Thüringische Landeszeitung (Gera)
Jena und Erfurt laufen oft live
Das plant Ostsport.tv nach erfolgreichem Start für die neue Saison der Regionalliga Nordost
Eine positive Bilanz des ersten Sendejahres zieht Ostsport.tv, das vom Nordostdeutschen FußballVerband den Zuschlag für die Fernsehrechte von 2021 bis 2025 erhalten hatte. Das Unternehmen produzierte in der abgelaufenen Saison jede Partie und verkaufte die Senderechte unter anderem an den vorherigen Rechteinhaber MDR. Wie geht es in der neuen Saison weiter?
„Wir sind sehr zufrieden mit dem ersten Jahr“, sagt Mediendirektor Heiko Mallwitz. Dabei begann der Geschäftsbetrieb holprig. Wegen Lieferengpässen musste sich Ostsport.tv über Monate Technik von anderen Fernsehproduktionsfirmen anmieten, was teuer gewesen sei, wie Mallwitz sagt. Inzwischen sei alles Material zusammen und auch ein zweiter Übertragungswagen einsatzbereit.
Pro Wochenende seien 40, überwiegend freie Mitarbeiter unterwegs. Der Anbieter selbst hat nur drei Festangestellte. „Wir kommen ohne Wasserkopf aus“, sagt Mallwitz. Wie zugesichert, habe man alle 380 Saisonspiele produziert. Die Spielberichte erreichten 7,8 Millionen Aufrufe bei Youtube. „Wir hätten nicht im Traum mit diesen Zahlen gerechnet“, sagt Mallwitz. Schon am ersten Spieltag sei die Partie zwischen dem FC Carl Zeiss Jena und dem Berliner AK besser geklickt gewesen mit 103.000 Aufrufen als die zuvor beste Partie beim MDR, die Übertragung Jena gegen Chemnitzer FC im Oktober 2020 mit 38.000 Aufrufen.
Bei Ostsport.tv, MDR, RBB oder Hauptstadt-TV liefen 123 Livespiele. Die Wahrnehmung ist durchaus verschieden. Unserer Redaktion liegt ein Schreiben eines Fans an den Nordostdeutschen Fußballverband vor, wonach Ostsport.tv gegen die Ankündigung verstoßen habe, von jedem Tag, an dem in der Regionalliga gespielt wird, eine Partie live zeigen zu wollen. Der Fan erkundigt sich, ob der Verband eine Vertragsstrafe einfordert und die Vereine für die fehlende Sponsorenpräsenz im Fernsehen entschädigen wird.
Mallwitz hingegen verweist darauf, dass Ostsport.tv nie versprochen habe, selbst drei Live-Spiele pro Wochenende auszustrahlen, sondern diese durchaus auch bei Partnern laufen. „Wegen CoronaAusfällen fanden auch viele Spiele unter der Woche statt und wurden gezeigt.“Geld habe Ostsport.tv nicht verdient in der abgelaufenen Saison. Die neue Serie sei aber gesichert. Der Anbieter will weiter versuchen, sich über Werbung zu finanzieren und die Spiele frei anzubieten. Der MDR bleibe der Fernsehpartner.
Die Liga werde durch den Aufstieg des FC Rot-Weiß Erfurt attraktiver. Das Scheitern des BFC Dynamo in der Relegation bedauert Mallwitz. Höhere Quoten als der FC Eilenburg, der nun absteigen muss, bringt der DDR-Rekordmeister jedoch. „Jena und Erfurt werden häufig live zu sehen sein“, kündigt Mallwitz an. „Das neue Stadion in Jena wird die Qualität der TV-Übertragung erhöhen.“
Der Mediendirektor weiß, dass sich die Fans noch mehr Direktübertragungen wünschen. „Mehr Livespiele können wir nur anbieten, wenn wir sie an Partner verkaufen“, sagt er. Eine schlechte Nachricht gibt es für Rot-Weiß Erfurt. In der Oberliga zeigte dessen RWE-TV die Partien live. „Diese Rechte bestehen in der Regionalliga nicht“, sagt Mallwitz. Möglich sei es, Lizenzen dafür zu kaufen, ansonsten seien die Bewegtbilder erst 24 Stunden nach Abpfiff frei zur Verwendung. Fan-Choreografien vor Anpfiff dürften die Fan-Sender aber zeigen.
Der Mediendirektor freut sich aufs neue Spieljahr: „Das wird eine sehr attraktive Mischung.“