Thüringische Landeszeitung (Gera)
Gewinner ist die Feuerwehr
CDU bleibt bei Bürgermeisterwahlen als einzige Partei noch relevant. 26 Stichabstimmungen
Die Parteien verlieren in den kleineren Gemeinden Thüringens zunehmend an Bedeutung. Dies zeigte erneut die Bürgermeisterwahl vom Sonntag.
Die einzige relevante Kraft bleibt die CDU, die 41 Bürgermeisterposten besetzen kann. Sie hatte 53 Bewerber aufgestellt. Mit knapp 20 Prozent sank jedoch ihr Anteil an den Stimmen auf den niedrigsten Stand seit Einführung der Direktwahlen 1994. Das bestätigte das Statistische Landesamt.
In Sonneberg, wo Bundesparteichef Friedrich Merz Wahlkampf machte, scheiterte die CDU-Kandidatin
Uta Bätz klar gegen den parteilosen Amtsinhaber Heiko Voigt, der auf etwa zwei Drittel der Stimmen kam. In der eichsfeldischen Stadt Leinefelde-Worbis muss CDUAmtsinhaber Marko Grosa in die Stichwahl, die trotz eines hohen Vorsprungs in der ersten Runde völlig offen erscheint.
CDU-Landeschef Christian Hirte wollte dennoch eine ausschließlich positive Bilanz ziehen. „Wir sind und bleiben die Kommunalpartei in Thüringen“, erklärte er in einer Pressemitteilung. „Fast alle unserer Kandidaten können sich bei der Kommunalwahl durchsetzen oder ziehen in die Stichwahl ein.“Zumindest im Vergleich zur Konkurten. renz wirkt die Union aber zumindest präsent. Die SPD stellt in den Orten, in den gewählt wurde, nur noch fünf Amtsträger, alle anderen Parteien spielen nahezu keine Rolle. Die größte Partei im Landtag, die Linke, kam auf 1,1 Prozent.
Wahlgewinner sind die Feuerwehren. Sie stellen 26 Bürgermeister – und die meisten neu gewähl
Der größte Teil der gewählten Bürgermeister – insgesamt 177 – waren Einzelbewerber. Insgesamt wurde in 323 Orten gewählt. An der Wahl beteiligten sich mit 50,7 Prozent ungefähr die Hälfte der gut 213.000 Wahlberechtigten. Der Negativrekord: In Untermaßfeld (Landkreis Schmalkalden-Meiningen) beteiligten sich nur 26 Prozent an der Abstimmung.
Laut Linke-Landeschef Christian Schaft stehen die Partei in kleinen Kommunen vor einem Dilemma. „Vor Ort zählte schon immer mehr die Person, weniger die Partei“, sagte er. „Gleichzeitig handelt es sich um eine wichtige Basis unserer Arbeit.“Seine Co-Chefin Ulrike
Grosse-Röthig betonte, dass inzwischen alle Parteien Schwierigkeiten hätten, Bewerber zu finden.
Außer in Leinefelde-Worbis müssen in 25 Orten die beiden erfolgreichsten Kandidaten in zwei Wochen noch in Stichwahlen gegeneinander antreten. Dabei geht es aber fast ausschließlich um Ehrenämter.
Die Abstimmungen werden von den Thüringer Parteien als Test für das Superwahljahr 2024 betrachtet. Dann stehen neben Landtags- und den Europawahlen auch die Neuwahl der Kommunalparlamente und der meisten Landräte und Oberbürgermeister an. Die Mehrzahl der verbliebenen CDU-Landräte geht in Rente.