Thüringische Landeszeitung (Gera)
Russland drosselt Gaslieferungen noch weiter
Durch Ostsee-Pipeline Nord Stream 1 fließt erneut weniger Gas
Russland reduziert die Gaslieferungen durch die nach Deutschland führende Ostsee-Pipeline Nord Stream noch weiter. Die Durchleitungen würden ab Donnerstag um ein Drittel auf nur noch 67 Millionen Kubikmeter Gas am Tag gekürzt, erklärte der Energiekonzern Gazprom am Mittwoch. Hintergrund sei, dass am Start der Pipeline eine weitere Turbine des deutschen Herstellers Siemens außer Betrieb genommen werden müsse. Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) nannte die Begründung „vorgeschoben“.
Erst am Dienstag hatte Gazprom eine Reduzierung von 167 Millionen auf 100 Millionen Kubikmeter bekannt gegeben. Dies wurde mit in Reparatur befindlichen SiemensBauteilen begründet.
„Die aktuellen Meldungen zeigen deutlich: Die Begründung der russischen Seite ist schlicht vorgeschoben“, erklärte Habeck nach der erneuten Kürzungsankündigung. „Es ist offenkundig die Strategie, zu verunsichern und die Preise hochzutreiben.“Aktuell könnten die nötigen Gasmengen am Markt beschafft werden, „wenn auch zu hohen Preisen“, fügte er hinzu. Auch würden die Gasspeicher weiter befüllt. „Die Versorgungssicherheit ist gewährleistet. Aber wir beobachten die Dinge sehr genau und sind über die Krisenstrukturen in engstem Austausch mit den relevanten Akteuren.“
Habeck mahnte zugleich Energiesparen an. Dies sei „das Gebot der Stunde“. Die Bundesregierung werde zudem „staatliche Maßnahmen ergreifen, wenn dies nötig ist“.
Der Anteil russischer Lieferungen an den deutschen Gasimporten liegt aktuell bei 40 Prozent, wie der parlamentarische Staatssekretär im Wirtschaftsministerium, Oliver Krischer (Grüne), am Mittwoch sagte. Im Durchschnitt der vergangenen Jahre seien es 55 Prozent gewesen. Ebenso wie andere Länder bemüht sich Deutschland seit Beginn des russischen Angriffskriegs in der Ukraine, die Abhängigkeit von russischen Importen zu verringern.
Die 2011 in Betrieb genommene Nord-Stream-Leitung ist die GasPipeline mit der höchsten Kapazität zwischen Russland und Deutschland. Sie verläuft vom russischen Wyborg nordwestlich von St. Petersburg bis nach Lubmin in Mecklenburg-Vorpommern. afp