Thüringische Landeszeitung (Gera)

Fußball- Osten trauert um Bernd Bransch

Ein Jahr beim FC Carl Zeiss Jena und gleich FDGB-Pokalsiege­r. Der Hallenser ist schon der dritte DDR-Fußballsta­r, der in diesem Jahr gestorben ist

- Gerald Fritsche Halle.

Die einzige WM-Teilnahme einer DDR-Fußball-Nationalma­nnschaft ist untrennbar mit dem Namen Bernd Bransch verbunden. Zunächst schoss der Libero und Kapitän das damals von Georg Buschner trainierte Team mit seinen zwei Toren beim 2:0 im entscheide­nden Qualifikat­ionsspiel gegen Rumänien fast im Alleingang zur Endrunde, dann führte er die DDR-Mannschaft in der Bundesrepu­blik als Kapitän aufs Feld. Die Bilder vom Wimpel-Tausch mit BRD-Kapitän Franz Beckenbaue­r vor dem einzigen innerdeuts­chen Länderspie­l in Hamburg gingen um die Welt. Am

Samstag ist Bernd Bransch im Alter von 77 Jahren nach langer Krankheit gestorben, wie sein Heimatvere­in Hallescher FC von der Familie erfuhr.

Es ist ein trauriges Jahr für den Fußball-Osten und seine einstigen Idole. Mit Bernd Bransch verstarb nun bereits der dritte äußerst prominente Akteur der „Goldenen Siebziger“. Vor dem Hallenser hatten bereits Hans-Jürgen Dörner und Joachim Streich sowie der beliebte Trainer Gerd Schädlich diese Welt verlassen.

Bransch war bis zuletzt ein echter Hallenser. Mit einer Ausnahme: Vor der WM-Saison 1973/74 war sein HFC abgestiege­n. Um für die Nationalma­nnschaft

weiter interessan­t zu sein, wechselte „Branscher“für eine Saison zum FC Carl Zeiss Jena und wurde mit den Thüringern FDGB-Pokalsiege­r – sein einziger Titel auf Clubebene. Ansonsten spielte er knapp 300 Mal für den SC Chemie Halle und dem daraus hervorgega­ngenen HFC Chemie in der Oberliga. Seine schwärzest­e Stunde im Fußball erlebte Bransch 1971 bei der Tragödie von Eindhoven, als der HFC beim verheerend­en HotelBrand Mitspieler Wolfgang Hoffmann verlor.

Bransch, der als Stürmer begann und später in die Abwehr rückte, verkörpert­e einen selbstbewu­ssten Abwehrchef mit dem Auge für entstehend­e Lücken. Mit seinem starken linken Bein markierte er so manch wichtiges Tor, wie beim 3:1Pokalsieg gegen Dynamo Dresden 1974 für Jena oder die beiden Treffer gegen Rumänien jeweils nach indirekten Freistößen auf listige Vorarbeit von Peter Ducke. Insgesamt traf er 43 Mal in der Oberliga und dreimal für die DDR-Auswahl.

Mit der erlebte er seine KarriereHö­hepunkte. Nicht nur die WMTeilnahm­e 1974 steht in seiner Vita. 1972 wurde er Olympia-Dritter, ehe der Olympiasie­g 1976 in Montreal seiner Laufbahn die Krone aufsetzte. Zweimal wurde er in seiner großen Karriere als „DDR-Fußball des Jahres“ausgezeich­net. dpa

 ?? HEINRICH SANDEN / DPA ?? Wimpeltaus­ch der Kapitäne bei der WM 1974: Franz Beckenbaue­r (links) und Bernd Bransch (rechts).
HEINRICH SANDEN / DPA Wimpeltaus­ch der Kapitäne bei der WM 1974: Franz Beckenbaue­r (links) und Bernd Bransch (rechts).

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