Thüringische Landeszeitung (Gera)
Entsetzen nach Badeunfall in Aga
Ermittlungen der Polizei zur Unglücksursache laufen noch
Das Entsetzen nach dem tödlichen Badeunfall am Dienstagnachmittag im Strandbad in Gera-Aga ist bei vielen Geraern noch immer groß. „Kind unter Wasser – bei solch einer Alarmierung möchte man eigentlich gar nicht ausrücken“, sagen am Tag danach Geraer Feuerwehrleute, die vor Ort im Einsatz waren – bis zu der tragischen Erkenntnis: Der zehnjährige Junge, nach dem bis zum Abend im gesamten Bad und im Wasser gesucht wurde, konnte nur noch tot geborgen werden.
Badegäste und viele Campingplatz-Besucher hatten den stundenlangen Einsatz miterlebt. Wer dem abgesperrten Strandbereich zu nahe kam, dem sei – so berichten Zeugen – von der Polizei Platzverweis erteilt worden.
Neben Feuerwehr, Wasserwacht und Polizei war auch ein Notfallseelsorger des DRK vor Ort, um die Angehörigen des Kindes und bei Bedarf die Einsatzkräfte zu betreuen. Mancher von ihnen bedauert, dass man nicht viel habe ausrichten können. Feuerwehrleute hatten den See des Strandbads zunächst mit dem Boot abgesucht – vergeblich. Erst am Abend fanden Polizei-Taucher aus Erfurt den leblosen Körper des Kindes im Wasser.
„Es war für die Geraer Feuerwehr der erste Einsatz ohne eigene Tauchergruppe“, stellt der Sprecher der Geraer Feuerwehr, Göran Kugel im Nachgang fest. Zum 31. Dezember vorigen Jahres war die Tauchergruppe der Berufsfeuerwehr Gera, die über viele Jahre thüringenweit im Einsatz war, aus Kostengründen abgeschafft worden.
Was zum Tod des zehnjährigen Kindes im Wasser geführt hat, ist bislang noch immer unklar. „Die polizeilichen Ermittlungen zur Ursache laufen noch“, hieß es auf Nachfrage dieser Redaktion am Mittwochvormittag nur sehr knapp aus der Pressestelle der Landespolizeiinspektion Gera. Damit ist auch noch immer offen, ob der Zehnjährige, der laut Zeugen im tiefen, offenen Schwimmerbereich des Badesees gefunden wurde, überhaupt schwimmen konnte. Oder ob die intensive Sonneneinstrahlung zu einem Hitzeschlag geführt hat. Oder ob der tückische Untergrund des offenen Gewässers mit Schlamm und Schlingpflanzen, das in den vergangenen Jahren schon mehrere Menschenleben gefordert hatte, erneut zur tödlichen Gefahr wurde.
Offen ist bisher auch, ob es an dem Unglücksnachmittag eine qualifizierte Badeaufsicht gab. Die ist laut einer Ordnungsbehördlichen Verordnung über Sicherheitsvorkehrungen in Badeanstalten im Freistaat Thüringen zumindest für den markierten Bade- und Schwimmerbereich erforderlich. Die Seefläche darüber hinaus kann auf eigene Gefahr genutzt werden. Auf Nachfrage dieser Redaktion dazu beim Personal gab es keine Antwort mit Verweis auf ein Auskunftsverbot vom Chef. Chef Josef Kramer, Pächter des städtischen Badegewässers, war nicht errichtbar.
Bekannt wurde aber, dass es sich bei dem Badeopfer um einen Jungen syrischer Abstammung handelt, der mit seiner Familie in Lusan gelebt hat. „Es ist eine große Katastrophe, dass das Kind umgekommen ist“, sagt Hassan Salim, Imam im Verein Moschee Gera. Die Familie des Jungen habe sich inzwischen hilfesuchend an ihn gewandt. Seelsorge für die Familie und auch die Organisation des Begräbnisses, das außerhalb von Gera stattfinden soll, seien zugesichert. Eine Obduktion des Kindes sei aus religiösen Gründen nicht erwünscht.
Im Freitagsgebet will die muslimische Gemeinschaft in Gera des tödlich verunglückten Jungen gedenken. Auch an die Aufsichtspflicht von Eltern gerade beim Baden in unbekannten Gewässern will der Imam erinnern.
Oberbürgermeister Julian Vorab (parteilos) hat im Namen der Stadt Gera den Eltern und Angehörigen sein „aufrichtiges und tiefstes Mitgefühl für diesen viel zu frühen Tod ihres Sohns“ausgesprochen. Er dankte den Einsatzkräfte von Feuerwehr, Wasserrettung, Rettungsdienst und Polizei, die in diesem Notfall schnelle Arbeit und Hilfe geleistet hätten.
Klare Kante