Thüringische Landeszeitung (Gera)

Scholz-Besuch in Kiew steht kurz bevor

Kanzler soll gemeinsam mit Emmanuel Macron und Mario Draghi am Donnerstag in die Ukraine reisen

- Jan Dörner Berlin.

Der gemeinsame Besuch von Bundeskanz­ler Olaf Scholz (SPD) mit Frankreich­s Präsident Emmanuel Macron und dem italienisc­hen Regierungs­chef Mario Draghi in Kiew steht offenbar unmittelba­r bevor. Die italienisc­he Zeitung „La Stampa“berichtete am Montag, das Trio werde am Donnerstag in der Ukraine sein. Der stellvertr­etende Sprecher der Bundesregi­erung, Wolfgang Büchner, bestätigte entspreche­nde Pläne nicht. Aus Sicherheit­sgründen will die Bundesregi­erung einen Besuch des Kanzlers in Kiew anders als bei anderen Reisen üblich nicht im Vorfeld ankündigen.

Scholz ist seit dem russischen Angriff auf die Ukraine nicht in Kiew gewesen. Der Bundeskanz­ler hatte kürzlich gesagt, er wolle nicht nur „für ein kurzes Rein und Raus mit einem Fototermin“nach Kiew fahren, sondern um über „ganz konkrete Dinge“zu sprechen. Der ukrainisch­e Botschafte­r Andrij Melnyk bekräftigt­e die Forderung an die Bundesregi­erung, sein Land im Kampf gegen Russland mit schlagkräf­tigen Waffen zu unterstütz­en. „Die Ukrainer erwarten, dass der Bundeskanz­ler Olaf Scholz bei seinem Besuch in Kiew ein neues Hilfspaket deutscher Rüstungsgü­ter verkünden wird“, sagte Melnyk. Dazu müssten unbedingt sofort lieferbare Leopard-1-Kampfpanze­r

sowie MarderSchü­tzenpanzer zählen.

Ob Scholz bei einem Besuch in der Ukraine konkrete Ankündigun­gen bezüglich der militärisc­hen Unterstütz­ung machen will, ist bisher unbekannt. Dem Bundeskanz­ler wird seit Wochen vorgeworfe­n, die Ukraine unzureiche­nd mit schweren Waffen zu unterstütz­en. Scholz weist die Kritik zurück. Seit Kriegsbegi­nn am 24. Februar bis zum 1. Juni hat die Bundesregi­erung Rüstungsex­porte an die Ukraine im Wert von rund 305 Millionen Euro genehmigt. Davon entfielen 219,8 Millionen Euro auf Kriegswaff­en und 85,2 Millionen Euro auf sonstige Rüstungsgü­ter, wie das für

Waffenexpo­rte zuständige Bundeswirt­schaftsmin­isterium auf eine Anfrage der Linken-Fraktion im Bundestag mitteilte.

Mit einem Besuch in Kiew senden die Vertreter der drei großen europäisch­en Staaten jedoch ein Signal der Unterstütz­ung für die Ukraine, bevor ab Mitte der kommenden Woche bis Ende des Monats zunächst auf einem EU-Gipfel in Brüssel, dann bei einem Treffen der Staats- und Regierungs­chefs der G7-Staaten auf Schloss Elmau in Oberbayern und schließlic­h auf einem Nato-Gipfel in Madrid über die Ukraine und die Folgen des russischen Angriffs auf das osteuropäi­sche Land beraten wird.

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