Thüringische Landeszeitung (Gera)
„Schau gerade, nach oben und unten“
Chefarzt der Augenklinik am SRH Wald-Klinikum Gera hat drei Wochen in Tansania gearbeitet
Ein paar Wörter Suaheli habe er während seines Aufenthaltes in Sansibar gelernt, sagt Jörg Seewald und schmunzelt. „Schau gerade, nach oben und unten“.
Drei Wochen weilte der promovierte Chefarzt der Augenklinik am SRH Wald-Klinikum auf der Insel. Sie ist ein halbautonomer Teilstaat von Tansania. Dort versorgte er in Zusammenarbeit mit der kleinen und engagierten Hilfsorganisation „Vision vor Puma“vom Erblinden bedrohte Patienten.
Ein Team von fünf Leuten aus Deutschland reiste mit, darunter ein Augenoptiker und eine OPSchwester. „Jeder flog mit einem Koffer privater Sachen und einem mit Verbandsmaterialien. Wir haben Packlisten geschrieben und viele Nachweise für die dortigen Behörden eingereicht. Erstaunt waren wir, als wir dann das Gesundheitsministerium sahen, eine kleine Baracke“, erzählt Jörg Seewald.
Operiert wurde im KMKM- Hospital, geführt unter Leitung der Marine. Zur Seite standen den Deutschen auch lokale Helfer.
Zeit zum Ausruhen blieb nach der Ankunft nicht. Die Patienten warteten bereits in Zelten. Über 3000 Frauen und Männer im Alter von 20 bis 80 Jahren wurden kostenlos untersucht, 150 Operationen durchgeführt. „Viel mehr als vorgesehen“, so der Arzt. Geplant waren 50. „Einem Baby, ein paar Wochen alt, wurde zum Beispiel ein Abszess am Lid entfernt.“Zehn bis zwölf Stunden operierte Jörg Seewald von Montag bis Samstag. Er behandelte den grauen und grünen Star, Hornhaut-, Lid- und Bindehauterkrankungen. Kurze Verschnaufpausen gab es nur, wenn die Instrumente zwischen den Operationen sterilisiert werden mussten, weil nicht ausreichend Ersatz vorhanden war. „Die Patienten zeigten sich sehr geduldig und waren zurückhaltend. Mit der Kommunikation haperte es, weil die meisten kein Englisch sprachen. Doch die Helfer übersetzten.“
Um die Nachbehandlung kümmerte sich Christiane Schilling. Durch die ehemalige Chefärztin am SRH Zentralklinikum Suhl kam der Kontakt mit Gera zustande. Sie unterstützt seit vielen Jahren den Verein „Vision for Puma“, der sich ausschließlich der Verhütung und Heilung von Blindheit in Tansania annimmt. Unternehmer Frank Klemm gründete diesen 2010.
Jörg Seewald empfand den Aufenthalt in Sansibar, für den er freigestellt wurde, als eine schöne Erfahrung. „Ich habe trotz der immensen Arbeit viel Input bekommen. Ein gutes Team waren wir auch. Noch heute schreiben sich die Mitglieder WhatsApp-Nachrichten. Der deutsche Arzt aus Gera erhält sie als Doktor George. So haben ihn seine Kollegen in Sansibar genannt, weil sie den Vornamen Jörg nur schwer aussprechen konnten.