Thüringische Landeszeitung (Gera)
Den Tod genauestens geplant
Gesinnung mit Versen des alten und neuen Testaments auf Sarkophag festgehalten
Es ist gut möglich das Georg Schütz Anregungen zur Verbesserung des Musikwesens in der Stadt an Posthumus weitergab. In einem Protokollbuch findet sich unter dem 9. Dezember 1617 die Abschrift eines Gutachtens von Heinrich Schütz, die Neuordnung der Hof, Schul- und Stadtmusik in Gera betreffend.
Aus dem Gutachten lässt sich entnehmen, das Posthumus anordnete in welchem Umfange was wann und wo musiziert werden soll. Das Gutachten überliefert auch einen detaillierten Plan des umfangreichen musikalischen Teils des Gymnasialunterrichtes.
Heinrich Posthumus und Heinrich Schütz dessen 350. Todestag dieses Jahr begangen wird unterhielten freundschaftliche Beziehungen und Heinrich Schütz soll auch des Öfteren zu Gast auf Osterstein gewesen sein. Auch soll sich in der Schlossbibliothek ein Textbuch der Oper „Dafne“befunden haben. Vermutlich ist diese erste deutsche Oper von Heinrich Schütz dort auch aufgeführt worden. Die Uraufführung
fand am Abend des 13. April 1627 auf dem Schloss Hartenfels bei Torgau statt.
Die Oper „Dafne“stammt vom Italiener Jacobo Peri und wurde erstmals 1597 in Florenz aufgeführt. Als Heinrich Schütz die Arbeit an der Oper aufnahm suchte er einen Dichter für die Umschreibung ins deutsche. Heinrich Schütz konnte Martin Opitz, den Begründer der Schlesischen Dichterschule, dafür gewinnen. Opitz soll die Oper wegen formaler Unzulänglichkeiten von Rinuccinis Libretto kurzerhand neu schreiben. So entstand ein fünfaktiges Drama ohne Schnörkel. Ottavio Rinuccini, der erste Opernlibrettist, der mit seinen Ideen die neue Gattung Oper generell anschob. Seltsam ist, dass beide Textvorlagen die von 1597 bis auf ein kleines Fragment wie auch die von 1627 verloren gegangen sind.
1629 nahm Fürst Ludwig I. von Anhalt – Köthen Martin Opitz in die 1617 gegründete „Fruchtbringende Gesellschaft“auf. Opitz hatte hier den Beinamen „der Gekrönte“. Posthumus wurde 1630 ebenfalls Mitglied der Fruchtbringenden Gesellschaft mit dem Beinamen „der
Speisende“. Die Fruchtbringende Gesellschaft setzte sich vor allem für die Förderung der deutschen Sprache ein.
Sechs Reußen waren insgesamt Mitglied auch ein Sohn von Posthumus und einige seiner Enkel. Die Gemahlin von Posthumus Magdalena wurde schon 1620 Mitglied der 1619 gegründeten „Tugendlichen Gesellschaft“in Rudolstadt, sie hatte hier den Beinamen „die Verschwiegene“.
Posthumus trug Vorsorge in Erwartung eines baldigen Todes. Ab 1632 hatte er wiederholt mit Krankheiten zu tun. Am 30. Dezember 1634 erweiterte er sein Testament. Er verpflichtete seine Söhne zu gemeinsamer Regentschaft und vorerst keine Landesteilung vorzunehmen. Sie sollten sich nicht vor dem 30. Lebensjahr verheiraten eine maßvolle Hofhaltung halten und mit seiner getätigten Schuldentilgung fortfahren. Posthumus besaß eine große Frömmigkeit. Etwa ein Jahr vor seinem Tode ließ er einen Sarg anfertigen, den er mit selbstausgesuchten Bibelzitaten des alten und neuen
Testaments schmücken ließ. Seine Gemahlin informierte er hiervon erst kurz vor seinem Tode. Posthumus legte den gesamten Ablauf seiner Beisetzungsfeierlichkeiten präzise fest. Heinrich Schütz war beauftragt die Beisetzungsmusik zu schaffen. Heinrich Posthumus verstarb am 10. Juni 1635 an einem heftigen Schlagfluss. Sein Leichnam wurde in der Schlosskapelle aufgebahrt. Die Beisetzung mit einer großen Leichenprozession aus 25 Bildern fand am 4. Februar 1636 nach seinen Anordnungen statt.
Nach dem Tode Posthumus gab dessen Witwe Dorothea Magdalena an Heinrich Schütz den Auftrag die Musik für den Beisetzungsgottesdienst zu komponieren. Heinrich Schütz nannte diese Musik zum Hinausbegleiten „Musikalische Exequien“. Hierbei vertonte Schütz die auf dem Sarg festgehaltenen Bibelworte des alten und neuen Testaments. In diesem Zusammenhang ist auch der besondere kulturhistorische Wert des Sarges von Heinrich Posthumus (als Pendant) zu sehen. Erstmals hielt ein reußischer Landesherr seine protestantische Gesinnung mit Versen des alten und neuen Testaments auf einen Sarkophag fest.