Thüringische Landeszeitung (Gera)

Autorin von „Wie man seinen Ehemann tötet“erschießt ihren Gatten

25 Jahre Haft für US-Schriftste­llerin: Nancy Crampton Brophy hatte einst über Mord geschriebe­n, „dass jeder von uns dazu in der Lage ist“

- Dirk Hautkapp Washington. „Lady Madonna“: Mutter Mary, Paul (l.) und Michael Ende der 40erJahre.

Als Nancy Crampton Brophy vor über zehn Jahren ihren Essay mit der süffigen Überschrif­t „Wie man seinen Ehemann tötet“unter die Leute brachte, hatte die großmütter­lich wirkende HobbySchri­ftstelleri­n aus Portland/Oregon bei den möglichen Todesarten Pistolen im Grunde ausgeschlo­ssen. Sie seien „laut, stiften Unordnung und erfordern einiges Geschick“, schrieb sie in ihrer Bedienungs­anleitung zum subtilen Beseitigen eines ungeliebte­n Ehepartner­s.

Das hielt die 71-Jährige nach Überzeugun­g einer Geschworen­enJury

im US-Westküsten-Bundesstaa­t nicht davon ab, im echten Leben 2018 ihrem damals 63 Jahre alten Ehemann in der Kulinariks­chule, in der er als Koch tätig war, mit einer Schusswaff­e für immer den Löffel aus der Hand zu nehmen. Daniel Brophy wurde mit zwei Schüssen, einem von hinten, einem von vorn, ins Herz gefunden. Nancy Crampton Brophy, die es auf seine 1,4 Millionen Dollar schweren Lebensvers­icherungen abgesehen hatte, wurde am Tatort von einer Überwachun­gskamera in ihrem Auto in einem schwarzen Nachthemd aufgenomme­n. Sie muss für 25 Jahre hinter Gitter, was in Oregon lebensläng­lich bedeutet.

In dem siebenwöch­igen Prozess ließ die Mörderin sämtliche Vorwürfe zurückweis­en. Dass sie am Tatort gesehen wurde, gehe nur auf die harmlose Suche nach Inspiratio­n für ein neues Buch zurück. Die Tatwaffe will sie ebenfalls lediglich für eine Buchrecher­che zu Studienzwe­cken gekauft haben.

Staatsanwa­ltschaft, Sachverstä­ndige und Zeugen im Prozess zeichneten den Juroren dagegen ein völlig anderes Bild: dass einer kaltblütig­en Mörderin. Von zentraler Bedeutung für den Ausgang des landesweit beobachtet­en Verfahrens war die Aussage von Brophys ZellenNach­barin Andrea Jacobs. Ihr erzählte die wenig erfolgreic­he Romanschre­iberin

von Titeln wie „Der falsche Liebhaber“während ihrer seit Sommer 2018 währenden Untersuchu­ngshaft offenbar haarklein, wie sie ihren Gatten um die Ecke brachte.

Brophy hatte sich in dem Beitrag über den Ehegattenm­ord, der sich im Rückblick wie eine Trockensch­wimmübung liest und im Prozess nicht als Beweismitt­el zugelassen war, geschriebe­n, „dass jeder von uns“zu einem Mord fähig sei, „wenn man ihn weit genug treibt“. Und hinzugefüg­t, dass sie nicht ins Gefängnis wolle: „Ich mag keine Overalls und Orange ist nicht meine Farbe.“An beides wird sie sich nun gewöhnen müssen.

 ?? DAVE KILLEN / DPA ?? Nancy Crampton Brophy (l.), Romanautor­in aus den USA, vor ihrer Verurteilu­ng vor Gericht.*
DAVE KILLEN / DPA Nancy Crampton Brophy (l.), Romanautor­in aus den USA, vor ihrer Verurteilu­ng vor Gericht.*

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