluten Kurzschlusshandlung aus.“
Ein Pastor betreute die Anwohner seelsorgerisch. Das ländliche Gebiet wurde zunächst evakuiert, Nachbarn wurden Notunterkünfte zugewiesen, bis sie am Abend wieder in ihre Häuser zurückkonnten. Auch der Bürgermeister von Bienenbüttel, Merlin Franke, habe sich sehr gekümmert, erzählte Richter.
Die Tatortarbeit der Polizei wurde weitgehend abgeschlossen, nun werden die Leichen rechtsmedizinisch untersucht. Die Ergebnisse der Obduktion wird es voraussichtlich erst in der nächsten Woche geben. Die genauen Zusammenhänge des Geschehens waren am Sonntag noch unklar. ost/dpa