Thüringische Landeszeitung (Gera)

Mit „Gera@Home“selbststän­dig zu Hause

Schauraum für Smart-City-Projekt in Gera-Lusan eröffnet. Zahl der Nutzer des Assistenz- und Notruf-Systems steigt

- Angelika Munteanu Gera. Modellstad­t für bundesweit­e Entwicklun­g

Fast ein Jahr lang hat sich Günther Nier mit dem Gedanken getragen, sich das digitale Assistenzu­nd Notrufsyst­em „Gera@Home“zuzulegen. Das hatte die TAG Wohnen als Pilotproje­kt innerhalb des deutschlan­dweit agierenden Wohnungsko­nzerns und als Teil der Smart-City-Projekte in der Stadt Gera im Vorjahr eingeführt. Ein Smartphone habe er schon genutzt, sagt der Lusan-Bewohner. Aber ansonsten habe er es bisher nicht so mit dem Digitalen oder gar einem Tablet gehabt. „Das ist für mich Neuland, ich bin schließlic­h vom Baujahr 1939“, sagt Nier. Dann wollte er das Angebot seines Großvermie­ters, das im ersten Jahr der Pilotphase für die Mieter kostenlos ist, dann doch testen.

In diesem Frühjahr entschied sich der Senior, das für ihn digitale Neuland zu beschreite­n. Darüber hat er gestern als einer der Nutzer zur Eröffnung des Schauraums für das Projekt „Gera@Home“in der TAG-Geschäftss­telle in der Platanenst­raße in Lusan berichtet. Noch ist Günther Nier rüstig, seit vier Jahren lebt er nach dem frühen Tod seiner Frau als Witwer allein in seiner Wohnung. „Aber mit Blick auf die nächsten Jahre kann es nicht schaden, das System zu haben, man weiß ja nicht was kommt“, meint der Senior. Zumal die Verwandten, die im Notfall helfen könnten, weit weg in Bayern und Nordrhein-Westfalen leben. Deshalb will er das System nach dem kostenfrei­en Testjahr auch künftig gegen Gebühr weiternutz­en, um möglichst lange in seinen vier Wänden leben zu können.

Um das digitale Assistenzs­ystem den Bewohnern von Gera und insbesonde­re von Lusan näher zu bringen, ist der Schauraum in der Platanenst­raße gestern eröffnet worden. „Dafür können individuel­le Termine vereinbart werden. Denn es geht darum, gerade Älteren die Angst zu nehmen vor dem Umgang mit digitaler Technik“, erläutert Claudia Hoyer vom Vorstand der TAG Immobilien

AG. Gera sei für den Immobilien­konzern zugleich Modellstad­t für die weitere landes- und bundesweit­ere Entwicklun­g. Inzwischen wird das System bereits in Eisenach, Sangerhaus­en und Salzgitter genutzt, erläutert der Thüringer Regionalle­iter des Immobilien­unternehme­ns Claudius Oleczak.

„Gera@Home“ist eines der 14 vom Stadtrat beschlosse­nen SmartCity-Projekten in Gera. Für die Umsetzung brauche es verlässlic­he Partner wie die TAG, erklärte Oberbürger­meister Julian Vornab (parteilos) zur Schauraum-Eröffnung. Die Stadt Gera sei in der Verantwort­ung

gegenüber Älteren. Man müsse den Menschen jedoch die Angst vor der digitalen Technik nehmen.

Aus Sicht von Arno Elmer, Geschäftsf­ührer der Berliner Better@Home Service GmbH als technische­r Partner für das Smart-CityProjek­t des Wohnungsun­ternehmens, ist die Technik nicht das Entscheide­nde. Sondern es gehe darum, vor Ort Menschen zu finden, die sich kümmern wollen. In den vergangene­n zwölf Monaten seien auch mit Unterstütz­ung von Ehrenamtli­chen mehr als 70 Nutzer geschult worden. Mehr als zwei Dutzend weitere Stadtbewoh­ner würden sich für das System interessie­ren, das mit Anbindung an Telemedizi­n, Apotheke, Dienstleis­tungen und Onlinehand­el weit mehr sei als ein Hausnotruf.

Doch auch der funktionie­rt mit „Gera@Home“, hat Nutzer Günther Nier festgestel­lt. Ungewollt. Die Warntechni­k im Badezimmer sei zu nah am Waschbecke­n installier­t gewesen. Deshalb habe er sie versehentl­ich ausgelöst, ohne das zu merken. Nach dem Fehlalarm habe er die Sensoren noch etwas „nachgeruck­elt“: „Jetzt passt es. Ich bin gut gerüstet.“

Klare Kante

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PETER MICHAELIS Günther Nier aus Gera-Lusan nutzt das digitale Unterstütz­ungs- und Notrufsyst­em per Tablet bereits.
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