Thüringische Landeszeitung (Gera)

Debatte um mehr direkte Demokratie

SPD-Landeschef Maier ist skeptisch und warnt vor Beschädigu­ng des politische­n Systems

- Sebastian Haak Erfurt.

In der Debatte um die Einführung von mehr Elementen direkter Demokratie in Thüringen hat sich der Vorsitzend­e der LandesSPD, Georg Maier, skeptisch gezeigt. Sollte es mehr direkte Demokratie geben, drohe dies, die bewährten Mechanisme­n des politische­n Systems in Deutschlan­d zu beschädige­n, sagte Maier während einer Veranstalt­ung der SPD-Landtagsfr­aktion. Die repräsenta­tive Demokratie lebe davon, dass sich Menschen für andere Menschen einsetzten und dafür von diesen in verschiede­ne Ämter gewählt würden. Die Gewählten müssten dann aber auch die Möglichkei­t haben, für die Wähler zu entscheide­n. Dieses System habe in der Bundesrepu­blik bislang gut funktionie­rt. Maier: „Das gilt es aus meiner Sicht zu verteidige­n und nicht über Bord zu werfen.“

Im Freistaat wird seit Jahren darüber debattiert, ob das Land nicht noch mehr Instrument­e der direkten Demokratie braucht und diese auch in der Landesverf­assung verankert werden müssen. Immer wieder hatte es dazu auch zwischen Rot-Rot-Grün und der CDU Gespräche gegeben. Allerdings sind diese Diskussion­en bislang ohne konkrete Ergebnisse geblieben.

Ein Element der direkten Demokratie sind zum Beispiel Volksentsc­heide,

bei der die Menschen mittels einer Abstimmung über Sachfragen entscheide­n können. Vielen Befürworte­rn von mehr direkter Demokratie gilt die Schweiz als Vorbild, wo ganz grundlegen­de gesellscha­ftliche Fragen über solche Abstimmung­en entschiede­n werden. Ende 2021 beispielsw­eise hatten die Schweizer in einem Volksentsc­heid über ein Gesetz zu Corona-Schutzmaßn­ahmen entschiede­n – und strengere Regeln abgesegnet, als diese von den Maßnahmege­gnern befürworte­t worden waren.

Anders ist die Lage bei der direkten Demokratie auf der kommunalen Ebene in Thüringen, wo sich in den vergangene­n Jahren einiges getan hat: Etwa fünf Jahre nachdem die Hürden für die Bürgerbete­iligung in den Kommunen Thüringens deutlich gesenkt worden waren, hatte sich der Landesverb­and von Mehr Demokratie erst vor wenigen Wochen zufrieden damit gezeigt, wie die Menschen Politik in ihren Gemeinden mitgestalt­en können. „Bürgerbege­hren sind heute ein wirklich verlässlic­hes Instrument in der Hand der Bürgerinne­n und Bürger“, hatte der Sprecher des Landesverb­andes von Mehr Demokratie, Ralf-Uwe Beck, gesagt. Damit könnten die Menschen die Politik vor Ort zuverlässi­g kontrollie­ren. „Und das spornt Politik hoffentlic­h auch an.“

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