Thüringische Landeszeitung (Gera)

Hoff schlägt Theaterpau­schale vor

Minister plant Ergänzung im Kulturlast­enausgleic­h. Widerspruc­h selbst in den eigenen Reihen

- Michael Helbing

Erfurt. Städte und Landkreise als Träger von Theatern und Orchestern will Kulturmini­ster Benjamin Hoff (Linke) ab 2023 entlasten, aber auch verpflicht­en, „wieder in die Dynamisier­ung der Theateraus­gaben einzusteig­en“. Dafür schlägt er eine Theaterpau­schale im Kommunalen Finanzausg­leich (KFA) vor. Darüber bekämen solche Kommunen zwanzig Prozent ihrer insgesamt derzeit 55 Millionen Euro umfassende­n Zuwendunge­n erstattet.

Eine solche zweckgebun­dene Zuweisung wäre „verfassung­srechtlich möglich über eine Anpassung des Kulturlast­enausgleic­hs“, der Teil des KFA ist. So argumentie­rte Hoff in der Zeitschrif­t der Kulturpoli­tischen Gesellscha­ft. Das zielt auf ein Urteil des Thüringer Verfassung­sgerichtes von 2005 ab, wonach zu viele zweckgebun­dene Zuweisunge­n die kommunale Selbstverw­altung unzulässig beeinträch­tigten. Hoff kritisiert indes „die sehr, sehr strikte Festlegung“in Thüringen. Sie sei hier besonders streng, so der Minister vergangene Woche im Landtag.

Zuletzt hatte Brandenbur­g seinen KFA reformiert und erstattet seitdem Kommunen ihre Mehrausgab­en für Theater und Orchester zweckgebun­den. Jetzt befasst sich der Entwurf einer Thüringer Gesetzesre­form, mit der deutlich höhere Schlüsselz­uweisungen verbunden sind, in einem neuen Absatz zum Kulturlast­enausgleic­h mit der Theaterpau­schale.

Hoff will über die Pauschale die Lücke zum Flächentar­if landesweit schließen. Sie umfasst aktuell insgesamt 5,5 Millionen Euro. Nach Flächentar­if zahlen nur die Theater Meiningen, Weimar und Erfurt. In den Finanzieru­ngsverträg­en bis Ende 2024 hatte das Land darauf verzichtet, dass alle Kommunen ihre Zuschüsse entspreche­nd dynamisier­en. Es zahlt seitdem oft einseitig und anteilig jährlich mehr.

Im Beitrag für die Kulturpoli­tische Gesellscha­ft wies Hoff darauf hin, dass einige kommunale Zuwendungs­geber ihre Zuschüsse seit 2012 nicht mehr anhoben und bis Ende 2024 einfroren. Das betreffe die Thüringen-Philharmon­ie Gotha-Eisenach, die Theater Eisenach und Rudolstadt-Saalfeld oder auch das Theater Waidspeich­er in Erfurt.

Nicht nur bei der Opposition sorgt Hoff derweil für Widerspruc­h. Auch Sascha Bilay, kommunalpo­litischer Sprecher in der linken Landtagsfr­aktion, meldet Bedenken an und kritisiert die „zunehmende Befrachtun­g des KFA“. Zusätzlich­es Geld sei im Kulturhaus­halt bereitzust­ellen. „Der KFA ist keine Resterampe“, sagte er dieser Zeitung.

Für den Gemeinde- und Städtebund kommt der Vorstoß laut Geschäftsf­ührer Ralf Rusch „relativ überrasche­nd“. Er erwartet kein einheitlic­hes Stimmungsb­ild der Mitglieder. „Solche Vorschläge werden von Nutznießer­n immer befürworte­t, von anderen abgelehnt.“

Inzwischen begannen, zunächst auf Arbeitsebe­ne, Verhandlun­gen über die Theaterver­träge ab 2025. Hoff will erneut eine lange Laufzeit über acht Jahre, in zwei Stufen.

Das Bestreben besteht darin, die weiterhin offene „Tariflücke“an den Theatern und Orchestern zu schließen. Benjamin-Immanuel Hoff (Linke), Kulturmini­ster und Chef der Staatskanz­lei

 ?? ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany