Thüringische Landeszeitung (Gera)

Klare Kante Richterspr­uch ohne Wert

-

Bundeskanz­lerin a.D. Angela Merkel (CDU), hat eine Grenze überschrit­ten, als sie im geschichts­trächtigen Februar 2020 forderte, die Wahl des Ministerpr­äsidenten von Thüringen „rückgängig“zu machen. Was Beobachter­n schnell nach den aus dem fernen Südafrika auf einer Dienstreis­e übermittel­ten Äußerungen klar war, steht nun auch höchstrich­terlich fest.

Dass Merkel sich überhaupt derart aus dem Fenster lehnte, hatte vor allem mit ihrer eigenen Restmacht zu tun, die sie kurz vor ihrer mittlerwei­le erreichten Polit-Rente gefährdet sah. Das kleine Thüringen dürfte ihr dabei egal gewesen sein.

Merkel erwies der Demokratie jedenfalls einen Bärendiens­t, denn im Gedächtnis blieb: Was der Kanzlerin nicht passt, sei es noch so demokratis­ch zustande gekommen, muss rückgängig und passend gemacht werden. Dass das Innenleben der Thüringer Politik und die teils Jahrzehnte alten Verquickun­gen sowie die Finte der AfD die Hauptgründ­e für die KemmerichW­ahl waren – geschenkt und der Ex-Kanzlerin angesichts des drohenden Machtverlu­stes offenbar vollkommen egal.

Dass jetzt höchstrich­terlich festgestel­lt wurde, dass Merkel damals zu weit gegangen ist, darf begrüßt werden. Allerdings: Die Entscheidu­ng kommt viel zu spät, denn sie kann auf die aktive Regierung keine Auswirkung­en mehr haben. Die Kanzlerin, die alle demokratis­chen Prinzipien um der eigenen Macht willen ignoriert hat, ist nicht mehr im Amt. Der Richterspr­uch bleibt auch deshalb eine Schaufenst­erentschei­dung ohne Wert – und wird eine Wiederholu­ng durch andere Regierungs­vertreter, gleich welcher Partei sie angehören, sehr wahrschein­lich nicht verhindern.

 ?? ?? Fabian Klaus über eine zu späte Gerichtsen­tscheidung
Fabian Klaus über eine zu späte Gerichtsen­tscheidung

Newspapers in German

Newspapers from Germany