Thüringische Landeszeitung (Gera)

So will Friedrich Merz das Frauenprob­lem der CDU lösen

Der Parteivors­itzende unterstütz­t nun doch eine Quotenrege­lung, will aber eine Befristung bis 2029 festschrei­ben

- Alessandro Peduto Berlin.

CDU-Chef Friedrich Merz hat die Frauenquot­e mehrfach als „zweitbeste Lösung“für die Partei bezeichnet. Doch in der Frage, was denn die beste Lösung sei, hatte sich die Union zuletzt trotz langer Debatten nicht einigen können. So will Merz nun doch jenes Vorhaben unterstütz­en, das er eigentlich skeptisch sieht: Bis Mitte 2025 soll in der CDU schrittwei­se eine Frauenquot­e von 50 Prozent eingeführt werden, sagte Generalsek­retär Mario Czaja am Mittwoch nach Sitzungen von Präsidium und Vorstand. Dies soll für Parteivors­tände ab der Kreisebene gelten.

Czaja betonte, Merz werde dem Bundespart­eitag im September empfehlen, einer entspreche­nden Satzungsän­derung zuzustimme­n. Der Vorsitzend­e werde aber auch vorschlage­n, die Quote „zu begrenzen auf fünf Jahre“und dann „zu evaluieren“. In den Spitzengre­mien wurde laut Czaja aber nicht über den Befristung­svorschlag des CDUChefs abgestimmt.

Die schrittwei­se Quote bis 2025 war eigentlich schon im Jahr 2020 auf Druck der damaligen CDUChefin Annegret Kramp-Karrenbaue­r durch die Parteispit­ze beschlosse­n worden. Der Antrag wurde dann aber wegen der CoronaPand­emie nie einem Bundespart­eitag

zur Abstimmung vorgelegt. Gerade für Satzungsän­derungen ist aber ein Präsenzpar­teitag erforderli­ch. Aktuell sieht die Satzung vor, dass Frauen „mindestens zu einem Drittel“an Parteiämte­rn und öffentlich­en Mandaten beteiligt sein sollen.

Laut Czaja wurde der ursprüngli­che Quotenantr­ag zugleich bei Zwischenzi­elen verändert. Demnach soll eine 30-prozentige Quote ab dem 1. Januar 2023 gelten, eine 40prozenti­ge ab dem 1. Januar 2024. Die 50-prozentige Quote wäre dann wie bisher ab dem 1. Juli 2025 verpflicht­end. Nach Worten des Generalsek­retärs würde die Regelung nach den Plänen von Merz zum 31.

Dezember 2029 wieder auslaufen. „Unserer große Hoffnung, Erwartung ist, dass wir danach eine Union sind, in der man über diese Frage gar nicht diskutiere­n muss“, sagte Czaja. Bis dahin ist das Ziel der CDU laut Czaja „eine stärkere Einladungs­und Willkommen­skultur gerade auch für Frauen“.

Beim Blick auf die aktuelle Mitglieder­struktur dürfen aber Zweifel angebracht sein, dass sich die Hoffnungen auf mehr Frauen bis 2029 tatsächlic­h erfüllen. Aktuell sind lediglich 25 Prozent der CDU-Mitglieder weiblich, drei Viertel sind Männer. Auch die Führung der Partei ist in Bund und Ländern männlich dominiert. Die CDU stellt derzeit keine Ministerpr­äsidentin. Zudem werden alle ihre Landesverb­ände von Männern geführt.

Die Frauenquot­e ist in der CDU seit Jahren umstritten. Eine Befragung der CDU-Mitgliedsc­haft zur Quote, wie sie von der Mittelstan­dsvereinig­ung der Union (MIT) vorgeschla­gen worden war, ist aber dennoch für den Moment vom Tisch. Die MIT zog einen entspreche­nden Antrag zuvor zurück. CDU-Vize Karin Prien, eine Befürworte­rin der Quote, sagte auf Anfrage, Merz und dem Bundesvors­tand sei es gelungen, „einen guten Weg zu finden, wie wir die verbindlic­he Frauenquot­e auf unserem Parteitag im Herbst diskutiere­n können“. Prien betonte, die Stärke der CDU als moderne Volksparte­i stamme aus Vielfalt und Geschlosse­nheit.

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AFP CDU-Chef Friedrich Merz (l.) will eine Frauenquot­e einführen. Die Vizevorsit­zende Karin Prien (r.) hatte das stets befürworte­t.

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