Thüringische Landeszeitung (Gera)
Sonnenstrom für Tierpark-Bauernhof
Bürgerenergie-Genossenschaft Gera arbeitet an 14 Projekten zur alternativen Energiegewinnung
Der Start für die BürgerEnergie Gera eG im August 2020 – mitten im ersten Jahr der Corona-Pandemie – ist denkbar schwierig gewesen. „Das Prüfverfahren hat sich sehr lange hingezogen“, sagt der Vorstandschef der jungen Genossenschaft, Michael Dobritz. Erst im Dezember 2021 sei der Eintrag ins Genossenschaftsregister erfolgt.
Mittlerweile hat die junge Genossenschaft 50 Mitglieder, die sich die Gewinnung alternativer Energie mit kleinen, lokalen Anlagen zum Ziel gemacht haben. Während anderswo in Thüringen seit einigen Jahren BürgerEnergie-Genossenschaften recht erfolgreich Projekte umsetzen, sei es anfänglich in Gera schwierig gewesen, Verständnis zu erzeugen für die alternative Energiegewinnung mit genossenschaftlicher Beteiligung, sagt Dobritz.
Nach Gesprächen mit der Energieversorgung, der Stadtverwaltung und Stadträten „hat sich endlich etwas bewegt und sind Partner für die Zusammenarbeit da“, stellt Dobritz fest. Die Kommune sei wichtig als Planungs- und Genehmigungsbehörde. Aufbauhilfe habe es zudem von der benachbarten BürgerEnergie eG im Saale-Holzland gegeben, die seit mehren Jahren erfolgreich Projekte auf dem Land umsetzt, im Vorjahr auch im Freibad in Bad Köstritz mit einer Solaranlage für den Betrieb der Pumpen.
Im eigenen Revier setzt die junge Geraer Genossenschaft aktuell 14 Projekte zur alternativen Energiegewinnung gemeinsam mit verschiedenen Partnern um – „alle gleichzeitig“, berichtet Dobritz. Noch in diesem Jahr soll ein Solar-Mieterstromprojekt gemeinsam mit der Wohnungsgenossenschaft „Neuer Weg“im Stadtteil Lusan fertiggestellt werden. Für die weitere logistische Verwaltung der Stromanlage wollen die beiden Genossenschaften die Energieversorgung Gera mit ins Boot holen. machbare Lösungen gefehlt. „Mit der Bürger-Genossenschaft lässt sich für lokale Einzelanlagen das Problem der Investitionskosten lösen“, stellt Thomas Krauße als Vize im Genossenschaftsvorstand und Klimaschutzmanager in der Geraer Stadtverwaltung fest. Zu Wochenbeginn haben die Vorstände der Geraer Wohnungsgenossenschaften entschieden, zielgerichtet den Kontakt mit der BürgerEnergie-Genossenschaft aufzunehmen. „Wir wollen sehen, welche Vorhaben wir gemeinsam umsetzen können“, sagt
Uwe Klinger als Vorstand der WBG „Glück auf“.
Auch der evangelisch-lutherische Kindergarten „Apfelbäumchen“in der Bieblacher Straße in Gera soll künftig mit Sonnenstrom versorgt werden. Die Ställe der Agrargenossen in Aga bekommen eine größere Photovoltaik-Anlage auf die Dächer gesetzt. Strom aus der Sonne soll auch am Südwall der Tongrube in Aga erzeugt werden und den Diesel für den Betrieb des Schießstandes ersetzen. Der überschüssige Strom soll ins Netz eingespeist werden.
Für eine Solaranlage auf der Schule des Vereins Wendepunkt in Bad Köstritz wartet die Bürgergenossenschaft noch auf die Solar-Invest-Förderung. Eigentlich soll die Anlage auch in diesem Jahr fertiggestellt werden, mit deren Hilfe sich die Einrichtung zu 70 Prozent aus eigenem Sonnenstrom wird versorgen können. Zudem soll die alternativ erzeugte Energie die vereinseigenen Elektrofahrzeuge speisen. „Fahrzeugbatterien sind ideale Speicher“, meint Thomas Krauße.
Von der Fassade des Bauernhofs im Geraer Tierpark strahlen zwar schon eine symbolische Sonne und die Sonnenblumen. Ob das geplante Solar-Projekt für das Dach in diesem Jahr umgesetzt werden kann, bezweifelt der Genossenschaftsvorstand inzwischen. Angemeldet sei das Vorhaben zwar, aber es seien noch technische Hürden aufgrund der alten Stromleitungen im Tierpark zu nehmen. Dazu das aktuelle Problem der gestörten Lieferketten. „Bei Elektronik und Steuerelementen klemmt’s“, sagt Dobritz. „Wechselrichter gibt es gleich gar nicht – wie zu DDR-Zeiten.“
Klare Kante