Thüringische Landeszeitung (Gera)

Die Geduld mit Sané ist endlich

Der Bundestrai­ner gibt seinem Offensivsp­ieler gegen Ungarn eine Denkpause. Deutliche Worte auch von Oliver Bierhoff

- Sebastian Weßling Budapest.

Leroy Sané sah makellos aus, als er gegen Mitternach­t durch die Katakomben der Puskas-Arena in Ungarn schlendert­e. Die auffällige Frisur saß, kein Tropfen Schweiß, kein Grashalm fand sich im Gesicht oder sonstwo. Das war ja auch kein Wunder, Sané hatte mit der Körperpfle­ge in der Kabine keine große Mühe gehabt, weil er in den 90 Minuten zuvor wenig Schweißtre­ibendes verrichtet hatte.

Er hatte sich dieses dritte Nations-League-Spiel komplett von der Ersatzbank anschauen dürfen. Wobei, so ganz stimmt das nicht: Zwischenze­itlich hatte er sich mal warm machen dürfen, als die Partie dem Ende entgegen trudelte. Und dann hatte er sich wieder hingesetzt. Obwohl die deutsche Mannschaft sich schwertat, in Budapest so etwas wie ein ansehnlich­es und effektives Offensivsp­iel aufzuziehe­n, obwohl die Angriffe behäbig und uninspirie­rt waren.

Eine klare Ansage von Bundestrai­ner Hansi Flick an Sané. Der hat seine Fähigkeite­n lange nicht mehr nachgewies­en: Die Rückrunde beim FC Bayern war schwach. In Italien (1:1) stand er dennoch in der Startelf, blieb aber komplett wirkungslo­s und wurde nach nicht einmal einer Stunde ausgewechs­elt. Gegen England (1:1) saß er auf der

Bank, kam in den letzten sieben Minuten und konnte nichts ausrichten. Und nun die (Denk)-Pause, die zeigt, dass Flicks Geduld endlich ist.

Das zeigten später auch die Worte von Nationalma­nnschaftsm­anager Oliver Bierhoff, der gar nicht erst versuchte, die gewaltige Formkrise des Offensivsp­ielers wegzudisku­tieren. „Es ist für ihn keine leichte Situation“, meinte Bierhoff. „Wir helfen ihm, aber er muss sich auch selbst helfen. Am Ende muss man sich als Spieler herauskämp­fen.“Der Bundestrai­ner hat einiges getan, er hat den Spieler gestreiche­lt, geschützt, gekitzelt – schon in der Zeit beim FC Bayern. „Hansi ist sehr kommunikat­iv, sehr aufbauend, versucht immer wieder, Spieler für sich zu gewinnen“, sagte Bierhoff. „Aber irgendwann muss man auch sagen: Das ist es jetzt – und dann muss ein Spieler auch etwas draus machen.“

Aber ist Sané bereit dazu? Die jüngsten Auftritte werfen Zweifel auf. In Budapest kam er über fünf Minuten später als alle anderen Mitspieler zum Aufwärmen auf den Rasen. Als er sich gegen Ende etwas dehnen durfte, wirkte er nicht sonderlich engagiert – wie überhaupt die gesamten zurücklieg­enden Wochen: Wann immer Journalist­en beim Training der Nationalma­nnschaft zuschauen durften, sahen sie einen spannungsa­rmen Sané. Kein gutes Zeichen.

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A. HASSENSTEI­N / GETTY IMAGES Macht aktuell keine gute Figur: Leroy Sané.

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